„Abbad Jahja war gerade in Katar, als die Aufregung losbrach. Dort sitzt er nun fest. In seine Heimat kann der Palästinenser vorerst nicht zurück. Grund dafür ist sein neuestes Buch: ‚Verbrechen in Ramallah‘. Die Handlung berührt gleich mehrere Tabus der arabischen Gesellschaft, zum Teil in freizügiger Sprache. Das wollten die Behörden des Westjordanlandes nicht hinnehmen – sie ließen alle Exemplare des Werks beschlagnahmen und setzten den Schriftsteller auf die Fahndungsliste. (…)
Die Vertreter der palästinensischen Autonomiebehörde werden in dem Buch überwiegend als unfähig dargestellt. Indirekt ist das Buch also durchaus politisch, vor allem aber gesellschaftskritisch. ‚Wie alle Gesellschaften in der Region hat auch unsere mit zunehmendem Fanatismus und Extremismus zu kämpfen, während gleichzeitig konservative Werte gepredigt werden‘, sagt der Autor. ‚Diese Trends zeigen sich im Alltag in einer Mischung aus religiösen und nationalistischen Parolen.‘
So offene Gesellschaftskritik, wie in ‚Verbrechen in Ramallah‘, ist für den palästinensischen Literaturbetrieb ungewöhnlich. Auch von Kollegen muss sich Jahja daher Vorwürfe anhören. (…) Der Leiter des palästinensischen Autorenverbandes, Murad Sudani, nannte das Buch einen ‚dummen Roman, der die nationalen und religiösen Werte der Gesellschaft verletzt, nur um dem Westen zu gefallen und Preise zu gewinnen‘. Die Aufgabe eines Schriftstellers ‚in unserem besetzten Land‘ sei es, den Lesern Hoffnung zu vermitteln. (…)
Im Internet geht die Kritik zum Teil noch deutlich weiter. Auf einer Facebook-Seite schrieb ein Palästinenser mit dem Nutzernamen Ghassan Chader, Jahja ‚sollte getötet, verhaftet oder des Landes verwiesen werden‘.“ (Mohammed Daraghmeh: „Was Palästinenser unter Meinungsfreiheit verstehen“)