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Donald Trump durchkreuzt Israels Pläne für Schlag gegen den Iran

Israelische Kampfjets eskortieren einen amerikanischen B-52-Langstreckenbomber
Israelische Kampfjets eskortieren einen amerikanischen B-52-Langstreckenbomber (Quelle: JNS)

Die Entscheidung von US-Präsident Trump erfolgte nach monatelangen internen Debatten, ob eine militärische oder diplomatische Option verfolgt werden sollte.

David Isaac

Ursprünglich wollte Israel bereits im kommenden Mai die iranischen Atomanlagen angreifen, was jedoch die Unterstützung seitens Amerikas erfordert hätte, doch US-Präsident Donald Trump entschied sich dagegen und plädiert für Verhandlungen, berichtete die New York Times am Mittwoch.

Trumps Entscheidung erfolgte »nach monatelangen internen Debatten« darüber, ob eine militärische oder diplomatische Option verfolgt werden sollte. Selbst als »Falken« bezeichnete Mitglieder des Kabinetts hätten sich skeptisch geäußert, ob ein Militärschlag die nuklearen Ambitionen des Irans zerstören könnte, was zu dem »groben Konsens« geführt habe, dass Verhandlungen vorerst die bessere Option seien.

Beschleunigte Pläne

Die New York Times hat für ihren Bericht unter der Bedingung der Anonymität mit mehreren Beamten auf Regierungsebene gesprochen, die über Israels Pläne unterrichtet waren. Demnach sehe Israel, das sich seit Langem – ob mit oder ohne Hilfe der USA – auf einen Angriff auf den Iran vorbereitet, die derzeitige Situation als günstig für einen Militärschlag auf die iranischen Atomanlagen. So hat die israelische Luftwaffe schon den größten Teil der iranischen Luftabwehr ausgeschaltet und Irans Stellvertreter im Libanon, die Hisbollah, massiv reduziert. Mit dem Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad im Dezember letzten Jahres wurde zusätzlich ein wichtiger iranischer Verbündeter ausgeschaltet, der als Kanal für iranische Waffen an die Hisbollah diente.

Der NYT zufolge unterbreiteten hochrangige israelische Beamte ihren amerikanischen Kollegen einen Plan, der einen israelischen Kommandoangriff auf unterirdische iranische Nuklearanlagen mit Luftangriffen kombiniert hätte, wobei auch die Unterstützung durch US-Flugzeuge eingeplant war. Ziel war es, die Kapazitäten für die Entwicklung einer Atomwaffe um ein Jahr oder länger zurückzuwerfen.

Nachdem vom Militär jedoch darauf hingewiesen wurde, dass die Planung einer solchen Aktion nicht vor Oktober abgeschlossen sein würde und Netanjahu den Zeitplan beschleunigen wollte, sprachen sich die Strategen für eine ausgedehnte Bombardierungskampagne aus, welche die Unterstützung der USA erfordere.

Anschließend erörterten laut dem Zeitungsbericht der Leiter des US-Zentralkommandos (CENTCOM) Michael E. Kurilla und der Nationale Sicherheitsberater Michael Waltz Möglichkeiten, wie Amerika einen solchen Angriff unterstützen könnte, wobei die Assistenz sich darauf konzentriert hätte, auf iranische Vergeltungsmaßnahmen gegen Israel zu reagieren und sicherzustellen, dass der Angriff selbst erfolgreich wäre.

Schon im April und Oktober letzten Jahres unterstützten die USA Israel beim Abfangen iranischer Raketen. Diese Angriffe erzielten kaum Wirkung, da die meisten Raketen und Drohnen ihre Ziele nicht erreichten. Israels Gegenschläge auf Teherans Flugabwehrsysteme ließen das Land für Angriffe ungeschützt, was Israel, so die Times, sich zunutze machen möchte.

Komplette Demontage

Bei einem Treffen mit Benjamin Netanjahu im Weißen Haus am 7. April kündigte US-Präsident Donald Trump jedoch an, die Verhandlungen mit dem Iran nicht fortzusetzen. Einen Tag später veröffentlichte Netanjahus Büro ein Video mit der Aussage des Premierministers, ein Abkommen würde nur funktionieren, sollte der Iran zum kompletten Abbau seiner Atomanlagen bereit sein: »Sie gehen rein, sprengen die Anlagen und demontieren die gesamte Ausrüstung unter Aufsicht und mit Unterstützung Amerikas. Das wäre gut.«

Netanjahu warnte aber auch, der Iran könnte versuchen, auf Zeit zu spielen: »Die zweite Möglichkeit – die es nicht geben wird –, ist, dass sie [die Iraner] die Gespräche in die Länge ziehen. Und dann gibt es noch die militärische Option. Jeder ist sich dessen bewusst. Wir haben ausführlich darüber gesprochen«, so der Premierminister unter Bezug auf sein Treffen mit dem US-Präsidenten.

Donald Trump stimmte in diesem Punkt zu, als er tags darauf erklärte, eine künstliche Verzögerung der Gespräche nicht zuzulassen: »Wir haben ein wenig Zeit, aber wir haben nicht viel Zeit.« Auch eine militärische Operation sei eine »absolute Option. Wenn der Iran militärische Mittel nötig macht, werden wir diese einsetzen. Israel wird natürlich sehr stark daran beteiligt sein und die Führung übernehmen.«

Trump hatte bereits früher seine Bereitschaft signalisiert, den Iran direkt anzugreifen. Am 17. März etwa beschuldigte er Teheran, die Angriffe der jemenitischen Huthi-Milizen zu orchestrieren und drohte mit schwerwiegenden Vergeltungsmaßnahmen im Falle weiterer Aggressionen. »Niemand soll sich täuschen lassen! Die Hunderten von Angriffen der Huthi, der finsteren Gangster und Schläger im Jemen, die vom jemenitischen Volk gehasst werden, gehen alle vom Iran aus und werden von ihm gesteuert«, schrieb der Präsident auf Truth Social.

In der Zwischenzeit verlegten die Vereinigten Staaten bedeutende militärische Kräfte in die Region, darunter die USS Carl Vinson und die USS Harry S. Truman. Im März schickten die USA auch mehrere B-2-Bomber zu einer Militärbasis auf der Insel Diego Garcia im Indischen Ozean. Mit einer Reichweite von 6.900 Meilen ist die B-2 das einzige Tarnkappenflugzeug, das die GBU-57 tragen kann, eine 30.000 Pfund schwere Bunkerbrecherbombe, welche die unterirdischen iranischen Atomeinrichtungen treffen können soll.

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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