Die zahlreichen Angriffe auf die Gebirgsregion an der türkisch-irakischen Grenze haben dazu geführt, dass dort mittlerweile über fünfhundert Dörfer leer stehen.
Die türkischen Streitkräfte haben im heurigen Jahr mehr als achthundert Angriffe auf die Autonome Region Irakisch-Kurdistan und die Provinz Ninive verübt, erklärte ein Konfliktbeobachter am Sonntag gegenüber dem kurdischen Nachrichtenportal Rudaw. »Von Anfang des Jahres bis Juni 2024 hat die türkische Armee achthundertdreiunddreißig Angriffe und Bombardierungen auf das Gebiet der Region Kurdistan durchgeführt, bei denen acht Zivilisten getötet wurden«, erklärte Kamaran Osman, Mitglied des Christian Peacemaker Teams (CPT), einer Menschenrechtsorganisation, welche die Operationen der Türkei in der Region Kurdistan beobachtet.
Die Provinzen Duhok und Erbil in der Autonomen Region Irakisch-Kurdistan führen die Rangliste der Angriffe mit 365 bzw. 356 an, gefolgt von Sulaimani mit hundertzwei und dem jesidischen Kernland Shingal in der Provinz Ninive mit zehn Angriffen, so Osman.
Verwaiste Dörfer
Die Türkei bombardiert häufig die nördlichen Gebirgsgebiete unter dem Vorwand, die Kämpfer der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu bekämpfen, die sich in den Bergen verschanzt haben. Die PKK ist eine kurdische Gruppe, die seit Jahrzehnten einen bewaffneten Aufstand gegen den türkischen Staat führt, um mehr Rechte für die Kurden zu erlangen, und wird von Ankara als Terrororganisation eingestuft.
Im Konflikt zwischen der Türkei und der PKK gerät häufig die Zivilbevölkerung ins Kreuzfeuer. Viele Familien mussten wegen der Kämpfe aus ihren Häusern der Region fliehen, insbesondere in der Provinz Duhok nahe der Grenze zur Türkei, wo mittlerweile ganze Dörfer leer stehen.
Einem 2020 veröffentlichten Bericht des Parlaments der Autonomen Region Irakisch-Kurdistan zufolge hat der Konflikt zwischen der Türkei und der PKK dazu geführt, dass in der gesamten Region über fünfhundert Ortschaften verlassen wurden. Nach Angaben des CPT wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.586 Angriffe von Ankara auf die Region Irakisch-Kurdistan und die Provinz Ninive verübt.