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Warum hat Russland den Iran im Stich gelassen?

Der iranische Außenminister Abbas Araghchi zu Gast bei Russland Präsident Wladimir Putin
Der iranische Außenminister Abbas Araghchi zu Gast bei Russland Präsident Wladimir Putin (© Imago Images / ITAR-TASS)

Die beiden Staaten unterhalten enge Beziehungen, wobei Russland bei seinem Angriff auf die Ukraine vom Iran mit Drohnen unterstützt wurde, was Teheran schwere Sanktionen seitens des Westens eingebracht hat.

Seit Jahren ist der Iran ein enger Partner Russlands, wobei sich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Winter 2022 weiter verstärkt haben. Während des Ukraine-Kriegs warfen westliche Länder dem Iran vor, Russland mit Militärdrohnen beliefert zu haben, die zum Angriff auf ukrainische zivile Infrastruktur eingesetzt wurden.

Im Januar 2024 trat der Iran den BRICS bei, einer Gruppe nicht-westlicher Schwellenländer, die von Russland mitbegründet wurde. Kürzlich ratifizierte das iranische Parlament auch einen umfassenden strategischen Partnerschaftsvertrag mit Russland. Die Präsidenten beider Länder hatten das Abkommen im Januar unterzeichnet, zwei Monate später wurde es vom russischen Parlament gebilligt.

Warnungen …

Trotz dieser engen Beziehungen leistete Russland dem Iran während seines Kriegs mit Israel, der am vergangenen Dienstag mit einem von den USA verkündeten Waffenstillstand endete, keine militärische Unterstützung. Stattdessen verurteilte Russland lediglich die israelischen Angriffe, bot seine Vermittlung an und warnte die Vereinigten Staaten vor einer Einmischung in den Krieg.

In einer Erklärung, die zu Kriegsbeginn auf der Website des Kremls veröffentlicht wurde, drückte Präsident Wladimir Putin sein »Beileid gegenüber der Führung und dem Volk des Irans für die zahlreichen menschlichen Verluste« aus. Er betonte, dass Russland »die Handlungen Israels, die gegen die Charta der Vereinten Nationen und das Völkerrecht verstoßen, verurteilt«.

Anschließend erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, Russland unterhalte regelmäßige, enge und substanzielle Kontakte zum Iran, auch wenn es Dialogkanäle zu Israel gebe. Darüber hinaus biete Putin seine Dienste als Vermittler zwischen dem Iran und Israel an, während die Kommunikation mit Washington fortgesetzt werde.

Später riet Russland den Vereinigten Staaten ab, den Nahen Osten durch eine Hilfeleistung für Israel zu, wie es hieß, »destabilisieren«. Der stellvertretende Außenminister Sergej Rjabkow erklärte, Moskau warne »die Vereinigten Staaten davor, Israel direkte militärische Hilfe zu leisten oder dies auch nur in Erwägung zu ziehen«. Als die Vereinigten Staaten jedoch intervenierten und den Iran angriffen, geschah nichts.

Da Russland seine Unterstützung auf rhetorische Äußerungen beschränkt hat, bleibt daher die Frage: Warum hat es dem Iran keine militärische Unterstützung gewährt?

… aber keine Taten

Während des Kriegs schrieb der russische Politikexperte Andrei Kortunov in der Wirtschaftszeitung Kommersant, eine Eskalation des Konflikts zwischen dem Iran und Israel berge ernsthafte Risiken und potenzielle Kosten für Moskau, weswegen es ist nicht bereit sei, »über politische Erklärungen zur Verurteilung Israels hinauszugehen; und es ist auch nicht bereit, dem Iran militärische Hilfe zu leisten«.

Es ist anzumerken, dass der strategische Partnerschaftsvertrag zwischen dem Iran und Russland kein gegenseitiges Verteidigungsabkommen darstellt. Er verpflichtet keine der beiden Parteien, im Falle eines Angriffs auf eine der beiden Parteien militärische Hilfe zu leisten, sondern lediglich, dem Gegner keine Hilfe zu leisten. In dem Zusammenhang berichtete das Wall Street Journal, Russland, das dem Iran vor den Luftangriffen Israels und der USA militärische Hilfe zugesagt hatte, habe letztlich nur rhetorische Unterstützung angeboten, um eine Eskalation zu vermeiden und seine Beziehungen zu Israel und US-Präsident Donald Trump aufrechtzuerhalten.

Der Autor Mohammed al-Ghazali schrieb in einem Artikel auf der Website des katarischen TV-Senders Al Jazeera, Moskau habe aufgrund des Anstiegs der Ölpreise nach den Angriffen auf Teheran kurzfristig wirtschaftlich vom Krieg profitiert: »Russland ist derzeit sehr an seinen relativ verbesserten Beziehungen zu den Vereinigten Staaten unter Donald Trump interessiert und wollte daher keine Krise mit Letzteren durch eine militärische Unterstützung des Irans auslösen.«

Putin habe möglicherweise erkannt, fuhr er fort, dass jede Hilfe für den Iran, die nicht so weit geht wie eine vollständige Intervention, wie sie in Syrien stattfand, nicht ausreichen werde, um den Verlauf des Kriegs zu ändern und Moskau eher schwach erscheinen würde, anstatt sein Image zu stärken, insbesondere angesichts der Tatsache, dass Teheran und seine »Achse des Widerstands« kürzlich schwere Rückschläge erlitten haben.

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