Shama Hacohen kritisierte die Entscheidung scharf. Der Beschluss sei umso empörender, als er an einem Ort gefällt wurde, der so nahe bei einer Stätte liegt, an der Juden während des Holocaust getötet wurden. ‚Wir sind hier neben dem größten Massengrab des jüdischen Volks versammelt, bei dem es sich auch um den tiefsten und dunkelsten Abgrund handelt, in den die Menschheit je hinabgestiegen ist’, erklärte er. ‚Die Bilder, Klänge und Gerüche, das Blut und das Grauen dessen, was sich hier im von den deutschen Nationalsozialisten unterhaltenen Lager Auschwitz-Birkenau zugetragen hat, waren nicht auf das Gebiet innerhalb der unter Strom stehenden Zäune begrenzt. Bei entsprechenden Witterungsbedingungen hat der Gestank der Krematorien möglicherweise auch den Ort erreicht, an dem wir jetzt versammelt sind’, fügte Shama Hacohen hinzu. Er bat dann um einen Augenblick des ‚ernsten Gedenkens an die sechs Millionen ermordeten Juden und all jene, die von den Nazibestien getötet wurden oder im Kampf gegen sie gestorben sind. Auch während des Holocaust hörten die Juden niemals auf, den Spruch »Nächstes Jahr in Jerusalem« zu rezitierten, und auch wir werden es niemals tun!’
Die meisten Delegierten erhoben sich für die Schweigeminute. Anschließend protestierte die kubanische Vertreterin. Nach der Geschäftsordnung dürfe nur der Vorsitzende des Komitees um eine Schweigeminute bitten. Shama Hacohen habe die Sitzung in einen ‚politischen Zirkus’ verwandelt. ‚Ich bitte also darum, dass wir uns für eine Schweigeminute zum Gedenken an all die Palästinenser erheben, die in der Region gestorben sind.’ Dem entsprachen wiederum die meisten Delegierten. (…) Das Weltkulturerbe-Komitee stimmt jährlich über den Verbleib der Jerusalemer Altstadt und der Stadtmauern auf der Liste des gefährdeten Weltkulturerbes ab. Sie wurden erstmals 1982 als jordanische Weltkulturerbestätten eingetragen. Während des Bestätigungsverfahrens verabschiedete das Komitee zudem einen Text, der die Aktivitäten Israels in der jerusalemer Altstadt kritisiert. Israel wird dabei als ‚Besatzungsmacht’ bezeichnet.“ (Tovah Lazaroff: „Dueling homage paid to Holocaust, Palestinian victims at UNESCO“)