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Emirate wollen Handel mit israelischen Unternehmen in der Westbank treiben

Keller des Weinguts Psagot in der Region Binyamin in der Westbank
Keller des Weinguts Psagot in der Region Binyamin in der Westbank (Quelle: JNS)

Politiker und Wirtschaftstreibende in der Westbank freuen sich, dass der Frieden mit den Emiraten ein Fenster in den arabischen Raum geöffnet hat und hoffen, dass er auch die Beziehung zu den Palästinensern verändern wird.

Eliana Rudee

Das Weingut Psagot liegt auf den Gipfeln der Berge der Region Binyamin im Westjordanland, nördlich von Jerusalem und direkt östlich von Ramallah. Obwohl Psagot und viele israelische Unternehmen, die jenseits der Waffenstillstandslinien von 1948 tätig sind, in der Vergangenheit von Boykotten in Europa und der gesamten arabischen Welt betroffen waren, sagen viele, dass sich dies im Zusammenhang mit dem Abraham-Abkommen ändern könnte.

Als Yaakov Berg und seine Frau Naama das Weingut Psagot im Jahr 2002 gründeten, stellten sie weniger als 3.000 Flaschen her. Heute ist diese Zahl auf 750.000 Flaschen pro Jahr angewachsen. 70 Prozent davon werden in 30 Länder exportiert, darunter Nordamerika, aber auch nach Europa, Asien und Australien. Ihr neues Ziel ist es, 1 Million Flaschen zu produzieren, wovon ein Großteil für den Export bestimmt ist – auch in arabische Länder, was vorher nicht möglich war.

Laut Yaakov Berg sind er und die Weinlieferanten in den Vereinigten Arabischen Emiraten dabei, „mehrere Deals abzuschließen“, um den israelischen Wein in die Golfregion zu exportieren. Den Fortschritt in den Handelsbeziehungen zwischen Israel und den VAE schreibt er der Trump-Administration und dem ehemaligen US-Außenminister Mike Pompeo zu, der das Weingut Psagot während seines jüngsten Besuchs in Israel besuchte und damit der erste amerikanische Spitzendiplomat war, der ein israelisches Unternehmen jenseits der Linien von 1967 besuchte.

Keine Probleme der VAE mit der Westbank

Im Dezember sagte Hamad Baumim, der Leiter der Industrie- und Handelskammer der VAE, in einem Interview mit Globes (israelisches Business-Magazin, Anm.), dass er „kein Problem” mit israelischen Produkten habe, die im Westjordanland hergestellt werden, und dass sie, wenn sie in die VAE importiert werden, wie alle anderen israelischen Produkte behandelt und keine besondere Kennzeichnung erhalten werden. Er merkte auch an, dass solche Fabriken Zehntausende von Palästinensern beschäftigen, so dass Geschäfte mit diesen Fabriken die palästinensische Wirtschaft ankurbeln.

Berg stimmt dem zu und merkt an, dass er 40 bis 50 arabische Arbeiter in der Weinkellerei beschäftigt. Dabei drückt er seine Hoffnung aus, dass „der Frieden mit den Emiraten unsere Beziehung zu den Palästinensern verändern wird.“

Während des Baus des Psagot-Weinguts wurde eine antike Höhle aus der Hasmonäer-Dynastie entdeckt, zusammen mit einer Münze, auf der die Worte „Für die Freiheit Zions“ mit dem Bild einer Amphore (ein antikes Gefäß, das zur Aufbewahrung von Wein verwendet wird) geprägt sind. Die Weinflaschen von Psagot sind nun mit einer Replik der gefundenen Münze geprägt, die laut Berg „unsere tiefen Verbundenheit mit unseren Wurzeln verkörpert“ und als Hommage an „unsere Vorfahren zu sehen ist, die in der Region ebenfalls Wein für die Tempel von Jerusalem herstellten.“

„Es steht außer Frage, dass es in den letzten vier Jahren wegen Trump einen großen Unterschied zu der Zeit davor gibt. Als Pompeo uns besuchte, sahen wir, dass sie so viel Liebe für den Wein und für das Land hatten. Wir schätzen die Tatsache, dass sie uns die Tür in die arabische Welt geöffnet haben“, sagt Berg.

So sollte die Welt sein

Politiker und Wirtschaftstreibende aus der Gegend haben sich in ähnlicher Weise geäußert, dass sie in den letzten Jahren eine Veränderung gesehen haben, wie ihre Produkte international aufgenommen werden, obwohl die Europäer israelische Produkte, die in der Westbank hergestellt werden, boykottiert haben.

Israel Gantz, Gouverneur der Region Binyamin, sagte gegenüber JNS, dass das Abraham-Abkommen „ein Fenster“ für den Handel mit der Region geöffnet hat, und er sei sich sicher, dass dieses Fenster die verfügbaren wirtschaftlichen Möglichkeiten verbessern werde. „Das Abraham-Abkommen war eine gute Gelegenheit, unsere Herzen und ihre Herzen zu öffnen und zu beginnen, die Welt zu verändern“, sagte er.

Die emiratischen Führer, fügte Gantz hinzu, seien nicht nur an wirtschaftlichen Partnerschaften interessiert, sondern sie haben sich auch über die Bildungsmöglichkeiten in dem Gebiet informiert, z.B. über den Vorbereitungskurs Mechina, den israelische Studenten vor der Universität absolvieren, um etwas über Tradition und Philosophie zu lernen. Miri Ovadia, Sprecherin des Regionalrats von Binyamin, erzählte, dass „wir jetzt Gespräche über Wirtschaft, Technologie, Tourismus und Kultur führen – nicht nur politische Gespräche.“

„In Judäa und Samaria“, sagte sie zu JNS, wobei sie einen in Israel gebräuchlichen Ausdruck für die Westbank benutzte, „haben wir seit Jahren gesagt, dass es möglich ist, Seite an Seite mit Arabern zu leben.“

Die Normalisierungsabkommen haben „viel zu dem Gefühl der Menschen beigetragen, dass die Welt so sein sollte. Israelis sind begierig darauf, neue Menschen kennenzulernen. Obwohl wir in einem Konflikt groß wurden, in dem es hieß, dass wir nicht mit der arabischen Welt auskommen, sehen wir das heute anders. Der israelische Traum von Frieden und Normalisierung ist möglich.”

Eliana Rudee ist eine israelische Journalistin. Der Artikel „UAE embraces trade with Israeli-owned businesses in Judea and Samariaist zuerst beim Jewish News Syndicate erschienen. Übersetzung von Alexander Gruber.

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