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Unselige Allianz Ankara-Hamas 

Die Hamas feiert den türkischen Präsidenten Erdogan
Die Hamas feiert den türkischen Präsidenten Erdogan (© Imago Images / ZUMA Wire)

Seit über zehn Jahren residiert die terroristische Hamas mit Billigung des türkischen Präsidenten in Ankara, von wo aus sie völlig ungeniert Terroranschläge gegen Israel koordiniert und Millionen von Schwarzgeld verwaltet.

Uzay Bulut

Präsident Isaac Herzog nahm letzte Woche das Beglaubigungsschreiben des neuen Botschafters von Ankara in Israel, Şakir Özkan Torunlar, entgegen. Der türkische Diplomat, der zwischen 2010 und 2013 als Generalkonsul in Jerusalem (und »Botschafter« bei der Palästinensischen Autonomiebehörde) tätig war, übernahm das Amt vier Jahre, nachdem Präsident Recep Tayyip Erdoğan den türkischen Botschafter aus Israel abberufen und den obersten Gesandten Jerusalems inmitten der Kämpfe zwischen den Israelischen Verteidigungsstreitkräften und den Palästinensern an der Grenze zum Gazastreifen abgesetzt hatte.

Am 27. Dezember empfing Erdoğan das Beglaubigungsschreiben der israelischen Botschafterin Irit Lillian im Präsidialkomplex in Ankara. Nach mehr als einem Jahrzehnt der Spannungen zwischen den beiden Ländern ist damit ein weiterer Versuch der Annäherung im Gange. Doch es gibt einen großen Elefanten im Raum: Seit Januar 2013 können Hamas-Terroristen in der Türkei frei operieren. Letzten Montag berichtete der Journalist Yoni Ben Menachem für das Jerusalem Center for Public Affairs, dass »die Hamas von Istanbul aus Israel für den Iran ausspioniert«. Tatsächlich jährte sich im Jahr 2022 die offizielle Einrichtung der Büros der Hamas-Terrororganisation in Istanbul zum zehnten Mal.

Im Dezember 2021 veröffentlichte das Jerusalem Center for Public Affairs einen Bericht mit dem Titel »Hamas’ Istanbul Headquarters Has Directed Hundreds of Terror Attacks Against Israelis and Laundered Millions of Dollars«. Darin heißt es:

»Die Türkei arbeitet sowohl auf ideologischer als auch auf operativer Ebene mit Terrororganisationen zusammen. Auf türkischem Boden tätige Terroristen bauen Infrastrukturen auf und planen Terroranschläge gegen Israel. Hochrangige Hamas-Funktionäre (die meisten von ihnen sind ehemalige israelische Terroristen, die im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freigelassen wurden) operieren von der Türkei aus gegen Israel. …

Trotz der offiziellen türkischen Behauptungen sind nicht nur politische Aktivitäten der Hamas betroffen. Nach Angaben des Shabak (israelische Sicherheitsbehörde, auch bekannt als Shin Bet) haben die Istanbuler Hauptquartiere, Zweigstellen und Agenten im Laufe der Jahre Hunderte von Terroranschlägen und versuchten Anschlägen in Israel und vor allem im Westjordanland geleitet.«

Geldwäsche der Hamas

Der Bericht wirft auch ein Licht auf die Hamas-Unternehmen und die Geldwäsche in der Türkei.

»Die Untersuchung des Shabak ergab, dass die Hamas in der Türkei unter der Aufsicht von Zaher Jabarin in großem Umfang Geld wäscht, wobei die Behörden ein Auge zudrücken, geht es um die Herkunft der Gelder. Die Untersuchung ergab auch, dass Hamas-Aktivisten eine Firma namens Imas besaßen, die der Hamas als Tarnung für Geldwäscheaktivitäten diente, bei denen Millionen von Dollar nach Gaza und in andere Länder überwiesen wurden.«

Einige der Hamas-Terroristen, die in der Türkei operierten und sogar Israelis ermordeten, waren dem Bericht zufolge:

»Mahmoud Atwan, ursprünglich aus dem Ost-Jerusalemer Stadtteil Sur Baher, im Rahmen des Shalit-Deals freigelassen, Mitglied der Zelle, die 1992 den Grenzpolizisten Nissim Toledano entführte und ermordete; Majid Abu Katish, ursprünglich aus Anata, ebenfalls Mitglied dieser Zelle; Taiser Suleiman, im Rahmen des Shalit-Deals ausgewiesen, ermordete einen israelischen Soldaten; Fahad Sabri Barhan al-Shaludi, tritt gelegentlich im türkischen Fernsehen auf; Walid Zakaria Akel, Gründer der Izzadin al-Qassam-Brigaden der Hamas, wurde zu 21 Mal lebenslänglich verurteilt; Haroun Mansour Yakoub Nasser al-Din, der in der Vergangenheit damit geprahlt hat, dass die Türkei ehemaligen Hamas-Gefangenen volle Freiheit gewährt, nach Belieben zu kommen und zu gehen; Ayman Mohammad Abu Khalil; Bakri Hanifa, ein hochrangiger Wirtschaftsvertreter der Hamas, der Millionen von Dollar aus Katar über die Türkei an die Hamas überwiesen haben soll; und Maher Abid, Mitglied des Politbüros und hochrangiger Finanzfunktionär, der Berichten zufolge bis 2016 für die internationalen Beziehungen der Hamas zuständig war.«

