„Das syrische Militär hat in diesem Jahr mindestens zweimal im Iran produzierte Artilleriegeschosse mit einer chlorinartigen Substanz eingesetzt, deren Gift langsam austrat und Opfern nur wenige Minuten zur Flucht ließ. Bei einem anderen Angriff warfen syrische Streitkräfte eine chemische Bombe auf die Dachterrasse eines Wohnhauses und töteten 49 Menschen, darunter elf Kinder. Ihre Haut färbte sich blau. Diese Angaben und andere, die Syrien die Verübung von Gräueltaten in Ostghouta – einem Vorort von Damaskus – anlasten, wurden von der UNO-Kommission für die Untersuchung und Dokumentation möglicher Kriegsverbrechen in dem siebenjährigen Konflikt aufgedeckt.
Als die Kommission am Mittwoch ihren Bericht veröffentlichte, wurden diese Angaben aber ausgelassen. Sieben Seiten, die sich in einem früheren Entwurf befunden hatten und der New York Times zur Verfügung gestellt wurden, waren in der Endfassung in zwei Absätzen zusammengefasst worden. Der Bericht der Kommission untersuchte, wie die Regierung Präsident Bashar al-Assads Ostghouta, die Hochburg der Aufständischen nahe der Hauptstadt, in den ersten vier Monaten dieses Jahres zurückeroberte. Assads Streitkräfte belagerten das Gebiet, bombardierten es, hungerten die Bevölkerung aus und setzten Chemiewaffen ein. Aus den Angaben in dem ohne Autorisierung verbreiteten Entwurf ergibt sich ein über die bisherige Berichterstattung noch hinausgehendes Bild des Schreckens. Zudem ergibt sich aus ihnen eine eindeutige Schuldzuweisung an die syrischen Streitkräfte und ihre Verbündeten, die die wiederholten Dementi der Regierung Assads und seiner Verbündeten Russland und Iran zurückweist. (…)
Die Schlussfolgerungen in den unveröffentlichten Passagen schienen unzweideutig. In dem bekanntgewordenen Entwurf hieß es: ‚Mit am erschreckendsten ist die Tatsache, dass Regierungsstreitkräfte und mit ihnen affiliierte Milizen im Berichtszeitraum im dicht besiedelten Ostghouta weiterhin Chemiewaffen eingesetzt haben.‘ In dem Bericht wurden sechs Chemiewaffenangriffe auf Zivilisten detailliert rekonstruiert, die zwischen Januar und dem 7. April stattgefunden hatten. Der Angriff am 7. April war der tödlichste. Offenbar zum ersten Mal wurde in dem Bericht auf vom Iran gelieferte Waffen verwiesen. (…) Der Entwurf des Berichts über Ostghouta wurde von einer der Kommission nahestehenden, auf ihrer Anonymität beharrenden Person zugänglich gemacht, die bei der Erstellung des Berichts hinzugezogen worden war.“ (Rick Gladstone / Maggie Haberman: „Horrific Details on Syria Chemical Attacks Left Out, for Now, From U.N. Report“)