Warum Erdogan zur Verfolgung der Uiguren in China schweigt

Warum Erdogan zur Verfolgung der Uiguren in China schweigt„Während einiger Wochen gab es im vergangenen Jahr beträchtliches internationales Interesse an der prekären Lage der Uiguren. Die Vereinten Nationen hatten scharfe Kritik an den Umerziehungslagern für Vertreter der muslimischen Minderheit im äußersten Westen Chinas geübt. Menschenrechtsorganisationen, aber auch zahlreiche Medien zeigten in der Folge detailliert die systematische Diskriminierung und Unterdrückung des Turkvolkes durch Peking auf. Auf diplomatischer Ebene äußerten mehrere westliche Staaten ihre Besorgnis über die Lage in der Provinz Xinjiang, dem Hauptsiedlungsgebiet der Uiguren. Auch heute noch flackert das Thema sporadisch auf.

Ausgesprochen ruhig war es jedoch die ganze Zeit über in der Türkei geblieben. Bis heute hat die Regierung von Präsident Erdogan die Lager, in denen mehr als eine Million Menschen indoktriniert und letztlich vom islamischen Glauben abgebracht werden sollen, mit keinem Wort erwähnt. Ein regierungsnaher Journalist nannte die Berichte über die Umerziehungslager sogar eine Verleumdungskampagne westlicher Medien. Das stellt eine krasse Kehrtwende in der türkischen Politik dar. Denn Ankara galt bis vor kurzem als einer der vehementesten Fürsprecher der Uiguren. (…) Während der ethnischen Unruhen in Xinjiang 2009 sprach der damalige Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, unter dem der politische Islam in der Türkei stark an Bedeutung gewonnen hat, von einem ‚Genozid‘.

Erdogan inszeniert sich auch weiterhin als Beschützer bedrängter Glaubensbrüder, zuletzt etwa während der Massenflucht der Rohingya aus Burma. Missstände in China sind aber kein Thema mehr. (…) Der Schritt ereignete sich nicht zufällig zum Höhepunkt des Zerwürfnisses mit den traditionellen Partnern im Westen, wie Selcuk Colakoglu erklärt, der Direktor des türkischen Instituts für Asien-Pazifik-Studien in Ankara. ‚Als die Kritik am repressiven Kurs nach dem Putschversuch immer grösser wurde, schaute sich Ankara aktiv nach Alternativen zur Westbindung um. Und natürlich waren da auch die ökonomischen Faktoren.‘ Erste Vorboten wirtschaftlichen Ungemachs gab es bereits 2017. Tatsächlich stehen die Türkei und China seither in einem weit engeren Dialog, und im Juli vergangenen Jahres, noch vor dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise, sprach Peking an Ankara ein Darlehen über 3,6 Milliarden Dollar.“ (Volker Pabst: „Erdogan lässt die Uiguren fallen“)

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