UN-Organisationen besprachen mit der amerikanischen GHF, wie die Hilfe für Gaza verbessert werden kann. Die UNRWA schäumt deswegen.
Am Mittwoch vergangener Woche fand in den Räumlichkeiten der US-Mission bei den Vereinten Nationen in New York ein denkwürdiges Treffen statt. Nach Monaten heftiger verbaler Auseinandersetzungen zwischen Vertretern der Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen auf der einen sowie der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) auf der anderen Seite kamen die Kontrahenten dort erstmals zusammen, um über eine Verbesserung der humanitären Lage im Gazastreifen zu sprechen.
Wie die Nachrichtenwebseite Axios berichtete, nahmen neben einem US-Diplomaten und dem GHF-Vorsitzenden Johnnie Moore auch Vertreter des Welternährungsprogramms (WFP), des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF), der Internationalen Organisation für Migration (IOM), des Büros der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) und des Internationalen Roten Kreuzes teil (ICRC) an dem Treffen teil.
Axios zufolge waren die Rahmenbedingungen der Zusammenkunft ungewöhnlich. So seien Mobiltelefone nicht erlaubt gewesen und das Treffen habe unter »Chatham House Rules« stattgefunden, d.h. die Teilnehmer hätten im Anschluss über die besprochenen Inhalte sprechen, aber nicht die Namen der Teilnehmer und deren konkrete Positionen nennen dürfen. Dem Wikipedia-Eintrag zufolge finden diese Regeln vor allem Anwendung, »wenn es aus (politischen) Gründen für einen Teilnehmer nicht opportun wäre, mit einem bestimmten Gedankengang in Verbindung gebracht zu werden«. Genau das dürfte bei dem Treffen am 6. August der Fall gewesen sein.
Schluss mit gegenseitigen Angriffen
Auch wenn keine konkreten Handlungsschritte zur Verbesserung der humanitären Lage im Gazastreifen vereinbart wurden, sind sich die Teilnehmer einer vertraulichen Zusammenfassung des als konstruktiv, offen und hilfreich charakterisierten Treffens zufolge einig gewesen, dass es für alle gut wäre, »die öffentliche Rhetorik zu mäßigen und sich darauf zu konzentrieren, voranzukommen, anstatt sich mit dem zu beschäftigen, was zuvor geschehen oder gesagt wurde.«
Einigkeit habe auch darüber bestanden, »dass der Bedarf die Reaktionsfähigkeit bei weitem überstieg und dass die Krise den Einsatz aller Kräfte erforderte. Jeder sollte alles in seiner Macht Stehende tun, um Leben zu retten.« Man sei der Meinung gewesen, »dass wir parallel und komplementär arbeiten könnten und sollten, wobei jeder das tut, was er kann«.
»Alle waren sich einig, dass eine Flutung des Gebiets [mit humanitärer Hilfe] mehrere Vorteile hätte – vor allem für die Bedürftigen, aber auch zur Verringerung der Verzweiflung und des Chaos an den GHF-Standorten und bei den UN-Konvois sowie zur Minderung des Wertes der Hilfsgüter und der Gefahr ihrer Entwendung durch die Hamas.«
Wie der Blog Elder of Ziyon bemerkte, ist das die Art und Weise, wie humanitäre Hilfe organisiert werden sollte: Zwischen verschiedenen Organisationen sollten Wege zur Zusammenarbeit gefunden und dabei die Stärken jedes einzelnen Beteiligten genutzt werden. Bemerkenswert ist, was in dem Memo stillschweigend eingeräumt wird: die Entwendung von Hilfslieferungen durch die Hamas, die von den Vereinten Nationen öffentlich stets bestritten wird, obwohl ihre eigenen Zahlen sie schwarz auf weiß belegen.
UNRWA schäumt
Bemerkenswert an dem Treffen war noch ein weiterer Punkt: das Fehlen des Palästinenser-Flüchtlingshilfswerks UNRWA. Und nicht minder aufschlussreich war die Reaktion der UNRWA, als sie von dem Treffen erfuhr: Sie schäumte offenbar vor Wut und forderte »Klarstellungen« durch die Beteiligten.
In einem Brief an Tom Fletcher, den Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen für humanitäre Angelegenheiten und Koordinator für Nothilfe, vom 12. August warnte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini davor, dass ein Verzicht auf öffentliche Kritik an der GHF, wie sie bei dem Treffen am 6. August vereinbart wurde, die Gefahr mit sich bringe, der »Mittäterschaft« bei angeblichen Kriegsverbrechen Israels beschuldigt zu werden.
Auch »jede vorgeschlagene Zusammenarbeit« mit der GHF war Lazzarini ein Dorn im Auge. Eine »Spaltung der humanitären Gemeinschaft in Gaza« müsse auf jeden Fall verhindert werden. Darüber hinaus müsse vermieden werden, »unbeabsichtigt eine diskriminierende Vorgehensweise bei der Verteilung von Hilfsgütern zu verstärken, die das Kontrollsystem festigt und legitimiert, das für die Entbehrungen der gesamten Bevölkerung in Gaza verantwortlich ist.«
Eine »Spaltung der humanitären Gemeinschaft« wittert Lazzarini also darin, von der strikten Diffamierung und Dämonisierung der GHF, wie die UNRWA und die Hamas sie betreiben, auch nur einen Millimeter abzuweichen. Als »diskriminierend« empfindet er offenbar eine Art der Hilfsverteilung, die sicherstellt, dass nicht die Hamas rund 95 Prozent der UN-Hilfslastwägen entwenden kann, so wie sie es derzeit tut.
Teil des Problems
»Vergessen Sie nicht«, gibt der Blog Elder of Ziyon dazu zu bedenken, »dass die UNRWA seit Jahren mit der Hamas zusammenarbeitet. Sie hat zahlreiche Hamas-Mitglieder beschäftigt. (…) Sie hat ihre eigenen geheimen Treffen abgehalten – nicht mit Hilfsorganisationen, sondern mit Terrororganisationen« wie der Hamas. Beide verfolgten dasselbe Ziel: »dass die Hilfe zur Stärkung einer mörderischen Terrororganisation fortgesetzt wird und dass jeder boykottiert wird, der versucht, eine Alternative zu finden« – selbst, wenn das andere UN-Organisationen sind, die anscheinend nicht länger gewillt sind, sich vor den Karren der UNRWA spannen zu lassen.
Indem sie Gespräche auch mit der GHF führen, wie die Hilfe für den Gazastreifen zu verbessern ist, und dabei die UNRWA außen vorlassen, machen sie klar, dass auch sie verstanden zu haben scheinen: Die UNRWA ist Teil des Problems, nicht Teil der Lösung.






