Trump, die Kurden und die Invasion in der Normandie

Trump, die Kurden und die Invasion in der Normandie
(Quelle: Ali Shaker/VOA)

Dass man die Kurden im Stich lassen könne, weil sie am D-Day in der Normandie nicht beteiligt waren, mag für Donald Trump ein überzeugendes Argument sein – ist abgesehen davon aber grober Unfug mit problematischen Implikationen.

„Um seinen Verrat an Amerikas kurdischen Verbündeten in Syrien zu rechtfertigen, riss Präsident Donald Trump einen Satz aus einem Gastkommentar auf Townhall.com aus dem Zusammenhang, der seine Haltung unterstützte. Der Beitrag von Kurt Schlichter, einem Armee-Veteranen und Autor, argumentierte auf einigermaßen nachvollziehbare Weise, dass die Kurden zwar unsere Sympathie verdienen, aber keinen Anspruch darauf haben, auf Kosten des Lebens von Amerikanern vor der Türkei geschützt zu werden. Aber der Text wird vor allem für eine zugespitzte Behauptung in Erinnerung bleiben, die Kritiker Trumps daran erinnern sollte, dass die Kurden keine Militärmacht mit dem Status eines langjährigen Verbündeten sind. ‚Lasst uns ehrlich sein‘, schrieb Schlichter. ‚Die Kurden sind uns in der Normandie, in Inchon, in Khe Sanh oder Kandahar nicht zur Seite gestanden.‘

Trump, der angesichts der heftigen überparteilichen Kritik an seiner Entscheidung alles aufgreift, was er finden kann, wiederholte vor Reportern die Behauptung: ‚Wie jemand heute in einem sehr, sehr eindrucksvollen Artikel schrieb, haben sie uns im Zweiten Weltkrieg nicht geholfen. Sie haben uns in der Normandie nicht geholfen, zum Beispiel.‘ (…)

Die New York Times und andere Medien veröffentlichten Fakten-Checks, die alle übereinstimmend zu dem Schluss kamen, dass der Präsident, wie so oft, nicht wusste, wovon er redete. Kurdische Truppen waren bei dem Angriff der Alliierten auf Adolf Hitlers Festung Europa aus dem sehr guten Grund nicht anwesend, weil sie weder über einen Staat noch über eine Armee verfügten und daher, wie zahlreiche andere Völker auch, gar nicht die Möglichkeit hatten, offiziell am Zweiten Weltkrieg teilzunehmen, geschweige denn an der Invasion am D-Day. Trump war, um es milde auszudrücken, den Kurden gegenüber unfair gewesen – und seine Gegner in den Medien haben zusätzliche Munition erhalten, um ihn aufs Korn zu nehmen.

In diesem mittlerweile bekannten Zyklus von unverschämten Aussagen des Präsidenten und darauf folgenden Verurteilungen durch die Mainstream-Medien ging die abgrundtiefe Dummheit von Trumps Kapitulation vor der Türkei unter – und die wirklich beunruhigenden Implikationen, die es hätte, wenn man amerikanische militärische und logistische Unterstützung von den Aktionen eines Landes im Zweiten Weltkrieg abhängig machen würde.“ (Jonathan S. Tobin für den National Review: „The Problem with Trump’s ‚Normandy Doctrine‘“)

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!