Die Szenarien der Alarmisten haben sich nicht bewahrheitet – im Gegenteil: die US-Politik könnte einen Wendepunkt für die iranische Hegemonialpolitik im Nahen Osten bedeuten.
Hassan Hassan, National Review
Irans übliches Gerede von Widerstand gegen eine starke US-Politik hat in der Realität wenig Gehalt. Es basiert größtenteils auf Übertreibung und Angstmacherei, die dem Regime im Iran den Raum geben, ungestraft in der gesamten Region zu agieren. (…)
In der Tat hatte niemand damit gerechnet, dass die USA einen Angriff auf eine hochrangige Persönlichkeit wie Soleimani durchführen würden. Sowohl unter der Regierung von Obama als auch unter der Regierung von Trump schienen die USA dem Iran freie Hand in der Region gelassen zu haben – und reagierten nicht auf dessen Provokationen, solange der Iran so agierte, dass er seine Angriffe plausibel abstreiten konnte. Die Grundlage der US-Politik war damit so beschaffen, dass der Iran und nicht die USA die Oberhand behielt. (…)
Die neue Politik unter der derzeitigen Verwaltung begann jedoch, andere Instrumente einzusetzen, darunter häufige Angriffe auf iranische Stellvertreter etwa in Syrien und die umfassenden Sanktionen gegen Teheran, um den Aufbau ähnlicher Netzwerke wie die im Irak zu verhindern.
Diese Instrumente begannen das iranische Regime und seine Verbündeten zu treffen. Der erhöhte Druck bewirkte, dass Teheran unberechenbar zu handeln begann: die ungewöhnlich provokativen Angriffe im vergangenen Jahr waren größtenteils ein Zeichen der Angst der Islamischen Republik. Als bisher letzter Schritt erfolgte die Tötung von Soleimani, die wohl eine strategische und keine taktische Entscheidung der Trump-Administration war, um die Abschreckungspolitik wiederherzustellen und den Kreislauf von Eskalation und Gegeneskalation zu unterbrechen.
Trotz der Panikmache vieler Alarmisten zeigen die Umstände der Tötung Soleimanis, dass die derzeitige Politik gegenüber dem Iran wie beabsichtigt funktioniert. (…) Ein großer Teil der Bemühungen besteht darin, das iranische Regime davon zu überzeugen, dass die alte Politik vorbei ist, die es ihm ermöglichte, das nahöstliche Vakuum nach dem Irakkrieg von 2003 und den Volksaufständen von 2011 zu füllen.
In diesem Sinne könnte sich die Tötung Soleimanis als Wende für die Rolle des Iran im Nahen Osten erweisen – nicht nur, weil Teheran einen geschickten Kommandeur verloren hat, sondern auch weil die Operation daran erinnert, dass es sich das Regime mit seinem gegenwärtigen Verhalten in der Region nicht allzu bequem machen sollte. Nun müssen die USA nur noch konsequent an ihrer Politik festhalten, um die Reichweite des Iran zurückzudrängen.