Mit seiner Entscheidung für Pjöngjang als Kriegspartner hat der Russlands Diktator Wladimir Putin signalisiert, dass kein Staat tabu ist, wenn es um die Suche nach Verbündeten geht.
Ben Cohen
Die vergangene Woche war eindeutig eine Woche, in der Geschichte geschrieben wurde. Diese Beobachtung ist nicht in erster Linie auf den Sieg von Donald Trump bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen gemünzt, auch wenn er nun neben Grover Cleveland (1837–1908) der einzige US-Oberbefehlshaber ist, der zwei nicht aufeinanderfolgende Amtszeiten an der Spitze der führenden Demokratie der Welt gewonnen hat. Vielmehr geht es um ein wesentlich weniger beachtetes Ereignis, das eine halbe Weltreise entfernt stattfand und mit dessen Folgen sich Trump bei seinem Amtsantritt im Januar auseinandersetzen muss.
Wie das Pentagon nun bestätigte, hat das nordkoreanische Regime bis zu 12.000 Soldaten entsandt, um an der Seite seines russischen Verbündeten zu kämpfen – fast drei Jahre nachdem Moskau seine brutale Aggression gegen die Ukraine begonnen hat. Während die Amerikaner jüngst an die Wahlurnen gingen, um das oben genannte Stück Geschichte zu schreiben, taten die Nordkoreaner dasselbe im russischen Kursker Bogen, wo sie mit ukrainischen Streitkräften zusammenstießen und zum ersten Mal, dass eine externe Partei in diesem Krieg einen Schuss abgab.
Wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte, stellt allein die Anwesenheit nordkoreanischer Streitkräfte eine ernsthafte Eskalation dar, die ein »neues Kapitel globaler Instabilität« einläuten wird.
Fehlende Kampferfahrung
Die Zeit wird zeigen, ob die Nordkoreaner den tatsächlichen Verlauf des Kriegs maßgeblich beeinflussen werden. Eine Geschichte, die in den letzten Tagen die Runde machte, drehte sich um einen gefangenen russischen Soldaten, der auf Video zu sehen ist und behauptet, dass seine Einheit versehentlich von denselben Nordkoreanern beschossen wurde, die eigentlich an ihrer Seite kämpfen sollten, was darauf hindeutet, dass Pjöngjang eher Kanonenfutter als Elitetruppen entsandt hat. »Wir haben versucht, ihnen zu erklären, wohin sie zielen sollen, aber ich glaube, sie haben zwei von uns getroffen«, erklärte der Soldat. »Ich habe beschlossen, dass es in dieser Situation besser ist, sich zu ergeben, als von unserer eigenen Kugel getötet zu werden.«
Diese Geschichte sollte wahrscheinlich nicht überraschen. Während der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un seine Eine-Millionen-Mann-Armee als »die stärkste« der Welt bezeichnet hat, verfügt keiner der Soldaten seines Einsiedlerkönigreichs über nennenswerte Kampferfahrung.
Der andere Aspekt ist geopolitischer Natur: die Zusammenkunft zweier tyrannischer Regime mit dem Ziel, die Unabhängigkeit einer postkommunistischen Demokratie zu zerschlagen, die mit der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten verbündet ist.
Mit der Wahl Nordkoreas als Kriegspartner hat der russische Diktator Wladimir Putin signalisiert, dass kein Staat tabu ist, wenn es darum geht, Verbündete zu suchen. Denn so schlimm und repressiv Russland im Inneren auch ist, Nordkorea ist noch schlimmer. Wie ich bereits früher geschrieben habe, ist die Demokratische Volksrepublik weniger ein unabhängiges Land als vielmehr ein Konzentrationslager mit einem Sitz bei den Vereinten Nationen.
Antiwestliche Achse
Da seine Beziehungen zu westlichen Nationen auf einem Tiefpunkt angelangt sind, ist Putin zunehmend auf die diplomatische und militärische Unterstützung von Ländern wie China, dem Iran und Nordkorea angewiesen, ebenso wie auf die Unterstützung derjenigen Staaten, die entweder bereits Mitglieder des BRICS-Staatenblocks (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) sind oder eine Mitgliedschaft anstreben. Diese Staaten präsentieren sich als Alternative zu den von den USA dominierten internationalen Institutionen, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind.
