Unmittelbar nach Abschluss des Waffenstillstandsübereinkommens wurde Israel in den Medien wieder als Aggressor dargestellt.
Jetzt steht es also, das Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der pro-iranischen Terrormiliz Hisbollah, aber so richtige Ruhe ist in diesem prekären Grenzgebiet noch nicht eingetreten. Jedenfalls hat die Hisbollah am vergangenen Montagabend zwei Raketen auf die Har Dov-Gegend im Norden Israels abgefeuert. Gut, es kam dabei niemand zu schaden, trotzdem: Israel hat gleich in der Nacht zurückgeschlagen, zahlreiche Abschussrampen zerstört und Einrichtungen der Hisbollah im Süden des Libanons bombardiert.
Schluss mit der Sucht nach Ruhe
Gegen das Abkommen verstoßen hat Israel damit aber nicht, weil es sich ausdrücklich ausbedungen hat, auf jeden Angriff der Hisbollah mit Härte zu reagieren. Zu lange, so die Logik der Israelis, hat man die aggressiven Aktionen der Terrororganisation »durchgehen lassen« oder allenfalls mit kleinen Schlägen quittiert. Man sei »friedenssüchtig« gewesen, heißt es mittlerweile in Israel, und habe beide Augen zugedrückt, um nur ja die Ruhe nicht zu gefährden.
Diese »laissez faire«-Mentalität habe zur Tragödie des 7. Oktober 2023 beigetragen. Die Einwohner aus dem israelischen Norden, die seit jenem schwarzen Tag aus Angst vor einem ähnlichen Massaker evakuiert worden waren und erst ganz allmählich heimkehren, sollen einer ähnlichen Gefahr von jetzt ab nicht mehr ausgesetzt werden. Das hat Premier Netanjahu versprochen.
Bias in den deutschsprachigen Medien
Bei dem jüngsten Gegenangriff blieben allerdings Ziele in Beirut und besonders im Hisbollah-Hochburgviertel Dahieh verschont. Berichten zufolge hatte die amerikanische Regierung Israel nämlich dringend um Zurückhaltung »gebeten«.
Die meisten Israelis hielten die aktuelle Reaktion denn auch für viel zu gemäßigt. Mit Verwunderung wurde deshalb notiert, dass man in den deutschsprachigen Medien anderer Meinung war. Tatsächlich wiesen die meisten Israel den schwarzen Peter zu. »Israel bombardiert während Waffenruhe Ziele im Libanon«, hieß es im ORF. »Israel bombardiert Ziele im Libanon trotz Waffenrufe«, war bis vor Kurzem noch bei ZDF zu lesen, und »Israel bombardiert trotz Waffenruhe Ziele im Libanon« verkündete auch Swissinfo.
Nicht nur die Ähnlichkeit im Wortlaut dieser Headlines spricht Bände, sondern auch die Tatsache, dass bei all diesen Berichten Israel als Aggressor gebrandmarkt wird. Die vorangegangenen Angriffe der Hisbollah werden zwar erwähnt, allerdings nur im Fließtext, sozusagen unter ferner liefen. Willkürlich-einseitige Darstellung? Zeitsparende, schlampige Berichterstattung? Oder mangelnde Sachkunde?
Dubiose Informationsquelle UNRWA
Eigentlich sollte das systematische Bias gegen Israel nicht mehr überraschen. Trotzdem gelingt es ihm immer wieder, sachliche Beobachter zu schockieren. Jüngstes Beispiel: Die scharfe Israel-Kritik des UN-Generalsekretärs António Guterres, der bei einer internationalen humanitären Konferenz in Kairo behauptete, der Gazastreifen stehe unmittelbar vor einer Hungersnot, weil das derzeitige Volumen der Hilfsgüterlieferungen »völlig unzureichend« sei. Seine Aussage basiert auf die Zählung des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, wonach im November pro Tag nur 65 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gelangt sind.
Wo soll man anfangen, diese erzürnenden Aussagen zu widerlegen? Vielleicht so: Zum einen hat Israel bis Ende September geholfen, 700.000 Tonnen Lebensmittel in den Gazastreifen zu bringen (mittlerweile sind es 900.000). Das entspricht einer täglichen Zufuhr von über dreitausend Kalorien pro Einwohner. Dass die meisten Zivilisten diese Nahrungsmittel aber nie zu sehen bekommen, liegt nicht daran, dass Israel die Zufuhr blockiert, sondern weil sich die Hamas der Lastwagen gewaltsam bemächtigt, und die Güter teils für sich behält und teils zu Wucherpreisen an die eigene Bevölkerung veräußert.
Besonders verdrießlich ist auch, dass gerade die UNRWA hier als sachliche Quelle zitiert wird. Schließlich wissen wir mittelweile, dass nicht nur Einrichtungen der UNRWA von der Hamas als Waffenlager genutzt wurden, sondern auch, dass Mitarbeiter dieser zwielichtigen Organisation am Massaker des 7. Oktobers 2023 teilgenommen haben.
Tja, und dann bleibt noch die traurige Tatsache, dass Guterres bei der humanitären Konferenz in Kairo wohl nicht über die inhumanen Bedingungen gesprochen hat, in denen die israelischen Geiseln nun seit 425 Tagen festgehalten werden. Wo bleibt da sein Ruf nach Hilfe? Wo seine Forderung nach Einblick in ihre Lebensbedingungen, etwa durch das Rote Kreuz oder andere Hilfsorganisationen? Dazu schweigt leider nicht nur der UN-Generalsekretär.