Latest News

Wenn UNO-Experten der Hisbollah ihre Solidarität ausdrücken

Scheinen im Weltbild hiesiger Medien nicht vorgesehen zu sein: Raketenangriffe der Hisbollah auf Israel
Scheinen im Weltbild hiesiger Medien nicht vorgesehen zu sein: Raketenangriffe der Hisbollah auf Israel (© Imago Images / Xinhua)

Nicht nur die Tagesschau präsentierte ihrem Publikum zu Israels Militärschlägen gegen die Hisbollah »alternative Fakten«, vor denen sogar Donald Trump erblassen würde.

Was ein ehemaliger Wiener Bürgermeister über Wahlkämpfe sagte, trifft auch auf Kriege im Allgemeinen und solche mit israelischer Beteiligung im Besonderen zu: Es sind in der Tat Zeiten »fokussierter Unintelligenz«. Und angesichts dessen, was in den vergangenen Tagen in den Medien so alles über die Lage an Israels Nordgrenze und im Libanon zu vernehmen war, mutet diese Charakterisierung sogar noch als viel zu freundlich an.

Seit gut einem Jahr greift die vom Iran finanzierte und aufgerüstete Terrororganisation Hisbollah tagtäglich Israel an. Der Dauerbeschuss begann am 8. Oktober 2023, einen Tag nach dem Hamas-Massaker in Israel. Seitdem feuerte die Hisbollah rund 8.500 Drohnen, Raketen und andere Geschoße auf Israels Norden ab. Über 60.000 Israelis mussten aus diesem Gebiet evakuiert werden, weil ein Leben unter den ständigen Terrorattacken unmöglich geworden war.

Genauso lang wurde dieser Zustand hierzulande fast komplett ignoriert. Noch vor wenigen Wochen musste ein bekannter österreichischer Außenpolitikjournalist in einem Gespräch mir gegenüber eingestehen, dass er den Dauerbeschuss und die Massenevakuierungen gar nicht so recht zur Kenntnis genommen hatte. Lediglich »ein paar Dörfer« hätte Israel seines Wissens räumen müssen. Dass Israel in den vergangenen Monaten mit mehreren tausend Raketen attackiert worden war, war ihm weitgehend neu.

Seit fast einem Jahr hat Israel immer wieder darauf hingewiesen, dass der Zustand im Norden seines Landes untragbar sei und an die sogenannte internationale Gemeinschaft appelliert, etwas zu unternehmen, um die Hisbollah dazu zu bringen, den Dauerbeschuss einzustellen und sich hinter den Litani-Fluss zurückzuziehen, wie es in der Waffenstillstandsresolution des UN-Sicherheitsrats am Ende des Libanon-Kriegs im Sommer 2006 klar gefordert worden war. Geschehe das nicht, daraus machte Israel nie ein Geheimnis, werde früher oder später nichts anderes übrigbleiben, als militärisch gegen die Hisbollah vorzugehen.

Jetzt, da Israel genau das tut, ist die internationale Öffentlichkeit, die ein Jahr lang den ständigen Hisbollah-Terror ignoriert hat, plötzlich hellwach – und sehr »besorgt« über die angebliche »israelische Eskalation«.

Auf den Kopf gestellt

Dabei wird die Wirklichkeit regelrecht auf den Kopf gestellt. In der ARD-Tagesschau etwa sagte Israel-Korrespondentin Hanna Resch: »Offensichtlich ist die israelische Regierung bereit, sehr weit zu gehen. Sie nehmen einen vollen Krieg mit der Hisbollah in Kauf. Das hat auch gezeigt, dass in den letzten Tagen und Wochen die israelische Armee eben immer wieder rote Linien der Hisbollah klar überschritten hat.« Damit habe die Regierung auch in Kauf genommen, dass ein »heftiger Gegenschlag der Hisbollah folgen könnte«, auch wenn es einen solchen »bisher noch nicht« gegeben habe.

Dieser perfekten Verkehrung der Realität und der zeitlichen Abfolge, in der ganz nebenbei einer islamistischen Terrororganisation das Recht eingeräumt wurde, Israel »rote Linien« vorzugeben, wollte der Libanon-Korrespondent der Tagesschau, Ramin Sina, in der Sendung vom 24. September in nichts nachstehen. Ein »massiver Gegenschlag« wäre ein »richtiger Strategiewechsel der Hisbollah«. Bislang habe diese, »egal, wie stark Israel attackiert hat, stets ähnlich zurückgeschlagen«, wobei sie »vor allem in Richtung Militäranlagen« gefeuert habe. 

