Latest News

Warum die Hamas nicht alle Geiseln freilassen wird

Mit der Hamas an der Macht kann es keinen Frieden geben
Mit der Hamas an der Macht kann es keinen Frieden geben (Imago Images / Middle East Images)

Seit dem Massaker vom 7. Oktober 2023 hält die Hamas Israelis und ausländische Staatsbürger im Gazastreifen als Geiseln fest und benutzt sie als Verhandlungsmasse.

Hamza Abu Howidy

Obwohl einige der Entführten im Rahmen von Austauschvereinbarungen für palästinensische Gefangene freigelassen wurden, befindet sich weiterhin eine beträchtliche Anzahl in Gefangenschaft, was sowohl ihr eigenes Leid als auch jenes ihrer Familien verschlimmert. Der Grund dafür ist klar: Die Terrororganisation betrachtet Geiseln nicht als Menschen, sondern als politisches Druckmittel.

Die Weigerung, alle Gefangenen freizulassen, geht über rein taktische Überlegungen hinaus; sie offenbart die umfassendere Strategie der Hamas, Menschenleben, ob israelische oder palästinensische, auszubeuten, um ihre ideologischen Ziele zu erreichen. Dies verkörpert den Kern des Dschihadismus, einer Doktrin, die Stabilität und Frieden zugunsten unerbittlicher Konflikte und anhaltender Unruhen ablehnt.

Druck auf Israel

Bei den Geiselnahmen der Hamas ging es nie nur um einen Gefangenenaustausch. Wäre dies der Fall gewesen, wären alle freigelassen worden, sobald ein vernünftiges Angebot vorlag. Im Oktober 2024 unterbreitete Israel den Vorschlag, den Hamas-Führern im Gegenzug für die Abgabe ihrer Waffen und der Freilassung der Entführten eine sichere Ausreise aus dem Gazastreifen zu gewähren. Dieses Angebot, das über ägyptische Vermittler unterbreitet wurde, wurde von der Hamas umgehend abgelehnt. 

Khalil al-Hayya, Chefunterhändler der Hamas während der Waffenstillstandsgespräche in Katar, erklärte, seine Gruppe könne unbegrenzt kämpfen und bestand darauf, dass der von ihm als »Völkermord« bezeichnete Zustand im Norden des Gazastreifens als Voraussetzung für jegliche Verhandlungen über die Geiseln zuvor beendet werden müsse. Khalil al-Hayya meinte weiters, die Hamas habe ihre Ziele durch die Ereignisse vom 7. Oktober 2023 erreicht, nachdem das Waffenstillstandsabkommen geschlossen wurde.

Durch die Geiselnahme stellt die Hamas sicher, dass der internationale Druck auf Israel bestehen bleibt, während sie gleichzeitig von ihren eigenen Gräueltaten ablenkt. Sie manipuliert die globale Berichterstattung, um die Unterstützung ihrer Geldgeber zu erhalten und sich selbst als Opfer darzustellen. Mit jedem Tag, den die Geiseln in Gefangenschaft verbringen, stärkt die Terrororganisation ihre Kontrolle über die Lage vor Ort und diktiert die Bedingungen für ein Engagement.

Unterdrückung der Palästinenser

Die Hamas hält die Palästinenser weiterhin in einer schrecklichen Lage gefangen und nutzt deren Notlage, um ihre eigene Macht zu festigen und abweichende Meinungen zu unterdrücken. Tausende Palästinenser wurden unter dem Vorwand mangelnder politischer Loyalität meist ohne Gerichtsverfahren inhaftiert. Viele werden gefoltert, zu Geständnissen gezwungen und öffentlich hingerichtet, um der Bevölkerung Angst einzujagen

Kritiker der Hamas, darunter Journalisten, Aktivisten und Bürger, müssen mit schwerwiegenden Konsequenzen rechnen, äußern sie abweichende Meinungen, so wie Ziad Abu Hayya, der öffentlich den Schutz vor der Hamas einforderte, wofür er gefoltert und vor den Augen seiner Kinder erschossen wurde. 

Der Hamas-Kritiker Ameen Abed wiederum forderte ein Ende des Konflikts und die Freilassung der israelischen Geiseln, wobei er die schwere Folter hervorhob, die diese Menschen durch die Terrorgruppe erleiden mussten. Dafür wurde er von maskierten Männern angegriffen und schließlich zur medizinischen Behandlung in ein Krankenhaus in den Vereinigten Arabischen Emiraten verlegt, da die Einrichtungen im Gazastreifen nicht in der Lage waren, die erforderliche Versorgung und Sicherheit zu bieten.

Entmachtung der Hamas

Die Menschen im Gazastreifen können keine andere Zukunft fordern, weil die Hamas die Opposition durch Gewalt und Einschüchterung zum Schweigen bringt. Ähnlich, wie sie Geiseln einsetzt, um Israel zu manipulieren, platziert die Hamas ihre militärischen Einrichtungen strategisch in Wohngebieten und missbraucht die Bewohner als menschliche Schutzschilde. Diese Taktik zielt darauf ab, die Zahl der zivilen Opfer im Fall eines Angriffs zu maximieren. 

Die fünfzehn Monate des unerbittlichen Kriegs, der Verwüstung und des Leids haben die Hamas nicht dazu gebracht, das Wohlergehen ihrer Bevölkerung in den Vordergrund zu stellen. Anstatt nach einer Lösung zu suchen, hält sie weiterhin über zwei Millionen Menschen in der Küstenenklave gefangen und nutzt sie als Druckmittel in Verhandlungen nicht nur mit Israel, sondern mit der gesamten Weltgemeinschaft. 

Die Strategie der Hamas treibt diejenigen, die nach einer Lösung für den Gazastreifen suchen, in die Enge und zwingt diese, entweder die anhaltende Kontrolle durch die Terrorgruppe zu tolerieren oder sich der Aussicht auf einen anhaltenden Konflikt mit einer Organisation zu stellen, die jede Lösung und Alternative ablehnt. Wie ihr Anführer Yahya Sinwar erklärte, wird die Hamas solange kämpfen, bis das letzte Kind im Gazastreifen tot ist. Diese Situation bringt die internationale Gemeinschaft in eine prekäre Lage: Entweder sie unterstützt die Hamas und leistet den Menschen in der Enklave Hilfe, oder sie verschärft die Spannungen, indem sie die Terrorgruppe zur Entwaffnung und Befreiung der Bevölkerung drängt.

Doch solange die Hamas an der Macht bleibt, werden sowohl Israelis als auch Palästinenser leiden. Die Geiseln sind nicht die Einzigen, die leiden; Millionen von Palästinensern sind in ähnlicher Weise gefangen, gefangen in einem System, das ideologische Vorstellungen über das menschliche Leben stellt. Das große Leid und die Zerstörung, welche die Hamas in den letzten fünfzehn Monaten über die Menschen im Gazastreifen gebracht hat, sind erschütternd, doch ihre Aggression zeigt keine Minderung.

Der wahre Weg zum Frieden erfordert die Beseitigung der Hamas-Kontrolle über den Gazastreifen, damit sowohl Israelis als auch Palästinenser eine Zukunft ohne den Einfluss einer terroristischen Organisation, die den Konflikt bis zum sprichwörtlichen Jüngsten Tag aufrechterhalten möchte, ins Auge fassen können.

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir reden Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!