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Türkei bombardiert Touristen im Nordirak

Handyvideo des türkischen Angriffs im Nordirak
Handyvideo des türkischen Angriffs im Nordirak (Quelle: Rudaw)

Im Rahmen ihrer militärischen Operation, die die türkische Regierung gegen PKK-Stellungen in der Provinz Duhok durchführt, wurden Dutzende von irakischen Zivilisten getötet und schwer verwundet.

Wie ein Beamter der Kurdischen Regionalregierung im Nordirak am Mittwoch gegenüber Rudaw mitteilte, wurden bei türkischen Luftangriffen auf mehrere touristische Ziele im Bezirk Zakho in Duhok mehr als ein Dutzend Touristen getötet und mehrere verletzt, wobei erwartet wird, dass die Zahl der Opfer noch weiter steigt.

Der Leiter der Tourismusbehörde von Zakho, Chiya Amin, sprach von mindestens acht Todesopfern und 23 weiteren Verletzten, darunter auch Kinder. Wie er hinzufügte, waren die Touristen Teil einer 200-köpfigen Reisegruppe aus Bagdad. Auf Videos ist zu sehen, wie sich Dutzende von Menschen vor einem Krankenhaus in Duhok versammeln.

Der Bürgermeister von Zakho, Muhsin Bashir, sagte, die Türkei habe das Dorf Parakh zweimal mit der Begründung bombardiert, dass sich dort Mitglieder der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) »aufgehalten hätten, was die Türkei dazu veranlasst hat, es zu bombardieren«.

Hunderttausende von Touristen strömen aktuell in die autonome Region Irakisch-Kurdistan – darunter die Provinz Duhok, in der Ankara eine Reihe von Militärstützpunkten und Außenposten errichtet hat –, um der sengenden Hitze des Sommers im Zentral- und Südirak zu entkommen.

Die Türkei leitete am 18. April ihre jüngste Operation mit dem Namen Operation Claw-Clock ein, die sich gegen PKK-Verstecke in den Bergregionen von Metina, Zap, Avashin und Basyan in der Provinz Duhok richtet. Die Operation ist die vierte Phase der Claw-Operationen Ankaras gegen die von der Türkei als Terrororganisation eingestufte PKK in der Region Kurdistan, deren erste Phase im Jahr 2019 begonnen hatte.

Trotz Ankaras Dementi haben die Angriffe in der Vergangenheit zu Opfern unter der Zivilbevölkerung geführt, die in der Region häufig ins Kreuzfeuer gerät. Nach Angaben der International Crisis Group wurden im Konflikt zwischen der Türkei und der PKK seit Juli 2015 mindestens 597 Zivilisten und 266 »Personen mit unbekannter Zugehörigkeit« getötet.

Irakische Reaktionen

Ankara wurde von Bagdad, Erbil, wo die Kurdische Regionalregierung ihren Sitz hat, und der internationalen Gemeinschaft wegen seiner Verletzung der irakischen Souveränität immer wieder scharf kritisiert. Auch die jüngste Militäroperation wurde von irakischen Politikern verurteilt und als »feindliche« und »provokative« Verletzung der Souveränität des Landes bezeichnet.

So beschuldigte der irakische Ministerpräsident Mustafa al-Kadhimi die Türkei in einer von Rudaw zitierten scharfen Verurteilung, für den tödlichen Bombenangriff auf ein Touristenzentrum verantwortlich zu sein, den er als »eklatante und schamlose Verletzung der irakischen Souveränität sowie des Lebens und der Sicherheit irakischer Bürger« bezeichnete.

Auch Präsident Barham Salih verurteilte den Angriff aufs Schärfste und bezeichnete ihn ebenfalls als »Verletzung der Souveränität des Landes und Bedrohung der nationalen Sicherheit des Irak«. Die wiederholten Artillerieangriffe Ankaras in der Region seien »inakzeptabel«. Das irakische Außenministerium erklärte in seiner Verurteilung des Angriffs, man werde »diplomatische Maßnahmen auf höchster Ebene ergreifen«.

Der schiitische Führer Muqtada al-Sadr forderte dazu auf, Maßnahmen gegen die wiederholte Verletzung der irakischen Souveränität zu ergreifen und die diplomatischen Beziehungen zur Türkei abzubrechen, die Luft- und Landübergänge zu sperren, offizielle Beschwerde bei der UNO einzureichen sowie alle Sicherheitsabkommen mit Ankara aufzukündigen. Ähnliche Vorschläge wurden auch von al-Sadrs schiitischem politischen Rivalen und Führer der Fatih-Allianz, Hadi al-Amiri, gemacht, in der die mit dem Iran verbündeten Milizen der Volksmobilisierungskräfte vereint sind.

Auch die Hilfsmission der Vereinten Nationen für den Irak (UNAMI) verurteilte die Bombardierung von Zakho und forderte eine »gründliche Untersuchung zur Klärung der Umstände des Angriffs« sowie die Wahrung der Souveränität des Irak.

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