Nicht die Hisbollah habe demnach ständig attackiert, sondern Israel. Der tatsächliche Aggressor habe dagegen nur »zurückgeschlagen«. Die blanke Lüge, dass die Terroristen »vor allem in Richtung Militäranlagen« gefeuert und nicht etwa ein Jahr lang wahllos israelische Zivilisten beschossen habe, setzt der grotesken Fehldarstellung des wirklichen Geschehens sozusagen noch die Krone auf.

Aber nicht nur die Tagesschau präsentierte ihrem Publikum »alternative Fakten«, vor denen sogar Donald Trump erblassen würde. Die israelischen Militäroperationen, die dem erklärten Zweck dienen, den Zigtausend evakuierten Israelis eine Rückkehr in ihre Häuser und Wohnungen zu ermöglichen, charakterisierte Thomas Seibert am 25. September in der Kleinen Zeitung als den Versuch der Regierung, »die Hisbollah-Miliz mit den Luftangriffen im Libanon zur Kapitulation zu zwingen«. Obwohl »Israels Partner USA« auf eine »diplomatische Lösung« gedrängt habe, um »die Hisbollah zum Rückzug von der israelischen Nordgrenze zu bewegen, entschloss sich Netanjahu zu Luftangriffen«.

Eine »Kapitulation« wäre es Seibert zufolge also, täte die Hisbollah das, was sie laut UN-Resolution 1701 schon vor achtzehn Jahren hätte tun müssen. Dass der amerikanische Versuch, die Terrorgruppe dazu zu bewegen, zu genau gar nichts geführt hat, erwähnte Seibert nicht. Stattdessen erweckte er den Eindruck, Netanjahu habe diese Bemühungen durchkreuzt, indem er sich zu Luftangriffen »entschloss«.

Währenddessen klagte der Nahost-Experte Daniel Gerlach am 24. September in der TV-Talkshow bei Markus Lanz: »Es gibt natürlich Solidarität und es gibt Mitgefühl, aber das Mitgefühl ist (…) in Deutschland ganz klar auf der israelischen Seite«. Keiner der übrigen Anwesenden stellte ihm die sich geradezu aufdrängende Frage, auf welcher Seite die deutsche Solidarität und das deutsche Mitgefühl Gerlach zufolge denn sonst liegen sollen: Auf der Seite der Hamas etwa? Auf jener der Hisbollah? Oder des iranischen Regimes?

Solidarität mit Hisbollah

Die skandalöseste Wortmeldung kam in all dem Irrsinn aber, wie hätte es anders sein können, von den Vereinten Nationen, genauer, von einer Gruppe von UN-»Menschenrechtsexperten«. Diese veröffentlichte eine Stellungnahme über die Pager-Attacken, bei denen am Dienstag letzter Woche Tausende Hisbollah-Mitglieder verletzt und ein paar Dutzend getötet wurden. Darin verurteilten sie diese in Wahrheit höchst gezielte Operation gegen die Mitglieder einer Terrorgruppe nicht nur als »erschreckenden Verstoß gegen das Völkerrecht« – was von anderen Rechtsexperten ganz anders gesehen wird –, sondern sagten allen Ernstes: »Wir drücken den Opfern dieser Anschläge unsere tiefste Solidarität aus.«

Sie haben richtig gelesen: Die höchsten Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen erklärten den Mitgliedern einer islamistischen Terrororganisation, die verletzt worden waren, weil ihnen die Kommunikationsmittel um die Ohren geflogen sind, mit denen sie ihre Terroraktivitäten ungestört betreiben können, ihre »tiefste Solidarität«.

Fokussierte Unintelligenz ist wahrlich keine ausreichende Bezeichnung für diesen neuen Tiefpunkt der notorisch israelfeindlichen Vereinten Nationen.

Dies ist ein Auszug aus unserem Newsletter vom 25. September. Wenn Sie den nächsten Newsletter erhalten möchten, melden Sie sich an!

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir reden Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!