Während Präsident Erdogan seine Regierungspolitik in höchsten Tönen lobt, sieht die Lebensrealität der unter Inflation und Arbeitslosigkeit leidenden Türken ganz anders aus.
Tagesspiegel
Wenn Recep Tayyip Erdogan über die Türkei redet, erkennen viele Bürger ihr Land nicht wieder. Von einem wirtschaftlich starken, angesehenen und hochtechnisierten Staat mit Ambitionen bis ins Weltall spricht der Staatspräsident. „Wir werden den Platz einer mächtigen und unabhängigen Türkei nicht nur auf der Erde, sondern auch im All sichern“, sagte Erdogan jetzt bei der Vorstellung eines türkischen Raumfahrtprogramms.
In zwei Jahren will seine Regierung die erste türkische Rakete zum Mond schicken, später soll ein türkischer Astronaut das All erkunden. Das „Weltraum-Märchen“ habe allerdings nichts mit der Lebenswirklichkeit von Millionen Türken zu tun, die unter hoher Inflation und steigender Arbeitslosigkeit leiden, sagt der Oppositionspolitiker Özgür Karabat. Die türkische Führung ziehe sich immer mehr in eine Parallelwelt zurück. (…)
Trotz aufwändiger Medienkampagnen der Regierung lässt sich der Graben zwischen Erdogans schöner Welt und der Wirklichkeit nicht übertünchen: Nach einer neuen Umfrage will fast jeder zweite Türke im Ausland leben. Selbst jeder dritte Wähler von Erdogans Partei AKP will die Türkei verlassen.
Weierlesen im Tagesspiegel: „Warum fast jeder zweite Türke die Türkei verlassen will“