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Vier Jahre nach dem IS: Lage der Jesiden immer noch katastrophal

Vier Jahre nach dem IS: Lage der Jesiden immer noch katastrophal„Fast vier Jahre nach dem genozidalen Angriff, dem sie rund um Shingal ausgesetzt waren, befinden sich tyrannisierte und vertriebene Jesiden in Irakisch-Kurdistan weiterhin in Lagern, in denen chronischer Mangel an Medikamenten und anderen Versorgungsgegenständen sich in den letzten Monaten verschärft hat. Dr. Nemam Ghafouri steht der NGO Help for Kurdistan vor, die eine Klinik in dem Bajed Kandala 2-Lager in Duhok betreibt. Die Mitarbeiter der Klinik haben in den letzten vier Jahren schwere Opfer gebracht und oft monatelang kein Gehalt bezogen, um die Klinik am Laufen zu halten. Sie sind auf Spenden aus der ganzen Welt und auf Freiwillige angewiesen, um ihre Arbeit fortzuführen. (…) Zurzeit ist das Lager aber mit einem besipeillosen Mangel an Geld und Medikamenten konfrontiert. Dr. Ghafouri erklärte, die Vorräte an Medikamenten im Lager reichten zum Teil noch für einen Monat, zum Teil aber nur noch für eine Woche. Einer Apotheke in Zakho schuldet sie bereits 10.000 Dollar für Medikamente, die in das Lager gebracht wurden. (…)

Viele Jesiden leben weiterhin in Zelten, die nach den Ereignissen im August 2014 als vorrübergehende Notunterkünfte gedacht waren. Es hat sich gezeigt, dass diese Zelte brennbar und schlechtem Wetter wie schwerem Regen nicht wirklich gewachsen sind. Erst in diesem Monat wurde Bajed Kandala wieder überflutet. Durch den nachfolgenden Andrang von Patienten wurden die schwindenden Ressourcen der Klinik weiter reduziert. (…) Dr. Ghafouri berichtete zudem, dass Bagdad enorme Anstrengungen unternehme, um die Aufgaben der NGOs weiter zu erschweren. ‚Seit dem Unabhängigkeitsreferendum vom letzten September zwingt die irakische Regierung NGOs in Kurdistan, sich in Bagdad zu registrieren‘, so Ghafouri. ‚Außerdem will Bagdad, dass die Mittel der NGOs durch Bagdad und Mosul geleitet werden. Viele NGOs geben daher auf.‘

Bagdad erschwere das Leben der Jesiden auch auf anderem Wege unnötig. Viele Jesidinnen würden zur medizinischen Behandlung an Krankhäuser in Mosul und Tal Afar überwiesen. Dies habe sich als außerordentlich traumatisierend erwiesen, da viele von ihnen in diesen Gegenden den unbeschreiblichen Verbrechen des Islamischen Staats zum Opfer gefallen sind. Bei ihrer Rückkehr durchlebten sie die Erinnerung an diese grauenhaften Erfahrungen oft aufs Neue. Als der Irak der Kurdischen Regionalregierung die Gegend um Shingal im Oktober 2017 abnahm, verschlechterte sich die Lage der Jesiden, von denen viele erst vergangenen Sommer dorthin zurückgekehrt waren, weiter. ‚Unter irakischer Kontrolle ist das Gesundheitssystem in der Gegend ausgesprochen notdürftig‘, so Ghafouri. ‚Im Durchschnitt zahlen Jesiden 3000 irakische Dinars für eine allgemeine Untersuchung. In Irakisch-Kurdistan sind es nur 500 IQD.‘“ (Paul Iddon: „Yezidi humanitarian situation still poor 4 years after ISIS genocide began“)

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