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Warum mich Eric Freys Prognosen sehr beruhigen

Der Journalist der Österreichischen Tageszeitung »Der Standard«, Eric Frey
Der Journalist der Österreichischen Tageszeitung »Der Standard«, Eric Frey (© Imago Images / teutopress)

Der – nach eigenen Angaben – »führende Journalist und Kommentator« Eric Frey lag mit seinen Prognosen in der Vergangenheit so oft falsch, dass man in Sachen Justizreform in Israel das Beste hoffen darf.

Wie auch Mena-Watch laufend berichtet, plant die aktuelle rechte israelische Regierung, sich die Justiz gefügig zu machen. Seit Monaten protestieren Hundertausende Israelis dagegen. Sogar ich habe mir angesichts von Bibis »selbstlosen« Ambitionen in Sachen Justizreform schon fast leise Sorgen um das liberale Israel gemacht.

Aber dann hat mich Eric Frey von meinen Ängsten befreit, weil auch er sich in einem kürzlich erschienenen Artikel in der österreichischen Tageszeitung Der Standard in den Chor der üblen verdächtigen Lokalgrößen eingereiht hat, die Israels Demokratie schon im Todeskampf oder zumindest in einem drohendem Bürgerkrieg sehen. Nachdem seine Prophezeiungen sich aber in der Vergangenheit auch nicht bewahrheitet haben, sondern meist das Gegenteil eingetreten ist, bin ich wieder zuversichtlich.

Seine Interpretation, dass die Zahlen, die einen steigenden Antisemitismus anzeigen, falsch und zu hinterfragen seien, weil antijüdischer Kontext da ja nicht dazugehöre, hat sich leider als beschönigend erwiesen.

Seine Diagnose, dass die Anti-BDS-Stellungnahmen der deutschen und österreichischen Parlamente das intellektuelle Klima vergiften, Cancel Culture vorantreiben und die Probleme der (mit Raketen auf Israel schießenden) Palästinenser vergessen machen würden, gehört in die gleiche Kategorie der Verharmlosung und Bagatellisierung.

Dass die eine oder andere Reportage in seinem Verantwortungsbereich im Standard über die verschiedenen Gaza-Kriege einseitig und lückenhaft war, hat sogar er selbst eingesehen.

Hassan Rohani, der (Ex-)Präsident des iranischen Mullah-Regimes, sei ein »Hoffnungsträger«, fand Frey. Ob Irans Frauen und die Angehörigen der gehängten Regime-Gegner seiner Amtszeit das auch so sehen?

Auch mit dem mäßig liberalen Erdogan war er nicht so streng: trotz rechtsstaatlicher Mängel sei die Türkei ein Heilsbringer gegen »illegalen Schlauchboot-Exodus« und »ein sicherer Drittstaat«. Das sehen manche von Freys Journalisten-Kollegen in türkischen Gefängnissen vielleicht anders. 

Laut einer von Frey unwidersprochenen Behauptung einer seiner Interviewpartnerinnen würde die Knesset, das israelische Parlament, am Tempelberg Ausschusssitzungen abhalten. Einen Beleg für diese Abstrusität hat er nicht verlangt. 

Als Vierfach-Geimpfter hat mich auch seine Begeisterung für eine generelle Impfpflicht nicht überzeugt – die schlussendlich von der Regierung auch gekübelt wurde.

Wenn ich an all diese Beispiele denke, wächst in mir die Zuversicht, dass wohl auch Freys aktuelle Diagnose über den bevorstehenden Untergang Israels gute Chancen hat, nicht einzutreffen. Schon jetzt zeichnet sich ab: Ganz so heiß, wie die Regierung sie gerne gekocht hätte, wird die Justizreform nicht gegessen werden. Es geht schon in eine bessere Richtung und das endgültige Schlusswort ist noch lange nicht gesprochen. 

Kurz und gut: Dass die Prognosen dieses »führenden Journalisten und Kommentators«, wie er sich ganz ohne Scham und nicht ganz uneitel selbst beschreibt, so verlässlich daneben liegen, verheißt auch in Sachen israelische Justizreform Gutes – und das erleichtert mich sehr.

Dies ist ein Auszug aus unserem Newsletter vom 22. März. Wenn Sie den nächsten Newsletter erhalten möchten, melden Sie sich an

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