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Türkei: Über 100.000 Abschiebungen illegaler Migranten im heurigen Jahr

Flüchtlingskinder in der Türkei
Flüchtlingskinder in der Türkei (© Imago Images / Cover-Images)

Laut einer Erklärung des Präsidiums für Migrationsmanagement im Innenministerium ist die Türkei stolz darauf, bei Abschiebungen erfolgreicher zu sein als der europäische Durchschnitt.

Wie das Präsidium für Migrationsmanagement des türkischen Innenministeriums in einer Erklärung mitteilte, wurden seit Jahresbeginn insgesamt 101.574 illegale Migranten abgeschoben. Damit sei die Zahl der Abgeschobenen im Vergleich zum selben Zeitraum im Jahr 2021 um 152 Prozent gestiegen, hob das Migrationspräsidium hervor. Die Zahl der Abschiebungen bei afghanischen Staatsangehörigen sei um 212 Prozent, bei Pakistanern um 32 Prozent und bei anderen Nationalitäten um 190 Prozent gestiegen, hieß es in einer detaillierten Aufschlüsselung.

Mit den jüngsten offiziellen Zahlen hat die Zahl der illegalen Migranten, die seit 2016 abgeschoben wurden, 427.083 erreicht. Zugleich wurde etwa heuer 248.727 Migranten die Einreise in die Türkei verweigert, womit die Gesamtzahl der Abgewiesenen seit 2016 auf über 2,7 Millionen stieg. Der Erklärung zufolge seien dank der von der Regierung ergriffenen Maßnahmen die illegalen Einreiseversuche über die Ost- und Südgrenzen im Vergleich zum Vorjahr um 36 Prozent zurückgegangen.

In absoluten Zahlen habe die Türkei im laufenden Jahr bereits über 57.000 afghanische Staatsbürger in ihr Land zurückgeschickt, davon 41.185 mit 217 Charterflügen und 15.989 mit Linienflügen, heißt es in der Erklärung. Insgesamt 11.195 weitere illegale Migranten seien mit zwei Charter- sowie mit Linienflügen sicher nach Pakistan gebracht worden.

Der Erklärung zufolge ist die Türkei, die in den letzten Jahren unter starkem Druck durch irreguläre Migration steht, »bei der Rückführung erfolgreicher als der europäische Durchschnitt«. Obwohl im vergangenen Jahr insgesamt 696.035 illegale Migranten in den EU-Ländern aufgespürt worden seien, seien nur 73.030 von ihnen abgeschoben worden, sodass die durchschnittliche Abschiebequote der europäischen Länder bei nur zehn Prozent liege, heißt es in dem Bericht stolz.

Derzeit laufen noch Abschiebeverfahren für 18.773 Ausländer mit 103 verschiedenen Nationalitäten, darunter 5.203 aus Afghanistan, 4.224 aus Pakistan und 9.346 aus anderen Ländern. Darüber hinaus habe die Türkei die Zahl der Rückführungszentren auf dreißig mit einer Kapazität von insgesamt 20.540 Personen erhöht.

Keine Verpflichtung

Im Zuge der Entwicklungen nach der Machtübernahme durch die Taliban im vergangenen Jahr haben Präsident Recep Tayyip Erdoğan und hochrangige türkische Beamte immer wieder darauf hingewiesen, dass »die Türkei in keiner Weise verpflichtet ist, ein sicherer Hafen für afghanische Flüchtlinge zu sein«. Angesichts der jüngsten Entwicklungen in Afghanistan bemüht sich die Türkei weiterhin, die Sicherheit ihrer Grenze zum Iran zu verstärken, um eine neue Migrationswelle zu verhindern.

Dazu hat Ankara zusätzliche Verstärkung an die Ostgrenze des Landes zum Iran entsandt und es wird erwartet, dass weitere Maßnahmen ergriffen werden. So sollen technische Systeme die Grenzsicherung unterstützen und einen erneuten Zustrom von Migranten verhindern. Die Türkei hat immer wieder erklärt, dass sie nicht die Last der Migrationskrisen tragen werde, die durch die Entscheidungen von Drittländern verursacht werden, was eine Anspielung auf die US-Entscheidung sein dürfte, aus Afghanistan abzuziehen.

Man gehe davon aus, dass die Afghanen nach den Syrern die zweitgrößte Flüchtlingsgruppe in der Türkei bilden. Viele der über den Iran eintreffenden Migranten sind auf dem Weg nach Istanbul, um dort Arbeit zu finden oder in eine andere Küstenstadt zu gelangen, von wo aus sie nach Europa weiterreisen können. Die Europäische Union und ihre westlichen Partner haben erklärt, die Türkei spiele eine wichtige Rolle bei der Verhinderung der illegalen Überfahrt afghanischer Migranten nach Europa.

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