Serien mit Schwulen: Warum in der Türkei gegen Netflix gehetzt wird

Netflix in der Türkei ist mit Boykottaufrufen konfrontiert
Netflix in der Türkei ist mit Boykottaufrufen konfrontiert (© Imago Images / ZUMA Press)

Der Präsident des Obersten Rundfunk- und Fernsehrates will keine Serie dulden, in der einer der Charaktere homosexuell ist.

Benjamin Weinthal, Jerusalem Post

Spekulationen in den sozialen Medien über einen schwulen Charakter in der neuen türkischen Netflix-Serie „Love 101“ haben Boykottaufrufe gegenüber dem Streaming-Dienst und scharfe Kritik seitens der Rundfunkaufsichtsbehörde ausgelöst. „Wir werden keine Sendungen tolerieren, die den nationalen und spirituellen Werten unserer Gesellschaft zuwiderlaufen“, wurde Ebubekir Sahin, Präsident des Obersten Rundfunk- und Fernsehrates, diese Woche in der türkischen Zeitung Yeni Akit zitiert.

Die Aufregung brach aus, nachdem ein inzwischen gelöschter Twitter-Account namens @love101netflix durchblicken ließ, dass eine der Hauptfiguren der zu Beginn des Ramadans am 24. April ausgestrahlten Serie – einer Geschichte über Schüler, die ihrem Lehrer helfen, die Liebe zu finden –, schwul sein könnte. (…)

Obwohl Homosexualität kein Straftatbestand ist, ist die Feindseligkeit gegen Homosexualität in der türkischen Gesellschaft weit verbreitet. Die Behörden gehen hart gegen LGBT+-Veranstaltungen vor, seit ein Putschversuch im Jahr 2016 ihnen die Befugnis gab, öffentliche Versammlungen, einschließlich Pride-Märschen, zu verbieten. Die Regierung gibt zwar an, LGBT+- Rechte und -Freiheiten seit ihrer Machtübernahme im Jahr 2003 verbessert zu haben, aber ein Bericht der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) über die Rechte von LGBT+-Personen im Jahr 2019 stufte die Türkei auf den vorletzten Platz von 49 Ländern ein.

Turks call for Netflix boycott over alleged gay character in show

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