Vor allem islamistische Parteien verlieren in der arabischen Welt zunehmend an Vertrauen. Dafür steigt die Zahl derer, die sich als „nicht religiös“ bezeichnen.
Arab Barometer
‚Nein zur Religion oder Sekte‘, rufen die Demonstranten im Irak. ‚Nein zum Islam, nein zum Christentum, für die Revolte für die Nation‘, ist im Libanon zu hören. Überall in der arabischen Welt wenden sich die Menschen gegen religiöse politische Parteien und die Kleriker, die sie an die Macht gebracht haben. Viele scheinen auch den Islam aufzugeben.
Diese Trends spiegeln sich in den neuen Daten des Arab Barometer wider, eines Meinungsforschungsinstituts, das Umfragen in arabischen Ländern durchführt. In der gesamten Region ist der Anteil der Menschen, die viel Vertrauen in die (meist religiös geprägten) politischen Parteien haben, seit 2011 um weit mehr als ein Drittel auf 15 % gesunken. (Der Anteil der Iraker, die sagen, dass sie den Parteien überhaupt nicht vertrauen, stieg von 51% auf 78%). Ähnlich dramatisch ist der Vertrauensverlust für islamistische Parteien, der von 35 % im Jahr 2013, als die Frage erstmals breit gestellt wurde, auf 20 % im Jahr 2018 gesunken ist.
Die Zweifel erstrecken sich auch auf religiöse Führer. Im Jahr 2013 gaben rund 51% der Befragten an, dass sie ihren religiösen Führern in einem ‚hohem‘ oder ‚mittleren‘ Ausmaß vertrauen. Bei einer vergleichbaren Frage im vergangenen Jahr waren es nur noch 40%. (…)
Der Anteil der Araber, die sich selbst als ‚nicht religiös‘ bezeichnen, beträgt bis zu 13%, gegenüber 8% im Jahr 2013. Dazu gehören fast die Hälfte der jungen Tunesier, ein Drittel der jungen Libyer, ein Viertel der jungen Algerier und ein Fünftel der jungen Ägypter.“