Die Stadt Tulkarem hat sich zu einer Bastion des palästinensischen Terrorismus entwickelt, die eine ständige Gefahr für Israel darstellt.
Amit Barak
Neben meinen verschiedenen Tätigkeiten bin ich Reiseleiter, hauptsächlich für christliche Gruppen. Am 7. Oktober 2023 war ich mit einer gemischten Gruppe von Christen aus Norwegen und afrikanischen Ländern unterwegs. Nachdem wir am vorletzten Tag der Reise aufgewacht waren, schaltete ich beim Frühstück in einem Hotel in Tiberias mein Handy ein und sah WhatsApp-Videos, hauptsächlich von weißen Pick-ups, die durch die Straßen von Sderot fuhren.
Ich wusste, dass etwas Ungewöhnliches vor sich ging, aber ich begriff immer noch nicht das Ausmaß des Ereignisses. Langsam kamen inmitten der Unsicherheit immer weitere Berichte herein. Wenn so etwas im Gazastreifen geschah, konnte es auch im Westjordanland geschehen? Im Norden Israels an der Grenze zum Libanon? In den israelischen Städten entlang der Grünen Linie zum Westjordanland? Das waren Gedanken, die mir in der chaotischen Lage durch den Kopf gingen.
Zu dieser Zeit war ich der Kommandeur des Notfallteams in meiner Gemeinde im südlichen Westjordanland, wo ich mit meiner Frau und meinen drei Kindern lebe. Ich wusste, dass der Sicherheitsbeauftragte der Gemeinde nicht einmal im Land war. Ich befand mich in Tiberias, drei Autostunden entfernt, und alles war unklar. Ich begann, Nachrichten an die Bewohner zu senden, in denen ich ihnen erklärte, wie sie sich verhalten sollten, und an die Mitglieder des Notfallteams. Ich verabschiedete mich von meiner Reisegruppe und machte mich per Anhalter auf den Weg nach Hause.
Terror immer präsent
Meine Eltern holten mich vom Hotel ab, brachten mir meine IDF-Uniform und setzten mich an einer zentralen Kreuzung ab. Von dort aus trampte ich weiter, Fahrt für Fahrt, mit Reservisten, die bereits auf dem Weg zu ihren Einheiten waren. Als ich endlich zu Hause in meiner Gemeinde ankam, begrüßte ich meine Familie und machte mich sofort auf den Weg, um die Sicherheitsvorkehrungen der Gemeinde zu überprüfen, insbesondere bei den Bewohnern, die im Notfallteam dienten.
Nach und nach verschwanden die Männer, wurden zu ihren Einheiten einberufen, und am Abend verließ auch ich meine Familie, mein Zuhause und meine Gemeinde, als ich zum Dienst einberufen wurde.
In meiner sehr kleinen Gemeinde mit etwa 25 Familien blieben fast keine Männer zurück, sodass sie gegen einen Terrorangriff praktisch schutzlos gewesen wäre. Man könnte sagen, dass wir aufgebrochen sind, um den Staat Israel zu verteidigen, aber haben unsere Familien im Wesentlichen im Stich gelassen. Meine Siedlung wurde, wie viele andere auch, fast vollständig den zurückgebliebenen Frauen ohne Kampferfahrung überlassen, und die Armee brauchte Zeit, um ihre Verteidigungsmaßnahmen zu organisieren.
Diese Bedrohung ist noch nicht beseitigt. Es ist kein Geheimnis, dass im Westjordanland die terroristische Infrastruktur immer präsent ist. Die Sicherheitskräfte des Staates Israel befinden sich in einem ständigen Kampf gegen den palästinensischen Terrorismus, der versucht, Israelis zu schaden, wo immer es möglich ist. Viele der Terroristen stammen aus Gebieten wie Dschenin oder Tulkarem, dem Jordantal und der nördlichen Region des Toten Meeres, Jericho.
Die Israelischen Sicherheitsstreitkräfte (IDF) konzentrierten sich in ihrem Kampf gegen den Terrorismus in den letzten Monaten hauptsächlich auf das Gebiet um Dschenin, seine östlichen Hänge in Richtung Jordantal und auch auf das Gebiet Tulkarem im Westen.
Präsenz uznd Sicherheit
Die Geschichte hat wiederholt bewiesen: Dort, wo es keine israelische Präsenz gibt, gibt es auch keine Sicherheit. Im Rahmen des Abzugsabkommens von 2005 zog sich Israel aus dem Gazastreifen und nördlichen Teilen des Westjordanlands zurück. Vier jüdische Siedlungen wurden aufgelöst, ihre Bewohner umgesiedelt und Militärlager geräumt. Dadurch blieb ein bedeutender geografischer Teil des nördlichen Westjordanlands ohne jegliche israelische Präsenz. Das Ergebnis? Die Palästinenser nutzten die Gelegenheit weder für eine Normalisierung noch für Frieden, sondern nutzten das Vakuum, um terroristische Infrastruktur aufzubauen bzw. zu erweitern und Angriffe gegen Israelis zu starten. Seit den frühesten Tagen des Zionismus ist klar: Die Sicherheit im Land Israel ist untrennbar mit der jüdischen Präsenz verbunden.
Das auch Samaria genannte nördliche Westjordanland ist biblisches Kernland, das im Sechstagekrieg an Israel fiel, wird im internationalen politischen Diskurs und in den Medien oft als Westbank bezeichnet und dadurch in enge Verbindung mit Jordanien gebracht, das die Region von 1948/49 bis 1967 kontrollierte und sich am Ostufer – der Eastbank – des Jordans erstreckt.
