„Doch es gibt womöglich noch einen weiteren Grund dafür, dass Moskau die Türken gewähren lässt – zumindest behaupten das kurdische Quellen aus Afrin. Demnach unterstützt Russland den türkischen Einmarsch auch deshalb, weil es die bedrängten Kurden dazu bringen will, sich in ihrer Not dem russischen Hauptverbündeten in Syrien anzunähern, dem Diktator Baschar al Assad. Das Moskauer Leitmotiv laute demnach: Schutz vor den Türken gibt es nur bei Assad. Der hat seit mehr als fünf Jahren nichts mehr zu sagen in Afrin. Im Sommer 2012 hatten die ‚Volksschutzeinheiten‘, die personell und ideologisch eng mit der in der Türkei aktiven kurdischen Terrorbande PKK verbunden sind, in Afrin die Macht übernommen. Assads Truppen mussten sich zurückziehen, da der Diktator sie anderswo in seinem zerfallenden Staat dringender brauchte. Nun könnte das Regime wieder die Oberhand gewinnen – dank türkischer und russischer Hilfe.
Das ist zwar einstweilen nicht beweisbar und basiert allein auf Darstellungen kurdischer Politiker in Afrin, die behaupten, dass Russland offen Druck auf die lokalen kurdischen Machthaber ausübe, ein Arrangement mit Assad zum Schutz gegen die Türkei einzugehen. Nachweisbar ist allerdings, dass die Türkei als ihren Hauptfeind in Syrien nicht mehr wie einst Assad sieht, sondern die ‚Volksschutzeinheiten‘. Noch bis zum Mai 2016, als Ahmet Davutoglu türkischer Regierungschef war, galt in Ankara die Devise, Assad sei der einzige Terrorist in Syrien, alles andere nur eine Folge seiner Politik. Doch das gilt nicht mehr. Ankara nähme eine Machtübernahme des Assad-Regimes in Afrin im Zweifelsfall wohl als das geringere Übel hin.“ (Michael Martens: „Letzte Hoffnung Baschar al Assad?“)
„Der Rückzug der russischen Truppen aus Afrin sei Berichten zufolge auf ein Angebot an die dortige YPG hin erfolgt, Afrin an das Regime zu übergeben, damit die Türken nicht einmarschieren, so der hochrangige Vertreter der Kurden Aldar Xelil. Die Kurden hätten das Angebot abgelehnt. Ankara soll angeblich zugesagt haben, Afrin nach der Beendigung seiner Operationen gegen die YPG an das Regime zu übergeben. Daher trage die Operation auch den Namen ‚Olivenzweig’, so Gulf News unter Berufung auf eine anonyme Quelle im türkischen Außenministerium. Da der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bereits vor einigen Wochen im Kampf gegen die YPG die Möglichkeit einer spontanen Zusammenarbeit mit dem syrischen Präsidenten Bashar al-Assad nicht ausschließen mochte, ist dies nicht unbedingt überraschend.“ (By Paul Iddon: „Will Ankara and Damascus clash or collaborate in Afrin?“)