Tunesien: Homosexueller Präsidentschaftskandidat bekennt sich zu Israel

Tunesien: Homosexueller Präsidentschaftskandidat bekennt sich zu Israel
Mounir Baatour (Quelle: Facebook)

„Der offen homosexuelle tunesische Anwalt Mounir Baatour, der öffentlich seine israelfreundlichen Ansichten bekundet hatte, kündigte am 25. Juni an, dass er bei den Wahlen im November für das Amt des Präsidenten kandidieren werde. In einer haarsträubenden Debatte im tunesischen Fernsehen im vergangenen Jahr sagte Baatour: ‚Ich habe Ihnen gesagt, dass die Normalisierung [mit Israel] kein Verrat ist. Normalisierung liegt im Interesse von Tunesiens Wirtschaft und seiner internationalen Beziehungen.’ Es ist der erste bekannte Fall eines homosexuellen Tunesiers, der die Präsidentschaft in dem nordafrikanische Land mit muslimischer Mehrheit anstrebt.

Nach Angaben des Middle East Media Research Institute (MEMRI), das die Debatte im tunesische Fernsehen übersetzte, hat der tunesische Abgeordnete, Ammar Amroussia, ‚in einer parlamentarischen Sitzung eine israelische Flagge zerrissen, um die Kriminalisierung der Beziehungen zu Israel durch die Gesetzgebung voranzutreiben. Ein tunesischer Fernsehsender organisierte daraufhin eine Diskussion über die Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Mounir Baatour, der Vorsitzende der Liberalen Tunesischen Partei, verteidigte seine Partei gegen die Anschuldigungen des Abgeordneten Amroussi, der sagte, dass sie eine »fünfte Kolonne« in Tunesien sei. Sie wären »Söldner, die an der Seite der Feinde kämpfen«.’

Baatour kritisierte den antiisraelischen Kurs von Amroussia während der Debatte über seine Ansichten zum Boykott Israels und fragte ihn: ‚Warum brechen Sie nicht die Beziehungen zum Iran ab, der seit 1971 drei Inseln der Vereinigten Arabischen Emirate besetzt hat? Ich spreche von den der Großen und der Kleinen Tunb-Insel und von Abu Musa. Warum boykottieren Sie nicht die Türkei, die den Sanjak von Alexandretta besetzt? Der Sanjak von Alexandretta ist größer als Palästina.’ Der dramatische Schlagabtausch mit Amroussia ging weiter und Amroussia erklärte: ‚Bruder, ein sogenannter »Tunesier«, der in der zionistischen Entität lebt … Warum sagst du nicht »die zionistische Entität«?’ Baatour antwortete sofort: ‚Es heißt »Israel«‘, und Amroussia fragte: ‚Ist das Antisemitismus?‘ Baatour erwiderte: ‚Genau. Es ist Antisemitismus.’ Er erklärte, dass ‚wir nach normalen wirtschaftlichen Beziehungen mit allen Ländern streben. Wir glauben, dass Feindseligkeit gegenüber Israel und die Liebe zur palästinensischen Sache nicht die wirklichen Probleme Tunesiens sind. Tunesiens Probleme sind sozialer und wirtschaftlicher Art.’(…)

Baatour sieht sich nicht nur einem weit verbreiteten Antisemitismus im Land ausgesetzt, der sich gegen den jüdischen Staat richtet, sondern auch den schwulenfeindlichen Gesetzen des tunesischen Staates. Artikel 230 des tunesischen Strafgesetzbuchs von 1913 besagt, dass Personen, die wegen Analverkehr verurteilt wurden, für drei Jahre inhaftiert werden können.“ (Benjamin Weinthal: „First Gay Tunisian running for president supports Israel“)

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