„Wenige Tage, nachdem die syrische Armee Flugblätter abwarf, um die Aufständischen in Daraa zur Niederlegung ihrer Waffen aufzufordern, haben israelische und russische Regierungsvertreter am Montag öffentlich erklärt, nur syrische Soldaten sollten während des Versuchs der Regierung, die südliche Provinz zurückzuerobern, zugegen sein. Aus Teherans Sicht kam der russische Sinneswandel überraschend und er löste grimmige Reaktionen und eine Debatte darüber aus, ob man Russland noch trauen könne. ‚Solange es Terrorismus gibt und die syrische Regierung es wünscht, wird der Iran [in Syrien] präsent sein’, hatte der Sprecher des iranischen Außenministeriums Bahram Qassemi erst am 21. Mai erklärt. ‚Niemand kann den Iran zu irgendetwas zwingen. Der Iran ist ein sourveränes Land und seine Politik orientiert sich an den außenpolitischen Interessen der Islamischen Republik ‘, fügte er hinzu. Der Sekretär des Obersten National Sicherheitsrats im Iran Ali Shamkhani erklärte am 27. Mai, der Iran befinde sich auf Bitten der Regierung in Damaskus in Syrien.
Es überrascht kaum, dass die reformorientierten Medien, die der Beziehung Teherans zu Moskau im Allgemeinen kritisch gegenüberstehen, ihre Besorgnis über die Bemerkungen des Kremls zum Ausdruck gebracht haben. Die Medien der Hardliner, die es lieber sähen, wenn der Iran sich vom Westen abgrenzte und sich stattdessen Russland und China annäherte, haben bislang geschwiegen. (…) Reformorientierte Iraner, die sich mit Middle East Eye unterhielten, meinten, Russland suche den Iran nach dem Rückzug aus dem Atomabkommen weiter zu isolieren. Teheran solle seine Beziehungen zu Europa stärken und nicht vergessen, dass Moskau Teheran schon mehrfach in den Rücken gefallen sei. (…) Konservative Iraner rechnen weiterhin darauf, Russland würde gar nicht erst in Syrien interveniert haben, hätte es sich sowieso auf die Seite Israels oder der Vereinigten Staaten schlagen wollen.
Hossein Kanani Moghaddam, ein konservativer Beobachter und Sekretär der Grünen Partei erklärte MEE gegenüber: ‚Wäre Putin willens, sich mit den USA oder Israel zu verbünden, wären sie angesichts des Todes von mindestens 100 russischen Militärberatern gewiss nicht in Syrien geblieben.‘ Moghaddam fügte allerdings hinzu, und dies deutet auf die zunehmenden Vorbehalte des Iran dem Kreml gegenüber hin: ‚Russland ist ein strategischer Partner des Iran, sollten sie [die Russen] sich aber Israel oder Amerika zuwenden, wird der Iran seine Beziehungen zu Russland revidieren‘. ‚Solange [der syrische Präsident] Bashar al-Assad es wünscht, wird der Iran in Syrien bleiben. Entscheidend ist der Wille der syrischen Regierung. Russland kann die Entscheidung nicht für Syrien fällen. Nur die Regierung in Syrien kann über die Präsenz von Streitkräften entscheiden.‘ Ob Russland den Abzug der iranischen Streitkräfte aus Syrien tatsächlich durchsetzen will oder nicht, die Entscheidungsträger in Teheran werden die weitere Entwicklung mit einiger Sorge beobachten.“ (Rohollah Faghihi: „Russia wants Iran out of Syria. Iranians aren’t so happy about that“)