Latest News

Trump, Selenskyj und Netanjahu

Netanjahu und Trump, hier bei einer Pressekonferenz im Januar 2020. (© imago images/ZUMA Press Wire)
Netanjahu und Trump, hier bei einer Pressekonferenz im Januar 2020. (© imago images/ZUMA Press Wire)

Könnte Israels Premierminister Netanjahu bei US-Präsident Trump ähnlich in Ungnade fallen wie der ukrainische Präsident? Unmöglich ist das nicht.

In einem Beitrag auf Mena-Watch wurde vor vier Monaten darauf hingewiesen, dass in Sachen Israel beim amerikanischen Präsidenten Donald Trump Vorsicht geboten sein sollte. Die politische Hinrichtung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyjs durch Trump und Vizepräsident J. D. Vance vor laufender Kamera hat diesen Befund noch einmal unterstrichen.

Könnte Israels Premier Benjamin Netanjahu auch Opfer einer solchen Attacke werden? Sein letztes Treffen mit Trump fand in entspannter Atmosphäre statt. Die Körpersprache von beiden war ganz anders als jene von Selenskyj, der wie jemand agierte, der sich in einem Netz verfangen hat.

Netanjahu ist ein politischer Profi, der niemals Donald Trump vor laufenden Kameras irritieren würde; Belehrungen wie jene, die er einst Barack Obama gab, hätte er gegenüber dem exzentrischen aktuellen Präsidenten nicht gewagt. Ganz im Gegenteil stellte er sicher, Trump schon zu dessen Amtsübernahme einen Wunsch zu erfüllen: Er brachte sozusagen als Gastgeschenk ein Übereinkommen mit der Hamas mit. Dass dessen vollständige Umsetzung von Anfang an unrealistisch war, spielt dabei eine untergeordnete Rolle.

Zur bewusst betriebenen Umgarnung des US-Präsidenten gehörte auch der Beifall Netanjahus zu dessen Riviera-in-Gaza-Projekt, auch wenn die Überraschung über diesen Vorschlag dem israelischen Premier auf der gemeinsamen Pressekonferenz ins Gesicht geschrieben stand.

Mehrere Szenarien

Aber es braucht nicht viel, um sich die Grenzen dieser Umarmungsstrategie vorzustellen: Was beispielsweise, sähe sich Netanjahu aus innenpolitischen Gründen gezwungen, sich einem von Trump offenbar erwünschten Deal Israels mit Saudi-Arabien in den Weg stellen zu müssen? Solange Netanjahu von den Stimmen der rechtsextremen Parteien von Wirtschaftsminister Bezalel Smotrich und Itamar Ben-Gvir abhängig ist, würde jede im Rahmen eines Normalisierungsabkommens gesetzte Geste gegenüber den Palästinensern das Ende der Regierungskoalition bedeuten.

Ebenso wenig Fantasie braucht man, um sich vorstellen zu können, wie schnell und dramatisch sich das Verhältnis zu Trump ändern könnte, würde dieser mit russischer Unterstützung einen Deal mit dem iranischen Regime abschließen, bei dem israelische Interessen unter die Räder kommen. (Lesen Sie dazu den Beitrag von Matthias Küntzel.)

Noch stützt Amerikas Präsident den israelischen Premier. Auch wenn es derzeit noch keine Anzeichen dafür gibt, sind mehrere Szenarien nicht weit hergeholt, in denen sich das rasch ändern könnte. Es bleibt dabei: Bei Donald Trump ist für Israel höchste Vorsicht geboten.

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir reden Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!