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Vertrauensbildende Maßnahmen?

Sehr geehrte Frau Ladinser,

im gestrigen Ö1-Abendjournal führten Sie im Interview zum Abschluss des Atomdeals mit dem Iran in Bezug auf die Kritik Israels an diesem Abkommen aus: „Und Israel, das von iranischen Hardlinern immer wieder als Staat genannt wird, den es zu vernichten gilt, fühlt sich zu Recht bedroht. Es wird jetzt am Iran liegen, die versprochenen vertrauensbildenden Maßnahmen zu setzen, um auch Israel die Angst zu nehmen und zu beruhigen.“

Nun hat der iranische Präsident Hassan Rohani, den Sie in einer früheren Passage des Interviews als Gemäßigten charakterisiert haben, Israel als „alte Wunde im Körper der islamischen Welt“, als „elendes Land“ sowie als „großen zionistischen Satan“ bezeichnet. Der Außenminister des Iran Mohammad Javad Zarif forderte, dass das „Netanjahu-Regime vernichtet“ werden müsse. Der Oberste Führer der Islamischen Republik Ali Khamenei bezeichnete Israel als „tollwütigen Hund“ und veröffentlichte – um nur ein Beispiel zu geben – auf seinem Twitter-Account folgende Nachricht: „Für das barbarische, wölfische und kindermörderische Regime Israel, das kein Verbrechen ausspart, kann es keine andere Heilung geben als die Vernichtung.“ Der Ex-Präsident, jetzige Vorsitzende des Schlichtungsrates und im Westen oft als Moderater gehandelte Ali Akbar Rafsanjani bezeichnete Israel unlängst als „vorübergehend existierenden Schwindel-Staat. Es ist ein fremdes Objekt im Körper einer Nation und wird bald ausgelöscht werden.“

Angesichts der Tatsache, dass es sich bei den hier Zitierten – und die Liste ließe sich geradezu endlos fortführen – keineswegs um randständige Hardliner, sondern um die Führungsspitze der Islamischen Republik Iran handelt, gestatten Sie mir folgende Fragen: Wen hatten Sie im Sinne, als Sie davon sprachen, dass es jetzt an den Verantwortlichen im Iran liege, Israel zu beruhigen und davon zu überzeugen, dass es dem Iran gar nicht um die Vernichtung des jüdischen Staates gehe? Wann und wo sollen von der iranischen Führung „vertrauensbildende Maßnahmen“ gegenüber Israel versprochen worden sein? Und wie kommen Sie darauf, dass es dieser Führung ein Anliegen sein könnte, dem jüdischen Staat „die Angst zu nehmen“?

Mit freundlichen Grüßen
Mag. Alexander Gruber
Medienbeobachtungsstelle Naher Osten (MENA)

 

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