Politische Rolle in palästinensischer Arena

Khaled Abu Toameh, ein führender Journalist, der seit fast drei Jahrzehnten über palästinensische Angelegenheiten berichtet, erklärte gegenüber der Autorin:

»Es scheint, dass die palästinensische islamistische Gruppe und einige ihrer Führer trotz des Geredes über die von der Türkei verhängten Restriktionen gegen die Hamas weiterhin in der Türkei tätig sind. Die Türkei hat sich nicht offiziell und öffentlich von der Hamas distanziert. Die Hamas hingegen behauptet, ihre Beziehungen zur Türkei seien trotz der Annäherung zwischen Ankara und Jerusalem weiterhin eng. Offensichtlich scheint Erdoğan nicht daran interessiert zu sein, seine Beziehungen zur Hamas völlig abzubrechen, denn er sieht die Gruppe als ein Mittel für die Türkei, eine politische Rolle in der palästinensischen Arena zu spielen.«

Bei einem Besuch in Ankara im Jahr 2022 bat Israels damaliger Verteidigungsminister Benny Gantz seinen türkischen Amtskollegen, die Hamas aus dem Land zu vertreiben – eine Bitte, die die Türkei zurückwies. »Wir haben keine Forderung bezüglich der Hamas erfüllt. Wir betrachten die Hamas nicht als terroristische Organisation«, zitierte Sözcü den türkischen Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu im November 2022.

Tatsächlich können einige Hamas-Terroristen mit ihren türkischen Pässen ungehindert durch die Welt reisen. Ankara gewährte bis jetzt mindestens zwölf hochrangigen Hamas-Mitgliedern die Staatsbürgerschaft, weitere sollen folgen, berichtete die britische Tageszeitung The Telegraph. Dies wurde von Roey Gilad, Geschäftsträger der israelischen Botschaft in der Türkei, bestätigt. 

Im Jahr 2020 stellte der tschechische Europaabgeordnete Tomáš Zdechovský eine Anfrage an die Legislative bezüglich der Gewährung der türkischen Staatsbürgerschaft an Hamas-Aktivisten:

»Diese Informationen geben Anlass zur Sorge, dass die palästinensische Gruppe bei der Planung von Anschlägen auf israelische Bürger in der ganzen Welt größere Freiheiten haben wird. Die türkische Staatsbürgerschaft wird es Hamas-Mitgliedern ermöglichen, die Türkei als Basis für ihre Operationen zu nutzen. Gleichzeitig betrachten die USA und die Europäische Union die Hamas als terroristische Organisation, sodass die Sicherheit der gesamten Europäischen Union auf dem Spiel steht.

Ist sich die Kommission der Tatsache bewusst, dass die Sicherheit der Europäischen Union auf dem Spiel steht, und führt die EU eine diesbezügliche Debatte mit der Türkei?«

Die Präsenz von Hamas-Unternehmen in der Türkei wurde von der US-Regierung bestätigt. Am 24. Mai 2022 verhängten die Vereinigten Staaten Sanktionen gegen einen Finanzbeamten der Hamas sowie gegen ein Netzwerk von Finanzvermittlern und Unternehmen, die Einnahmen für die Terrorgruppe generierten. Die Sanktionen richten sich gegen das Investment Office der Hamas, dessen Vermögen auf mehr als 500 Millionen Dollar geschätzt wird. Dazu gehören Unternehmen, die in der Türkei, dem Sudan, Saudi-Arabien, Algerien und den Vereinigten Arabischen Emiraten tätig sind.

»Die Maßnahme zielt auf die Personen und Unternehmen ab, die die Hamas benutzt, um Gelder zu verstecken und zu waschen«, sagte die stellvertretende Finanzministerin für Terrorismusfinanzierung und Finanzkriminalität, Elizabeth Rosenberg, während eines Besuchs in Israel, bei dem über die Bekämpfung der Terrorfinanzierung gesprochen wurde.

Türkische Staatsbürgerschaft

Seitdem das Europäische Parlament die Frage von Zdechovský unbeantwortet gelassen hat, sind weitere Nachrichten über Hamas-Aktivisten bekannt geworden, welche die türkische Staatsbürgerschaft angenommen haben und türkische Namen verwenden, um einer weltweiten Kontrolle zu entgehen.

