Die regierungsfreundliche Tageszeitung ‚Yeni Şafak‘ in der Türkei beließ es nicht bei Tränen. Chefredakteur Ýbrahim Karagül stellte Mursis Tod als Attentat dar und schrieb von einer Verschwörung der Regierungen Ägyptens, Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate. Er nannte sie ‚Mörder‘ im Namen der multinationalen Streitkräfte der USA und Israels: ‚Diejenigen, die Christus gekreuzigt und den Propheten Mohammed aus Mekka vertrieben haben, haben auch Mursi gemartert.‘ Weiter heißt es da: ‚Wir haben einen weiteren Märtyrer in dem Kampf verloren, der seit der Zeit Adams geführt wurde. Diejenigen, die dem Weg von Ibrahim (Abraham), Ismail, Mussa (Mose), Isa (Jesus) und Mohammed folgen, die für Gerechtigkeit kämpfen und in den Reihen des Göttlichen stehen, haben den Schurken und Üblen der Welt ein weiteres Opfer dargebracht. Mohammed Mursi, der Gläubige, ein Patriot, ein guter Mann, ein Mann, der der ganzen Hässlichkeit der Welt den Rücken kehrte, ein Mann, der die Trauer von Tausenden von Märtyrern schulterte, die das Rabia-Symbol auf dem Rücken trugen, ein Mann, der Licht auf Ägyptens tausende von Jahren dunkler, grausamer Geschichte wirft, ein Mann, der Gottes Boten und ihre Botschaften gegen den Pharao, der mit Gott im Krieg war, festhielt – dieser Mann wurde zum Märtyrer gemacht.‘
Während die europäischen Staaten ‚achselzuckend wegschauten‘, wie eine Schweizer Zeitung formulierte, sprach der schiitische Iran seinem sunnitischen Verbündeten im Gazastreifen, der Hamas, das Beileid aus. Die palästinensischen Islamisten sind aus den ägyptischen Muslimbrüdern hervorgegangen und halten bis heute enge Kontakte, sehr zum Verdruss der aktuellen ägyptischen Regierung. Die Muslimbruderschaft wurde 1928 von Hassan el-Bana gegründet und unter den Sunniten rasch zu einer politischen Kraft. Sie sind die Mutterbewegung der Islamisten.“ (Ulrich Sahm: „Trauer um Ägyptens ehemaligen Präsidenten Mursi“)