Die türkische Regierung hat signalisiert, dass sie ihre militärische Intervention auf Seiten der international anerkannten libyschen Regierung der Nationalen Übereinkunft (GNA) vertiefen will, und zwar als Teil einer umfassenden Kampagne zur Behauptung ihrer Präsenz im gasreichen östlichen Mittelmeerraum sowie zur Stärkung der nachlassenden Unterstützung im eigenen Land.
Amberin Zaman, Al-Monitor
Das Kommunikationsbüro von Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte am späten Sonntag über Twitter an, dass Libyens größter Luftwaffenstützpunkt Al Jufra und die Küstenstadt Sirte zu den nächsten Zielen gehören werden. Beide werden von der mit der GNA verfeindeten Libyschen Nationalarmee (LNA) unter Führung des Kriegsherrn Khalifa Haftar kontrolliert.
Die Türkei nannte sieben Gründe, warum beide Ziele von strategischer Bedeutung seien, darunter die Kontrolle über Ölversorgungsleitungen, sowie die örtliche Präsenz russischer Militärflugzeuge und der Söldnertruppen der vom Kreml unterstützten Wagner-Gruppe. Die Botschaft war klar: Die Türkei wird sich nicht davon abhalten lassen, ihre Ziele in dem energiereichen Land zu erreichen.
Der Tweet folgte auf einen Luftangriff auf den Luftwaffenstützpunkt al-Watiya im Westen Libyens, jenem Stützpunkt, den die von der Türkei unterstützte GNA den Truppen Haftars im Mai abgerungen hatten. Diese Eroberung markierte den Beginn des Zusammenbruchs von Haftars 14-monatiger Kampagne zur Einnahme von Tripolis.
Der Zeitpunkt der Luftschläge lässt vermuten, dass auch die wichtigsten Verbündeten der LNA – die Vereinigten Arabischen Emirate, Frankreich, Ägypten und Russland – nicht im Begriff sind, nachzugeben. Nur wenige Stunden zuvor traf sich der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar, flankiert vom türkischen Generalstabschef Yasar Guler, mit türkischen Offizieren in Libyen und inspizierte ein türkisches Kriegsschiff, das vor der libyschen Küste vor Anker lag.