Sehr geehrte Presse-Redaktion,
in der gestrigen Presse berichtete Susanne Knaul über die Razzien der israelischen Armee, die im Westjordanland nach drei verschleppten israelischen Jugendlichen sucht. Knaul gab in ihrem Artikel die massiven Vorwürfe wieder, die palästinensische Politiker gegen Israel erheben: Von einer „Kollektivstrafe für das gesamte palästinensische Volk“ war ebenso die Rede, wie vom „kaltblütigen Töten“, dessen sich israelische Soldaten angeblich schuldig machten. All diese Anschuldigungen blieben völlig unwidersprochen, weil Knaul es in ihrem rund 400 Wörter langen Artikel verabsäumte, auch nur eine einzige Stimme zu Wort kommen zu lassen, die die israelische Sichtweise wiedergegeben oder zu den Vorwürfen Stellung genommen hätte. Dadurch bot der Beitrag eine höchst einseitige Darstellung der Situation. Nichts spricht dagegen, über die – teils überzogenen, teils haltlosen – Anschuldigungen der palästinensischen Propaganda zu berichten, aber wäre es nicht Knauls Pflicht gewesen, dem journalistischen Grundsatz der Ausgewogenheit folgend auch der anderen Seite die Möglichkeit zu geben, ihre Sicht der Dinge darzulegen?
Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Florian Markl
Medienbeobachtungsstelle Naher Osten (MENA)