Mit der Realität schienen seine Äußerungen nichts zu tun zu haben. Mit der Anschuldigung seitens Präsident Erdogan, die USA würden in Syrien ein ‚Terrorarmee’ ausbilden, hat die Rhetorik der Türkei gegen die USA einen Siedepunkt erreicht. Indem er die Türkei einfach nur als ‚Verbündeten’ bezeichnet, ignoriert Tillerson eine ganz reale Krise in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern. (…) Angesichts der aggressiven türkischen Rhetorik gegen die USA sollten Tillersons freundliche Worte Ankara wohl der Unterstützung des amerikanischen Verbündeten versichern. Weder widersprach er den Beschimpfungen und Drohungen, die von Spitzenpolitikern geäußert worden waren, noch verurteilte er sie. Das war gut gemeint, setzt aber eine Tradition fort, der zufolge das Außenministerium den ‚good cop’ spielt, während andere Teile der US-Regierung eine ganz andere Politik verfolgen. Im Ausland fällt der Mangel an einer einheitlichen Botschaft aus Washington auf und verschiedene Länder versuchen, ihn sich zunutze zu machen. (…)
Tillerson wird sich einer erfolgreichen Reise rühmen können. Dabei entspricht die Bilanz auf dem Papier aber nicht der Wirklichkeit. Offenbar begreifen die USA nicht, dass der bloße Gebrauch der Ausdrücke ‚Verbündeter’, ‚Institutionen’ und ‚Meilensteine’ diese noch nicht zur Wirklichkeit werden lässt. Das liegt daran, dass Washington die Diplomatie weiterhin für einen Selbstzweck hält und nicht als Bestandteil eines übergreifenden politischen Vorgehens betrachtet, das die Regierung und das Vorgehen des Pentagon in der Region zusammenbringt. Tillersons Gespräche im Libanon und in der Türkei dürften an den Herausforderungen, denen die USA sich im Umgang mit der Hisbollah und den Krisen in der Türkei und in Syrien gegenübersehen, kaum etwas geändert haben.“ (Seth J. Frantzman: „Analysis: Tillerson’s ‘good cop’ Mideast tour“)