Zwei Tage lang soll das Außenamt der Türkei versucht haben, besänftigend auf den Präsidenten einzuwirken. Doch der suchte offenbar die Eskalation.
Jürgen Gottschlich, Der Standard
Die Begeisterung seiner Fans für eine solche bislang beispiellose Eskalation gegenüber dem Westen wird aber offenbar selbst in seiner Partei nicht überall geteilt. Schon ein Blick in die Zeitungen am Sonntag zeigt, dass die regierungsnahe Presse nicht so recht weiß, wie sie mit dem neuesten Vorstoß ihres Bosses umgehen soll.
Das wichtige Propagandablatt Sabah versteckt die Nachricht auf Seite zehn, während die Oppositionszeitung Cumhuriyet groß damit aufmacht, weil sie davon ausgeht, dass Erdoğan sich mit einem solchen Schritt selbst „in den Abgrund“ stürzen würde. (…)
Indirekt drohte [Erdoğan] schon am Donnerstag mit dem Rauswurf der Botschafter. In einschlägigen Kreisen in Ankara hieß es, das Außenministerium habe in den folgenden zwei Tagen versucht, Erdoğan von einer Eskalation im Streit um die Freilassung von Kavala abzubringen. Vergeblich, wie der Präsident am Samstagnachmittag klarmachte. Er will offenbar den Affront.
(Aus dem Artikel „Erdoğan setzt auf große Eskalation mit dem Westen“, der vom Standard veröffentlicht wurde.)