Von Guy Millière
Am 11. April 2016 hat der Vorstand der UNESCO eine Resolution namens ‚Besetztes Palästina” verabschiedet. Der Titel entlarvt sie sofort als voreingenommes Dokument. Das ist nicht überraschend. Alle Texte der UNESCO über den Nahen Osten sind voreingenommen. Doch wer sie sorgfältig liest, erkennt, dass ein weiterer Schritt gemacht worden ist. Die UNESCO-Resolution ist nicht nur voreingenommen: sie ist negationistisch. Alle Spuren der jüdischen Präsenz in Jerusalem und Judäa in den alten Zeiten werden mit einem Federstrich beseitigt. Der Tempelberg wird nicht erwähnt. Er wird mit dem Namen al-Aqsa-Moschee/Haram al Sharif bezeichnet. Der Name ‚Westmauer‘ ist in Anführungszeichen gesetzt, um anzuzeigen, dass das ein ungültiger Name ist: Al Buraq-Mauer wird ohne Anführungszeichen verwendet. Die Gräber von jüdischen Friedhöfen werden als „falsche jüdische Gräber“ beschrieben.
Es handelt sich um eine radikal antisemitische Resolution: historische Tatsache werden geleugnet, und es wird behauptet, dass was da ist, nicht existiert, was die Geschichte des Judentums und der Juden als Lügen präsentiert. Die Beschuldigung, dass Juden „gefälschte jüdische Gräber platziere“, ist die Lüge. Sie besagt, dass das Judentum eine Farce ist und dass Juden Lügner und Fälscher seien.
Das Dokument ist absolut antihistorisch , anti-faktisch und ‚antizionistisch‘: es versucht eindeutig zu ‚beweisen‘, dass Israel auf einer Hochstapelei gegründet ist und keine Existenzgrundlage hat. Das Dokument beschreibt Israel ständig als „Besatzungsmacht“ und präsentiert es als räuberisches und willkürliches Land.
Einem solchen Text zuzustimmen bedeutet, historische Leugnung, radikalen Antisemitismus und absoluten ‚Antizionismus‘ zu befürworten.
Die korrekte Bedeutung der Resolution und ihre Auswirkungen entziffernd, haben die Vertreter der sechs westlichen Ländern – die USA, Estland, Deutschland, Litauen, die Niederlande und Großbritannien – mit Nein gestimmt.
Die Vertreter von anderen westlichen Ländern – Frankreich, Spanien, Schweden, Slowenien – akzeptierten den Text und stimmten mit Ja.
Die Resolution wurde mit der Unterstützung von mehreren muslimischen Ländern vorgestellt – einige oft als ‚moderat‘ beschrieben: Ägypten, Tunesien und Marokko.
Der Text ist von ‚Experten‘ der Palästinenserbehörde (PA) geschrieben worden. Seit 2011 hat die Palästinensische Behörde einen Sitz in der UNESCO unter dem Namen „Staat Palästina“.
Die israelische Regierung äußerte sofort ihre Wut. Premierminister Benjamin Netanyahu sagte, dass „niemand, geschweige denn eine Organisation, die damit beauftragt ist, die Geschichte zu bewahren, diesen Link leugnen kann, der Tausende von Jahren umspannt.“
Eine Petition wurde von Stand With Us und dem International Legal Forum in Umlauf gebracht, die fordert, dass die UNESCO ihre Haltung ändert und ihren „Gründungsprinzipien treu“ bleibt.
Die Wut der israelischen Regierung und die Empörung anderer ist legitim. Die Petition ist völlig gerechtfertigt.
Allerdings ist die Erwartung, dass die UNESCO ihre Haltung ändert, illusorisch. Zu erwarten, dass die UNESCO ihren Gründungsprinzipien treu bleibt, bedeutet, auf etwas zu hoffen, das nicht passieren wird. Die UNESCO hat schon lange ihre Gründungsprinzipien aufgegeben.
UNESCO ist eine Unterorganisation der Vereinten Nationen, und die UNO ist eine Organisation, in der Demokratien in der Minderheit sind, umgeben von einer großen Mehrheit von Diktaturen und autoritären Regimes voller Hass gegen den Westen. Israel ist praktisch das einzige Land, das vom so genannten Menschenrechtsrat schuldig gesprochen wurde, die Menschenrechte zu verletzen, und wo im Jahr 2009 der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad als Held begrüsst wurde.
Im Oktober 2015 hatte die UNESCO bereits den Weg zu beschreiten begonnen, den sie heute verfolgt. Sie definierte Rahels Grab als Bilal Bin Rabah-Moschee und die Höhle der Patriarchen als Ibrahimi-Moschee und erklärte sie zu „Palästinensischen Orten”.
Besorgnis erregend ist, dass nur sechs westliche Länder bereit waren, eine absolut giftige, betrügerische Resolution abzulehnen.
Die westlichen Länder, die für die Resolution gestimmt haben, finden ihren Inhalt offensichtlich gut. Diese Länder haben jede Legitimität verloren, zu behaupten, sie wollten Frieden im Nahen Osten. Durch die Annahme der Resolution zeigen sie, dass sie sich im Krieg befinden: gegen das Judentum, Juden und Israel. Eines von ihnen, Frankreich, behauptet, dass es ein Treffen abhalten wird, um den ‚Friedensprozess‘ wieder aufleben zu lassen: in diesem Zusammenhang ist die Behauptung grotesk.