Die Nachrichtenseite Nordic Monitor berichtete am 6. Juni 2022, dass der jordanische Hamas-Finanzier Hisham Younis Yahia Qafisheh Miteigentümer einer vom US-Finanzministerium sanktionierten türkischen Immobiliengesellschaft ist, die türkische Staatsbürgerschaft angenommen und seinen Namen in einen türkischen geändert hat: 

»Hisham Yunis Qafisheh, der eine wichtige Rolle beim Transfer von Hamas-Geldern spielte und mehrere Unternehmen im Auftrag der militanten Organisation verwaltete, ist als eines der Vorstandsmitglieder der türkischen Immobilien-Investmentfirma Trend Gayrimenkul Yatırım Ortaklığı A.Ş. aufgeführt. Im Jahr 2021 nahm er offenbar den türkischen Namen Haşmet Aslan an und erhielt eine türkische Identifikationsnummer, was bedeutet, dass er die türkische Staatsbürgerschaft erworben hat.«

An der finanziellen und militärischen Zusammenarbeit zwischen der Türkei und der Hamas sind auch das iranische Regime und die Hisbollah beteiligt. In einem Bericht des Nordic Monitor aus dem Jahr 2021 heißt es: 

»Eine türkische Firma, die von Hamas-Aktivisten gegründet wurde, um Gelder vom Korps der Islamischen Revolutionsgarden und der Hisbollah an die Qassam-Brigaden weiterzuleiten, löste sich selbst auf, nachdem sie vom US-Finanzministerium als Sponsor des Terrorismus eingestuft worden war.«

Der Tag des Jüngsten Gerichts

Die Türkei scheint die wichtigste Rettungsleine für die Hamas-Terroristen zu sein. Diese Allianz geht auf die ideologische Verbundenheit zwischen der türkischen Regierung und der Hamas zurück, wie Erdoğan 2017 offen erklärte, als er das jüdische Volk ins Visier nahm, indem er sich auf einen Hadith (einen traditionellen Bericht über die Taten und Aussprüche des islamischen Propheten Mohammed) über den Tag des Jüngsten Gerichts bezog. Bei einer Veranstaltung zum Tag der Menschenrechte in Ankara sagte Erdoğan am 10. Dezember 2017: 

»Diejenigen, die sich heute für die Besitzer Jerusalems halten, werden morgen nicht einmal mehr Bäume finden, hinter denen sie sich verstecken können.«

Der türkische Präsident reagierte damit auf die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die Trump-Administration. Der Hadith besagt, dass »die Juden einen gewaltsamen Tod erleiden müssen, bis die Stunde gekommen ist«.Die Hamas-Charta bezieht sich auf denselben Hadith:

»Der Tag des Gerichts wird nicht eintreten, bevor die Moslems gegen die Juden kämpfen (die Juden töten), wenn der Jude sich hinter Steinen und Bäumen verstecken wird. Die Steine und Bäume werden sagen: O Moslems, o Abdulla, hinter mir ist ein Jude, kommt und tötet ihn. Nur der Gharkad-Baum wird das nicht tun, weil er einer der Bäume der Juden ist.«

Im Einklang mit ihrer genozidalen Ideologie haben die Hamas-Terroristen Anschläge verübt, darunter Angriffe mit Schusswaffen, Selbstmordattentate sowie Mörser- und Raketenangriffe auf zivile und militärische Ziele. Dennoch ist die Hamas, an deren Händen das Blut Hunderter unschuldiger Menschen klebt, laut Erdoğan keine terroristische Organisation. Im Jahr 2018 schrieb er auf Twitter:

»Eine Erinnerung an Netanjahu: Die Hamas ist keine terroristische Organisation und die Palästinenser sind keine Terroristen. Sie ist eine Widerstandsbewegung, die das palästinensische Heimatland gegen eine Besatzungsmacht verteidigt.«

Die Türkei, deren Präsident offen Drohungen gegen Juden ausspricht, belohnt auch antisemitische Beamte mit Beförderungen. So hatte Kenan Yaşar, ein Richter, der vom türkischen Parlament in das Verfassungsgericht gewählt wurde, 2012 auf Twitter eine antisemitische Äußerung veröffentlicht: Juden seien »Menschen, die die [ganze] Welt verbrennen können, um zwei Eier zu kochen«.

Die türkische Regierung ist stolz darauf, die Hamas bei ihren militärischen und finanziellen Unternehmungen zu unterstützen. Deren Terroristen planen dann Anschläge und töten Israelis, um den jüdischen Staat zu zerstören. Sie genießen das Privileg der türkischen Staatsbürgerschaft, nehmen türkische Namen an, reisen mit ihren türkischen Pässen ins Ausland, eröffnen türkische Bankkonten, operieren unter dem Deckmantel türkischer Unternehmen oder Büros und waschen Millionen von Dollar. Hamas-Führer werden vom türkischen Staatspräsidenten in offiziellen Sitzungen vor den Augen der ganzen Welt empfangen und sprechen auf Kongressen der türkischen Regierungspartei.

Uzay Bulut ist türkische Journalistin, die früher in Ankara lebte. Sie ist außerdem wissenschaftliche Mitarbeiterin des Philos-Projekts. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News SyndicateÜbersetzung von Alexander Gruber.)

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