„Tunesien bereitet sich auf die ersten Kommunalwahlen seit der Revolution von 2011 vor. Die landesweiten Wahlen sind für den 6. Mai geplant, wobei die Angehörigen des Militärs und der Sicherheitsbehörden bereits am 29. April abstimmen sollen. Da Wahlen bereits mehrfach verschoben wurden, befürchten Aktivisten, auch die Kommunalwahlen könnten womöglich doch noch aufgeschoben werden.
Als die Kandidatenlisten bei der Unabhängigen Wahlbehörde (ISIE) eingereicht wurden, gab es einige Überraschungen. Dazu zählte die hohe Anzahl jüngerer Kandidaten. Mehr als 75 Prozent der registrierten Kandidaten sind jünger als 45 und mehr als die Hälfte sogar jünger als 35. (…) Den Zahlen der ISIE zufolge sind 47,46 Prozent der Kandidaten Frauen. (…)
Der politische Beobachter und Medienanalyst Youssef al-Wasalati erklärte Al-Monitor gegenüber, es sei ‚das erste Mal, dass die Anzahl [der jüngeren Kandidaten] die Parteien und politischen Blöcke in Tunesien schockiert. Was sich in dieser ersten Phase der Kommunalwahlen zugetragen hat, kommt einer öffentlichen Zurückweisung der [gegenwärtigen] politischen Lage und Parteien gleich.’
‚Indem es ihnen nicht gelungen ist, den Sorgen der jungen Menschen Rechnung zu tragen und ihren Hoffnungen und Erwartungen zu entsprechen, haben die politischen Eliten angesichts der zunehmenden Armut und Arbeitslosigkeit einen Großteil ihrer Glaubwürdigkeit eingebüßt’, so Al-Wasalati weiter. (…)
Bashir Boujadi, der der Tunesischen Industrie-, Handels- und Handwerksvereinigung (UTICA) angehört, meinte Al-Monitor gegenüber, dass ‚wir hoffen, dass die jungen Menschen die tunesische Wirtschaft anfeuern, zur Erfüllung der Forderungen der Jugend beitragen und neue Vorschläge zur Schaffung von Beschäftigungsmöglichkeiten unterbreiten werden’.
‚Die politischen Parteien sollten der Jugend, die die Revolution anführte, den Stab überreichen, damit sie das Land in eine sichere Zukunft führen und die wirtschaftliche und politische Krise überwinden können’, so Boujadi weiter.“ (Mohamed Ali Litfi: „Young Tunisians have high hopes for May’s municipal elections“)