Die vom ukrainischen Verteidigungsministerium veröffentlichten Fotos beweisen, dass der Iran bewaffnete Drohnen an Russland geliefert hat, die in der Ukraine eingesetzt werden.
Das ukrainische Militär teilte am Dienstag mit, es habe in der Nähe von Charkiw eine von russischen Streitkräften abgegebene iranische Drohne zerstört. Das Verteidigungsministerium in Kiew veröffentlichte Fotos von den Überresten einer iranischen Kamikaze-Drohne des Typs Shahed-136, die in der Nähe von Kupiansk abgeschossen worden sein soll.
Eine intakte Heckflosse trug die Aufschrift M214 Giran-2 (Geranium-2) in kyrillischer Schrift. Die Fotos wurden zuerst von einem ukrainischen Offizier für Kampfmittelbeseitigung ins Internet gestellt. Die bislang von unabhängiger Seite nicht verifizierten Fotos wären der erste explizite Beweis für den Einsatz iranischer Drohnen in Russlands Krieg gegen die Ukraine.
Im Juli erklärte das Weiße Haus unter Berufung auf Geheimdienstinformationen, eine russische Militärdelegationen hätte Teheran besucht, um Hunderte von Drohnen zu erwerben. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sprach daraufhin eine seltene öffentliche Warnung an den Iran aus, indem er mitteilen ließ, der Abschluss des Transfers sei eine »sehr, sehr schlechte Idee«. Ein Beamter des Pentagons erklärte Ende letzten Monats gegenüber Reportern, iranische Drohnen seien Ende August an Russland geliefert worden, von denen sich allerdings viele als fehlerhaft erwiesen hätten. Belege für diese Behauptungen wurden nicht vorgelegt.
Seit Russlands anfänglicher Vorstoß gegen Kiew ins Stocken geraten ist, gehen seine Bestände an präzisionsgelenkten Raketen zur Neige, sodass es nun zusehends auf nichtgelenkte Munition zurückgreifen muss. Die New York Times berichtete Anfang des Monats, der Kreml habe sich auf der Suche nach Artilleriegranaten auch an Nordkorea gewandt.
Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten haben der ukrainischen Regierung Waffen und Munition im Wert von Milliarden von Dollar zur Verfügung gestellt, darunter auch die in der Türkei hergestellten Bayraktar-TB2-Drohnen, denen zu Kriegsbeginn eine Reihe von Siegen gegen russische Panzerkonvois zugeschrieben wurde.
Bei der iranischen Shahed-136-Drohne handelt es sich um eine explodierende Einweg-Delta-Flügel-Drohne, die bis zu 1.700 Kilometer weit fliegen können soll, aber auf eine Datenverbindung zur Bodenkontrolle angewiesen ist, die nach Angaben der iranischen Staatsmedien auf 200 Kilometer begrenzt ist. Es wird vermutet, dass dieses Modell bei dem Angriff auf die saudischen Aramco-Erdöl-Anlagen in Abqaiq und Khurays im Jahr 2019 eingesetzt wurde, zu dem sich die mit dem Iran verbündeten Huthi-Rebellen im Jemen bekannten.
Die Verbreitung hochentwickelter iranischer Drohnen im Nahen Osten stellt für die Staaten der Region und das US-Militär ein großes Problem dar. Der Iran hat Stellvertreter-Milizen im Irak, in Syrien, im Jemen und anderswo mit diesen Waffen ausgestattet und nach Angaben von US-Beamten zu Angriffen ermutigt. Im Februar soll Israel einen Drohnenstützpunkt im iranischen Kermanshah angegriffen haben, woraufhin der Iran rund ein Dutzend Raketen auf Ziele in Erbil, der Hauptstadt der autonomen Region Irakisch-Kurdistan, abfeuerte. Teheran behauptete, bei diesem Angriff ein Ausbildungslager des israelischen Geheimdienstes Mossad getroffen zu haben.