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USA haben bloß militärische, keine politische Strategie gegen IS

USA haben bloß militärische, keine politische Strategie gegen IS„Man hätte erwarten können, Präsident Donald Trump nach der Befreiung Raqqas vom Islamischen Staat vergangene Woche in Siegerpose zu sehen. Die amerikanische Luftmacht, maostische Kurden, syrische Patrioten und US-amerikanische Spezialeinheiten haben dafür gesorgt, dass dieses Kalifat das kurzlebigste in der Geschichte des Islam wurde. Dennoch beschloss der Präsident, diesen Sieg nicht auszuschlachten. Das Weiße Haus veröffentlichte  lediglich eine aus fünf Absätzen bestehende Erklärung. (…) Wie läßt sich seine zurückhaltende Reaktion erklären? (Immerhin braucht dieses Weiße Haus dringend Erfolgsmeldungen.) (…)

Mit dem Schönwetter-Korpsgeist ist es nun vorbei. Ein eklatantes Beispiel stellt der Nordirak dar, wo die irakischen Streitkräfte in der vergangenen Woche nach der Rückeroberung der ölreichen Stadt Kirkuk, die kurdische Truppen 2014 vor dem Islamischen Staat geschützt hatten, auf Stellungen der kurdischen Peschmerga vorgerückt sind. (…) Diese Woche handelte Außenminister Rex Tillerson sich, was selten vorkommt, eine öffentliche Zurückweisung durch das Büro des irakischen Ministerpräsidenten ein, als er die vom Iran unterstützten Milizen, die den Islamischen Staat bekämpfen, aufforderte, angesichts des nahenden Endes des Kampfs nach Hause zu gehen. Vor zwei Jahren unterstützten die USA in jenem Kampf noch die von diesen Milizen geführten Bodenoffensiven aus der Luft.

[Die Senior-Analystin beim Institute for the Study of War Jennifer] Cafarella sagte mir, eines der Probleme der US-amerikanischen Strategie gegen den Islamischen Staat liege darin, dass sie fast ausschließlich militärisch ausgelegt sei und die politische Komponente nicht umfasse, die dringend erforderlich sei, wenn man auch den Frieden gewinnen wolle. ‚Wir haben uns nicht mit den institutionellen und gesellschaftlichen Herausforderungen befasst, die überhaupt erst zum Aufstieg des Islamischen Staat führten und jetzt die Folgekrise in Irakisch-Kurdistan nähren’, so Cafarella. ‚Das beste Bespiel dafür bietet die Tatsache, dass wir die iranische Unterwanderung der irakischen Innen- und Verteidigungsministerien ignoriert und übersehen haben.’ (…) Die Lage droht, zwei irakische Kräfte, die beiden von der US-amerikanischen Regierung unterstützt und bewaffnet wurden, gegeneinander in Stellung zu bringen, obgleich sie noch vor einem Monat gegen den Islamischen Staat zusammenarbeiteten. Dies folgt einer gewissen deprimierenden Logik. Ohne einen gemeinsamen Feind, beginnen die Verbündeten Amerikas im Nahen Osten wieder, einander zu bekämpfen.“ (Eli Lake: „America’s Catastrophic Success Against Islamic State“)

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