Der Iran hat Russland mit Raketen und Shahed-Drohnen beliefert, die mit verheerender Wirkung gegen ukrainische Städte und Ortschaften eingesetzt wurden. Im Fall Nordkoreas unterzeichneten Putin und Kim bei Putins Besuch in Pjöngjang im Juni einen »umfassenden strategischen Partnerschaftsvertrag«, der beide Länder dazu verpflichtet, sich gegebenenfalls gegenseitig zu verteidigen.
Für Moskau bieten die nordkoreanischen Truppen vorerst eine praktische Alternative zur Rekrutierung weiterer russischer Soldaten für einen Krieg, der bereits mehr als 700.000 Russen das Leben gekostet und Tausende Panzer und gepanzerte Fahrzeuge zerstört hat. Für die Nordkoreaner bedeutet die Unterstützung Russlands dringend benötigtes Geld für Kims Staatskasse sowie russisches Know-how bei der Entwicklung des Nuklearprogramms von Pjöngjang.
Das bedeutet, dass die Ukraine nicht nur gegen Russland, sondern auch gegen Nordkorea und den Iran kämpft. Die Folgen für die Ukraine, deren Zivilbevölkerung und Streitkräfte einem weiteren eisigen Winter mit schwindenden Vorräten entgegensehen, sind die schwerwiegendsten von allen. Langfristig werden jedoch auch die Verbündeten der Ukraine die Kosten dieser Allianz von Autokratien tragen müssen.
Im Nahen Osten sind die Auswirkungen der aggressiven Außenpolitik Russlands seit mehr als einem Jahrzehnt offensichtlich, da das Land das Regime von Präsident Baschar al-Assad während des Bürgerkriegs in Syrien aggressiv unterstützt. Israel musste sich um die russische Präsenz in Syrien herumschlängeln bei seinem Versuch, gegen die iranische Nutzung Syriens und des Libanons als Stützpunkt für die Angriffe seiner Stellvertreter auf den jüdischen Staat vorzugehen.
Aus diesem Grund hat Israel nach der Invasion der Ukraine vor drei Jahren den Vorschlag, die demokratische Regierung in Kiew aktiv mit Waffen und Ausbildung zu unterstützen, geprüft und dann im Wesentlichen abgelehnt. Diese Vorsicht war verständlich, hat aber Russland nicht besänftigt, dessen Haltung gegenüber dem jüdischen Staat zunehmend zu dem dämonisierenden Ansatz zurückkehrt, der während des Kalten Kriegs zu beobachten war, während Moskau zugleich Terrorgruppen von der Hamas im Gazastreifen bis zu den Huthi-Milizen im Jemen unterstützen.
Für Putin war der durch die Gräueltaten der Hamas am 7. Oktober 2023 ausgelöste Gaza-Krieg ein Segen. Was die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit betrifft, so wurde sein Krieg in der Ukraine durch die Kämpfe im Nahen Osten in den Schatten gestellt mit dem traurigen Ergebnis, dass der Krieg Russlands zur Zerschlagung seines westlichen Nachbarn weitgehend ignoriert wurde, während die offenkundig falschen Behauptungen über einen israelischen Völkermord im Gazastreifen wie Pilze aus dem Boden schossen.
Da wir nun in die Lame-Duck-Phase der US-Regierung von Präsident Joe Biden eintreten, ist eine grundlegende Neubewertung erforderlich – insbesondere, um zu verstehen, wie die Kriege in der Ukraine und an mehreren Fronten im Nahen Osten miteinander zusammenhängen und an welchen Punkten sich die Interessen des Westens, Israels und der Ukraine überschneiden und wo sie möglicherweise auseinandergehen.
Letztendlich kämpfen sowohl die Ukraine als auch Israel gegen dieselben Feinde. Auf dem Spiel steht nicht nur ihre Sicherheit – man könnte sogar sagen, ihr Überleben –, sondern auch die Werte und die Politik, die sowohl das NATO-Bündnis als auch die Außenpolitik der USA verkörpern. Wie Amerika und seine Verbündeten jetzt reagieren, wird unsere Haltung gegenüber der sogenannten »Achse des Widerstands« für eine Generation bestimmen.
Ben Cohen ist ein in New York lebender Journalist und Autor, der eine wöchentliche Kolumne über jüdische und internationale Angelegenheiten für Jewish News Syndicate schreibt. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)