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US-Marine fängt mutmaßliche iranische Waffenlieferung ab

Einige der Waffen, die von der US Navy vor der somalischen Küste abgefangen wurden. (© imago images/ZUMA Wire)
Einige der Waffen, die von der US Navy vor der somalischen Küste abgefangen wurden. (© imago images/ZUMA Wire)

Die Navy-Aktion vor der somalischen Küste stoppte vermutlich eine Lieferung für den Jemen. Doch wie lange kann die Navy ihre Aufgaben noch erfüllen?

Bei der Kontrolle von zwei kleinen Segelschiffen in internationalen Gewässern vor der Küste Somalias hat die US Navy ein umfangreiches Waffenarsenal entdeckt und beschlagnahmt.

Wie die in Bahrain ansässige 5. Flotte der US Navy mitteilte, fand die „maritime Sicherheitsoperation“ am 11. und 12. Februar statt. Die Besatzung des Lenkwaffen-Zerstörers USS Winston S. Churchill habe zwei Daus gestoppt und auf diesen die Waffen gefunden. Eine Dau ist ein traditionelles Segelschiff mit ein bis drei trapezförmigen Segeln, das typisch ist für den Indischen Ozean.

Iranische Waffen für die Huthis im Jemen?

Das „VBSS-Team“ – so das englische Kürzel für das Nähern, an-Bord-Gehen, Durchsuchen und Beschlagnahmen – der Churchill habe die illegale Fracht während eines „nach internationalem Recht und in internationalen Gewässern durchgeführten an-Bord-Gehens zur Überprüfung der Flagge“ entdeckt. Das Waffenlager bestand aus Tausenden von AK-47-Sturmgewehren (Kalaschnikows), leichten Maschinengewehren, schweren Scharfschützengewehren, Mörsern und anderen Waffensystemen, dazu Waffenkomponenten wie Läufen und optischen Zielfernrohren. Die Operation habe 40 Stunden gedauert. Die Crews der Daus seien mit Lebensmitteln und Wasser versorgt und anschließend auf freien Fuß gesetzt worden, heißt es.

Die Beschlagnahmung der illegalen Waffen wurde im Rahmen der regelmäßigen Sicherheitsoperationen der US-Marine in der Region durchgeführt. Diese Routinepatrouillen werden durchgeführt, um den freien Fluss des legitimen Handelsverkehrs zu gewährleisten und den Transport illegaler Fracht zu stören. Das Team, das solche Aktionen durchführt, besteht aus Mitgliedern der US Army, der Navy und der Küstenwache.

Die USS Winston S. Churchill war laut der Pressemitteilung der US Navy am 10. August von ihrem Heimathafen Norfolk, Virginia, zu ihrer Mission aufgebrochen, die Sicherheit des Seeverkehrs und die Freiheit der Schifffahrt auf kritischen Wasserstraßen zu gewährleisten. Die 5. US-Flotte mit Hauptsitz in Manama, Bahrain, hat den Auftrag, Marineoperationen durchzuführen, um regionale Verbündete und Partner sowie nationale Sicherheitsinteressen der USA im Nahen Osten zu schützen.

Über Herkunft und Ziel der Waffen machte die US Navy keine Angaben, Beobachter nehmen aber an, dass es sich um iranische Waffen handelt, die für die Huthi-Milizen im Jemen bestimmt waren. Der Iran bestreitet, den Huthis Waffen zu liefern, doch in den von diesen für ihre Angriffe auf Saudi-Arabien benutzten Drohnen und Raketen wurden Bauteile iranischer Herkunft gefunden.

Bei einem Manöver, das die iranischen Streitkräfte im Januar abhielten, stellten sie eben jene „Selbstmorddrohnen“ zur Schau, die bei Angriffen auf Saudi-Arabien immer wieder verwendet werden. Drohnen, die über tausend Kilometer gesteuert werden – wie die bei den Angriffen auf Saudi-Arabien verwendeten –, könnten nicht im Handel erworben, sondern nur von einem „Fachmann“ gebaut werden, sagte der Drohnenexperte Igor Tchouchenkov vom Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung im September 2019 im Interview mit Mena-Watch.

Bald nur bedingt mehr einsatzfähig?

David Axe, der Militärexperte des amerikanischen Magazins Forbes, warnte dieser Tage in einem Beitrag davor, dass die amerikanische Marine für zukünftige Einsätze in seichten Gewässern wie denen vor der iranischen Küste schlecht ausgerüstet sein wird, da ab dem nächsten Monat die gesamte Klasse kleiner Patrouillenboote mit niedrigem Tiefgang außer Dienst gestellt werden soll:

„Nach derzeitiger Planung werden die 13 Patrouillenboote der Cyclone-Klasse und 12 Patrouillenboote des Typs Mk. VI ab nächsten Monat die Flotte verlassen. Einige der 55 Meter langen Cyclones könnten noch einige Jahre in Dienst bleiben, doch die Marine will sämtliche 26 Meter langen Mk VI bis zum Herbst loswerden. Die Stilllegungswelle könnte dazu führen, dass die Navy keine kleinen Schiffe mehr hat, die die seichten Gewässer des Persischen Golfs befahren können, in denen der Iran zahlreiche mit Raketen und Maschinengewehren bewaffnete Speedboats einsetzt.“

Laut dem Forbes-Bericht hat die Navy zehn der 39 Millionen Dollar teuren Cyclone-Schiffe und drei der acht Millionen Dollar teuren Mk. VIs in Bahrain für tägliche Patrouillen im Persischen Golf stationiert. „Trotz ihrer Nützlichkeit“ hätten die winzigen Schiffe nicht viele Fürsprecher in der Bürokratie der Marine, schreibt Axe. Der „Großmachtwettbewerb“ mit China und Russland sei der „Schrei des Tages“:

„Um die chinesische und die russische Flotte zu besiegen, sind größere Schiffe erforderlich – und viele von ihnen. Niemand ist daran interessiert, sich für kleine Schiffe einzusetzen, auch wenn deren Kosten nur einen Rundungsfehler im 200-Milliarden-Dollar-Jahresbudget der Marine darstellen.“

Doch die Realität beuge sich „nicht dem Gruppendenken des Pentagon“, so Axe. „Während das US-Militär im Irak und in Afghanistan beschäftigt war, rüsteten Russland und China wieder auf. Der kurzsichtige Fokus auf Ersteres trug dazu bei, die heutige bürokratische Panik über Letzteres zu erzeugen.“ Die Militärplaner würden sich nun bemühen, die für den Großmachwettbewerb nötigen Kapazitäten an großen Schiffen wiederherzustellen, die sie vernachlässigt hätten, als diese „intern unbeliebt“ gewesen seien.

„Jetzt, da jeder im US-Verteidigungsministerium über Großmächte nachdenkt, laufen die Bürokraten Gefahr, die Bedrohung zu übersehen, die kleinere Mächte wie der Iran weiterhin darstellen.“ Teheran, so Axe, werde „seine auswärtigen Aktivitäten nicht abbrechen, nur weil es für die US-Marine unpraktisch wird, Teheran abzuschrecken.“ Tatsächlich sei die Fokussierung Amerikas auf China und Russland „eine Chance für den Iran“.

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