Die Tatsache, dass eine Gruppe von muslimischen Ländern, die oft als ‚moderat” beschrieben werden, die Resolution unterstützen, kann nur zur Frage führen: Wie kann ein Land, das ein solches Dokument unterstützt, als ‚moderat‘ beschrieben werden?
Dass ‚Experten‘ der Palästinensischen Autonomiebehörde eine solche Resolution geschrieben haben, sollte ausreichen, zu zeigen, dass die PA nicht ‚moderat‘ ist. Sie hat eindeutig keinerlei Absicht, einen Staat neben Israel zu schaffen; stattdessen, wie ihre Führer oft offen zugeben, ist ihr Plan, Israel zu dämonisieren, zu zerschlagen und zu ersetzen.
Das zugrunde liegende Problem ist, dass dieser Negationismus, der Antisemitismus und ‚Antizionismus‘ tief in Europa und dem Islam verwurzelt sind.
Der Koran sagt, Juden und Christen („Kreuzfahrer“), hätten ihre heiligen Bücher gefälscht, und die Geschichte des Judentums und des jüdischen Volkes sei falsch. Muslimische Tradition besagt, dass Mohammed von der al-Aqsa aus in den Himmel aufgestiegen sei, und dass die Al Buraq-Mauer die Mauer ist, wo er die geflügelte Kreatur bestiegen habe, auf der er in den Himmel flog. Da ist kein Platz mehr für den Tempelberg oder die Westmauer, obwohl sie dort waren, mit unzähligen archäologischen Artefakten belegt, seit mehr als tausend Jahren bevor Mohammed überhaupt geboren wurde.
Muslimische Tradition sagt auch, dass Juden, als Ungläubige, zum erniedrigenden Status von Dhimmis verurteilt seien, und dass alle vom Islam eroberten Gebiete für immer muslimisch zu bleiben haben. Muslimische Tradition kann nicht akzeptieren, dass ein Land von Juden oder Christen regiert wird, das einmal vom Islam erobert wurde – ob Israel, früher ein Teil des osmanischen Reiches, oder große Teile von Portugal und Spanien.
Die Resolution, die vom Exekutivrat der UNESCO am 11. April angenommen wurde, ist ‚islamisch korrekt‘. ‚Moderate‘ muslimische Länder können dem Koran und der muslimischen Tradition nicht widersprechen, ohne zu riskieren, der irtidad (Apostasie) beschuldigt zu werden. Die ‚Experten‘ der Palästinensischen Autonomiebehörde sind dem Koran und muslimischer Tradition treu.
Westliche Länder, die die Resolution angenommen haben, zeigten ihre Unterwerfung und ihr Dhimmitum gegenüber ‚islamischer Korrektheit‘. Dhimmis sind in der islamischen Geschichte Bürger zweiter Klasse, ‚tolerierte‚ Bürger, die besonderen Gesetzen unterworfen sind, um sie an ihre Unterlegenheit zu erinnern, und die eine besondere Steuer, die Jizya, zu entrichten haben, als ‚Schutz‘ für ihre Häuser, ihren Besitz und ihr Leben.
Länder, die die Resolution abgelehnt haben, würden als unbotmässig betrachtet.
Eine solche Resolution abzulehnen ist nicht genug. Es ist an der Zeit, von der muslimischen Welt zu fordern, dass sie ihre schwere Last von schädlichen Traditionen, Erpressung, Drohungen und Gewalt hinter sich lässt.
Ausserdem ist es Zeit, mehr zu tun.
Unter der Präsidentschaft von Ronald Reagan verliessen die USA die UNESCO im Jahr 1984, weil die UNESCO offensichtlich der Sowjetunion gegenüber unterwürfig war und Interessen vertrat, die im Gegensatz zu denen der Freiheit und den westliche Werten standen.
US-Aussenminister John Kerry sprach am 18. Oktober 2015 auf französisch zu einer Versammlung von UNESCO Vertretern in Paris, und versicherte ihnen, dass „das Engagement der Vereinigten Staaten in dieser Organisation noch nie so stark war wie jetzt.“
Die USA sind im Jahr 2003 zur UNESCO zurückgekehrt. 2011, als die Palästinensische Autonoiebehörde in die UNESCO aufgenommen wurde, fror die USA ihren finanziellen Beitrag ein.
Die USA müssen dringend die UNESCO wieder zu verlassen. Die UNESCO ist offensichtlich der ‚islamischen Korrektheit‘ gegenüber unterwürfig und dient Interessen, die im Gegensatz zu denen der Freiheit und westlichen Werten stehen. Vor achtzig Jahren führten Negationismus und Antisemitismus zum Holocaust. Es ist dringend notwendig, zu sagen: ‚Genug‘.
Der Autor ist, Professor an der Universität von Paris und Autor von 27 Büchern über Frankreich und Europa. Der Text ist zuerst auf Englisch veröffentlich worden unter dem Titel: „Time to Leave UNESCO – Again“. Zuerst veröffentlicht beim Gatestone-Institute.