Diese Terminologie ignoriert jedoch die historischen und rechtlichen Bindungen Israels an das Land, wie sie etwa im San-Remo-Vertrag von 1920 oder dem Palästina-Mandat von 1922 kodifiziert sind, die unter der Aufsicht des Völkerbunds die Voraussetzungen für die Gründung des Staates Israel schufen. Das Westjordanland, historisch als Judäa und Samaria bekannt, war Teil dieses zugewiesenen Territoriums.
Diese Dokumente des Völkerrechts wurden von etlichen internationalen Akteuren unterstützt, die anerkannten, dass das ausgewiesene Land die angestammte Heimat der Juden war. Die Palästinenser hatten nie einen Staat, der besetzt werden konnte. Sie lehnten den UN-Teilungsplan von 1947 ab, der damit keine Gültigkeit gewann und hatten somit nicht einmal einen Vertrag oder eine vergleichbare Vereinbarung, die ihre rechtlichen Bindungen an Ostjerusalem, an das Westjordanland oder an den Gazastreifen belegten.
Der Jordan, der im Vergleich zu vielen anderen großen Flüssen der Welt schmal ist, definiert eine Region, die sich an ihrer breitesten Stelle bis zu 55 km erstreckt. Die auch als Judäa und Samaria bezeichnete Region westlich des Jordans ist nicht nur ein Gebiet von großer historischer Bedeutung, sondern auch eine strategische Notwendigkeit für die Sicherheit Israels. Mit hohen, dominanten Bergen, die als strategischer Sicherheitsfaktor dienen, vor allem zum Schutz der zentralen Region, Tel Aviv und nördlich davon, wo etwa siebzig Prozent der Bevölkerung und achtzig Prozent der israelischen Wirtschaft konzentriert sind.
Wachsende Bedrohung Tulkarem
Obwohl der Jordan und das Jordantal im Osten als natürliche Barriere gegen militärische Invasionen dienen, sieht es beim Schmuggel anders aus. Vor Kurzem hörte ich in einer Geheimdienstbesprechung, dass sich die Lage im Samaria genannten Teil des Westjordanlands (hauptsächlich) seit dem 7. Oktober 2023 verschlechtert hat: Es gibt mehr (Schuss-)Waffen und Waffen- und Raketentypen, die es vorher nicht gab.
Eine der größten Bedrohungen für die Sicherheit Israels im Westjordanland ist der anhaltende Waffenschmuggel aus Jordanien. Der Staat Israel hat diese Grenze noch nicht vollständig gesichert, wodurch ein stetiger Strom an Waffen – viele aus dem Iran oder über seine Kanäle – in von Terroristen kontrollierte Gebiete, hauptsächlich in den Regionen Tulkarem und Dschenin, gelangt. Eine der in Reaktion darauf getroffenen Entscheidungen ist die künftige Errichtung israelischer Siedlungen entlang der Grenze zu Jordanien, um sie stärker abzusichern.
Jordanien ist sich dieser Tatsache bewusst, doch die jordanische Armee hat wenig bis gar nichts unternommen, um den Zustrom von Waffen einzudämmen. Dies erinnert an die passive – oder sogar mitschuldige – Rolle Ägyptens, das vor dem Massaker vom 7. Oktober 2023 den Waffenschmuggel in den Gazastreifen zuließ. Das mangelnde Handeln Ägyptens wirft Fragen nach seiner Beteiligung und einem möglichen indirekten Nutzen aus dem anhaltenden Konflikt und dem Waffenschmuggel der Hamas auf. Die geringe Bereitschaft Jordaniens und Ägyptens, den Terrorismus wirksam zu bekämpfen, verstärkt nur das Bedürfnis Israels nach einem entschiedenen militärischen Vorgehen.
Tulkarem, eine palästinensische Stadt mit etwa 90.000 Einwohnern, liegt nur wenige Kilometer von jüdischen Gemeinden im Westjordanland und der israelischen Region Scharon sowie von Städten wie Natanya und Hadera entfernt. Letzteres Gebiet war bereits vor 1967 israelisches Territorium und ist nur fünfzehn Autominuten vom Mittelmeer entfernt. Der Hamas-Überfall auf Israel hat gezeigt, wie kurz diese Entfernungen sind und wie verwundbar Israel ist, wenn Terroristen diese Nähe ausnutzen, um Angriffe zu starten. Tulkarem ist zu einem Zentrum terroristischer Aktivitäten geworden, die israelische Zivilisten und die Infrastruktur gefährden.
Die sich verschlechternde Sicherheitslage im nördlichen Westjordanland ist eine direkte Folge vergangener strategischer Fehler, insbesondere des Abzugs aus dem Gazastreifen im Jahr 2005. Terroristen haben die Abwesenheit Israels ausgenutzt, um Hochburgen zu errichten, moderne Waffen zu schmuggeln und Angriffe auf israelische Zivilisten zu planen. Eine entscheidende Operation ist nun notwendig, um die Sicherheit wiederherzustellen und Bedrohungen zu neutralisieren, die von dieser strategischen Kernregion ausgehen. Nur durch Handeln wird Israel in der Lage sein, seine Bürger zu schützen und die Zukunft seines Landes zu sichern.
Amit Barak ist lizenzierter Reiseführer, der sich auf Judäa und Samaria und den Weg der Patriarchen spezialisiert hat. Im Jahr 2020 wurde er als einer der siebzig »Brückenbauer« anerkannt – führende Aktivisten im christlich-jüdischen Engagement. Er ist einer der Initiatoren der historischen Bewegung zur Integration arabischsprachiger Christen in die israelische Gesellschaft und die IDF. Barak diente zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder bei den Fallschirmjägern sowie in einer Spezialeinheit der Grenzpolizei und erhielt während seines Dienstes vier Anerkennungsurkunden.