„Aber das ist nur die halbe Wahrheit: Man hat das mörderische Treiben der iranischen Milizen und russischen Bomber in Syrien nicht nur konsequent ignoriert, man hat es letztlich gutgeheißen. Dass der US-amerikanische Außenminister John Kerry prompt ‚ein kleines bisschen Fortschritt‘ ausmachte, als die russischen Luftangriffe auf Aleppo gerade wieder volle Fahrt aufgenommen hatten, ist bezeichnend. Sein undankbarer Job ist es schließlich, für Syrien noch irgendeine Form von Scheinlösung hinzubekommen, bevor Barack Obamas Amtszeit endet. Obama hat Syrien und den Irak der Islamischen Republik Iran überlassen, das war der Preis für den Abschluss des Atomabkommens mit dem Iran, der das große, ‚historische‘ außenpolitische Vermächtnis seiner Präsidentschaft werden sollte. Stattdessen wird der Leichengeruch aus Aleppo das Vermächtnis des Friedensnobelpreisträgers Obama begleiten. (…)
Das Waffenstillstandsabkommen für Syrien war lediglich der ziemlich verzweifelte und voraussagbar zum Scheitern verurteilte Versuch, hier noch ein PR-Wunder zu bewirken. (…) Da nutzt es auch nichts, dass die US-amerikanische UN-Botschafterin Samantha Power in Hinblick auf Russlands Vorgehen plötzlich von ‚Barbarei‘ spricht. Das ist unfair, schließlich tut Russland auch jetzt nichts anderes, als was es von vornherein in Syrien getan hat: Assad an der Macht halten. Putin, Assad und die Anführer der iranischen Revolutionsgarden sind allerdings nicht einmal höfliche Nutznießer von Obamas Imageproblem, die wenigstens rhetorisch einmal so tun würden als ob. Der syrische UN-Vertreter verspricht ungerührt den endgültigen Sieg Assads über seine Feinde, konzentriert doch der Iran seit Wochen ausländische Kämpfer zum Sturm auf Aleppo. Und völlig ungeniert setzt Russland nun bunkerbrechende Bomben auf der Suche nach den letzten Untergrundlazaretten der syrischen Zivilschutzorganisation ‚White Helmets‘ ein und Brandbomben, die in Wohngebieten gigantische Feuerbälle verursachen.“
(Oliver M. Piecha: „Ein bisschen Fortschritt“)
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