„Ein Onlineradiosender, der sich an die LGBT-Community richtet – vermutlich der erste derartige Sender in der arabischen Welt – nahm am Montag (18. Dezember) in Tunesien den Betrieb auf. Der von der LGBT-Rechtsgruppe Shams eingerichtete Sender bemüht sich darum, die tief verankerte Feindseligkeit in dem nordafrikanischen Staat, wo Homosexualität offiziell strafbar ist, zu bekämpfen. Die Parole des Shams-Radiosenders lautet ‚Würde und Gleichheit’ und zu seinen Moderatoren gehören prominente Aktivisten. Allerdings berichten die Initiatoren, dass sie bedroht worden sind.
Der Sender will ‚die Menschen in Tunesien, gewöhnliche Bürger und politische Entscheidungsträger gleichermaßen, für das Problem der Homophobie sensibilisieren und individuelle Freiheitsrechte verteidigen’, so der Direktor Bouhdid Belhadi. (…) ‚Mit den Themen, die wir behandeln, wollen wir alle Menschen, die in Tunesien leben, ansprechen’, so Belhadi. ‚Unser redaktionelles Prinzip besteht darin, mit Blick auf die LGBT-Community über Rechte und individuelle Freiheiten zu sprechen.’ Zu den Sendungen gehört beispielsweise eine, in der über das Alltagsleben von LGBT-Menschen berichtet wird.
Seit der Revolution von 2011 haben LGBT-Rechtsaktivisten ihr Schattendasein hinter sich gelassen, doch bleibt ihre Position in der konservativen muslimischen Gesellschaft Tunesiens prekär. Laut Paragraph 230 des Strafgesetzbuchs stehen auf Homosexualität bis zu drei Jahre Gefängnis und junge Männer werden regelmäßig verhaftet und angeklagt. Während Aktivisten die Betriebsaufnahme des Radiosenders begrüßt haben, gab es in den sozialen Netzwerken und Medien auch feindselige Reaktionen. Belhadi berichtete, er habe mehr als 4000 elektronische Beschimpfungen und Drohungen erhalten, darunter auch Todesdrohungen.“ (Bericht in der Straits Times: „LGBT radio goes online in Tunisia despite threats“)