Walid schläft bei laufendem Fernseher, um seine schmerzlichen Erinnerungen zu verdrängen. Immer lässt er seine Fenster auf, selbst im Winter, weil er geschlossene Räume nicht ertragen kann. Oft wacht er mitten in der Nacht auf, sein Bettzeug durchgeschwitzt, weil er einen Albtraum hatte. Er hätte so sehr gerne Kinder. Das ist ihm jedoch nicht mehr möglich, nachdem Beamte der Palästinensischen Autonomiebehörde beim Verhör seine Geschlechtsorgane zerstörten.
In den 1990er Jahren arbeitete Walid – seinen Namen und einige biographische Details haben wir ausgelassen oder geändert, um seiner Sicherheit zu gewährleisten – für den Shin Bet, den israelischen Inlandsgeheimdienst. Er war von sich aus an den Shin Bet herangetreten. Er sagt, er sei ‚stolz’, dass er geholfen habe, palästinensische Selbstmordanschläge auf israelische Zivilisten zu verhindern. Dafür erhielt er Geld, das ihm half, sein Studium zu finanzieren. Im Laufe des auf Hebräisch geführten Interviews erzählt er, dass er nicht mehr Arabisch spricht und sich die Sprache auch nicht mehr anhört, weil sie ihm Schmerzen bereitet.
Er war einer von 52 Kollaborateuren, die in den 1990er Jahren und Anfang der 2000er Jahre von der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) unter Jassir Arafat verhaftet und gefoltert wurden, und sich dann an israelische Gerichte wandten. Nach einem vierzehnjährigen Verfahren hat das Jerusalemer Bezirksgericht die PA in einer präzedenzlosen Entscheidung der Folter für schuldig befunden und sie zur Zahlung von Schadensersatz an die Kläger verpflichtet.
Die Folteropfer müssen noch die Entscheidung eines zweiten Gerichts abwarten, das festlegen wird, wieviel Geld die PA ihnen zahlen muss. Erwartet wird, dass jeder einzelne Kläger einige Millionen Schekel bekommen wird, die Gesamtsumme soll mehrere Hundert Millionen Schekel betragen. Das Geld wird höchstwahrscheinlich Steuern entnommen werden, die Israel für die PA einhebt und monatlich nach Ramallah überweist.“ (Dov Lieber: „Tortured by the PA for foiling terror, Palestinian finds remedy in Israeli court“)