Dieser Zustand der öffentlich-rechtlichen Anstalten verdient tatsächlich Kritik. Dass Marlene Halser sich aber ausgerechnet die Vertretung der Juden herauspickt, verwundert. Die hat nämlich in diesem Spiel schwache Karten. Der Zentralrat ist medienpolitisch eine im Vergleich zu anderen vernachlässigbare Größe. Das wissen auch die Sender. Kritik von jüdischen Institutionen wird dort deshalb in der Regel freundlich angehört und anschließend ignoriert. Auch Arte hat auf Josef Schusters Einwände mit einer höflich umschriebenen ‚Juckt uns nicht weiter!‘-Stellungnahme reagiert. Mit der viel beraunten Macht der Juden ist es nicht weit her. Wer wirklich Einfluss auf die Medien nehmen kann, nutzt ihn in der Regel leise hinter den Kulissen. Wer keinen hat, schreibt Offene Briefe, wohl wissend, dass er am Lauf der Dinge damit wenig ändern kann. Marlene Halser gelingt das Kunststück, daraus genau das Gegenteil zu machen. Sie schlägt Alarm, als stünde die Rundfunkfreiheit auf dem Spiel: Josef Schuster und die Juden ante portas! Mit der Wirklichkeit hat das wenig zu tun. Aber es verrät einiges über die Mentalität einer taz-Ressortleiterin.“ (Michael Wuliger: „Neues von der Macht der Juden“)
