Von daher kommt es für den Iran überhaupt nicht infrage, dass sich ein unabhängiger Landstrich herausbildet, der nicht seiner Kontrolle untersteht und vermutlich seinen operativen und strategischen Plänen im Weg stehen würde. So überrascht es nicht, dass Milizkommandeure im Irak sich der kurdischen Führung gegenüber in Drohungen ergingen, um sie von der Durchführung ihrer Pläne abzubringen. Der Anführer der von der Revolutionsgarden während des Iran-Irak-Kriegs aufgestellten Badr-Organisation Hadi Ameri wurde von der (den Revolutionsgarden nahestehenden) Nachrichtenagentur Fars dahingehend zitiert, eine Weigerung der kurdischen Führung, das Referendum abzusagen, werde zu Blutvergießen, ja sogar zu einem Bürgerkrieg im Irak führen. Der Kommandant der unter iranischer Schirmherrschaft operierenden Asa’ib Ahl al-Haq-Miliz Qais Khazali behauptete, das kurdische Vorgehen stelle eine israelische Verschwörung dar – ein Beispiel für die Dämonisierung, die der Iran einsetzt, um dem Referendum die Legitimität abzusprechen. (…) Die gegenwärtige Dezentralisation im Irak hat dazu geführt dazu, dass Teheran sich im Gegenzug für üppige Wirtschaftshilfe als effektive politische Macht etablieren konnte. Das Regime hofft, dass es sein Modell der ‚indirekten Kontrolle’, das es im gesamten Nahen Osten umsetzen will, dadurch wird fortschreiben können. Das Bestreben der kurdische Minderheit nach Selbstbestimmung passt gar nicht zu den Plänen des Iran in der Region, und dies nicht nur, weil es zu einer Kettenreaktion führen könnte. Teherans Opposition speist sich aus innen- und außenpolitischen Erwägungen und seine Politik dürfte sich auf die delikate Lage im Nahen Osten nachhaltig auswirken.“ (Doron Itzchakov: „Iran and the Kurdish Challenge“)
