Auf Rücksicht auf die vor Kurzem stattgefundenen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen verbrauchte die Zentralbank fast alle Devisenreserven, um die Landeswährung halbwegs stabil zu halten. Jetzt ist diese erneut gefallen.
Recep Tayyip Erdogan, erneut gewählter türkischer Präsident, hat eine neue Wirtschaftspolitik angekündigt und einige neue Gesichter ins Kabinett geholt, um das verloren gegangene internationale Vertrauen wiederzugewinnen. Bislang scheint dies zumindest an den Märkten nicht angekommen zu sein, denn die Talfahrt der türkischen Währung geht weiter, ja, ihr Wertverlust beschleunigt sich sogar.
So verzeichnete die Lira unlängst den größten Tagesverlust seit zwei Jahren und fiel der Leitwährung gegenüber um sieben Prozent, sodass 23,04 Lira für einen Dollar zu bezahlen waren.
»Ein Finanzminister macht noch keinen geldpolitischen Sommer«, zitierte das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel den Experten der deutschen Commerzbank, Ulrich Leuchtmann. »Die Amtsvergabe ist eine vielleicht notwendige, aber keinesfalls hinreichende Bedingung für einen tatsächlichen dauerhaften U-Turn in der Geldpolitik.« Währungshüter könnten bestenfalls kurzfristige Zinserhöhungen durchsetzen, nicht aber eine dauerhafte Wende zu einer stabilitätsorientierten Geldpolitik, die aus einem langfristigen Wandel erfolgen müsste.
Verarmung der Bevölkerung durch schwache Lira
Die türkische Lira, die angesichts von Erdogans Wirtschafts- und Währungspolitik etwa aufgrund seiner eigenwilligen, allen gängigen Wirtschaftstheorien widersprechenden Politik, Zinsen aus ideologischen Gründen niedrig zu halten und in der Krise sogar noch weiter zu senken, bereits in der Vergangenheit drastisch an Wert verloren hat, ist seit Jahresbeginn gegenüber dem Dollar noch einmal um rund 20 Prozent abgestürzt. 2021 hatte sie 44 Prozent an Wert verloren, im Jahr darauf weitere 30 Prozent. Die schwache Währung verteuert Importe, auf die das rohstoffarme Land angewiesen ist, merklich und trägt damit zur Verarmung der türkischen Bevölkerung bei.