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Ein trilaterales Bündnis gegen die iranische Aggression?

Bringt die iranische Bedrohung Israel, die USA und Aserbaidschan näher zusammen?
Bringt die iranische Bedrohung Israel, die USA und Aserbaidschan näher zusammen? (Quelle: YouTube)

Angesichts der wachsenden Bedrohung durch den Iran im Nahen Osten haben Amerika, Israel und Aserbaidschan die Möglichkeit, gemeinsam zu handeln.

Paul Miller

Der Besuch des israelischen Außenministers Eli Cohen in Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan, in der vergangenen Woche könnte ein Vorbote dessen sein, was über die bilateralen Beziehungen zwischen Israel und Aserbaidschan hinaus noch folgen wird. Nach seinem Treffen mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijewam 19. April sagte Cohen, sie hätten »die strategischen regionalen Herausforderungen erörtert, die wir gemeinsam haben, vor allem die regionale Sicherheit und den Kampf gegen den Terrorismus«.

Obwohl Cohen in seinen Äußerungen nicht direkt auf Aserbaidschans schiitischen Nachbarn Iran einging, unterstreichen die jüngsten Entwicklungen in der Region nicht nur die Bedeutung der israelisch-aserbaidschanischen Beziehungen, sondern auch die Notwendigkeit für die USA, sich an einem trilateralen Bündnis zu beteiligen, das der iranischen Aggression entgegenwirkt. Bislang hat sich die Regierung von Joe Biden an die Hoffnung auf Diplomatie mit dem Iran geklammert. Doch wenn es darum geht, mit den Mullahs zu verhandeln, wirft der derzeitige Ansatz in Washington die Frage auf: Wann wird die Regierung tatsächlich die anhaltenden und beunruhigenden Signale vernehmen, welche die Iraner unablässig an die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten senden?

Iran-Strategie der USA gescheitert

Die jüngste Drohung kam am 10. April, als der Iran die USA nach der Entsendung des U-Boots USS Florida in den Nahen Osten der »Kriegstreiberei« bezichtigte. Anfang des Monats stand der Iran kurz davor, ein Flugzeug der US-Marine abzuschießen, das angeblich dabei war, den iranischen Luftraum über dem Golf von Oman zu verletzen. Und bereits im März hatte der iranische Drohnenangriff auf einen US-Stützpunkt in Syrien die Iran-Strategie der Biden-Regierung einmal mehr infrage gestellt.

Die aktuellen Vorfälle folgten auf den jüngsten Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde, in dem die IAEO festgestellt hatte, dass der Iran in seiner Anlage in Fordo Uranpartikel mit einem Reinheitsgrad von bis zu 83,7 Prozent angereichert hat, was der Waffenqualität von 90 Prozent gefährlich nahekommt.

Die US-Politiker täten gut daran, ihren Blickwinkel zu erweitern und die anhaltende Bedrohung amerikanischer Verbündeter im Nahen Osten sowie in Europa und Asien durch den Iran in Betracht zu ziehen.

Am 3. April verhaftete Aserbaidschan vier Personen im Zusammenhang mit der versuchten Ermordung des Parlamentsabgeordneten Fazil Mustafa. Obwohl die Verwicklung des Irans in den Schusswaffenangriff nicht bestätigt wurde, wäre es naheliegend, die geopolitischen Zusammenhänge zumindest ansatzweise zur Kenntnis zu nehmen, denn Mustafa hatte sich zuvor sehr kritisch gegenüber dem Iran geäußert und das Attentat ereignete sich, nachdem Aserbaidschan als erstes Land mit schiitischer Mehrheit eine Botschaft in Israel eröffnet hatte. Ende Januar führte ein Anschlag auf die aserbaidschanische Botschaft in Teheran zum Tod des Leiters von des Sicherheitsdiensts und zu Verletzungen zweier Wachleute. Und im März flog ein iranisches Militärflugzeug entlang der Grenze zu Aserbaidschan, was Baku dazu veranlasste, eine Protestnote an Teheran zu richten.

Abgesehen davon, dass Aserbaidschan und der Iran mehrheitlich schiitische Länder sind, haben die beiden Staaten wenig gemeinsam, vor allem, wenn es um ihre Werte, ihre Haltung gegenüber dem Westen und ihre Beziehungen zu Israel geht. Der Zeitpunkt der Anschläge und Drohungen gegen Aserbaidschan in den ersten Monaten dieses Jahres sollte daher nicht als im luftleeren Raum schwebend betrachtet werden: die Nähe zur Eröffnung einer Botschaft in Tel Aviv durch Baku ist nicht zu übersehen.

Ohne Antisemitismus geht es nicht

Die jüngsten Ereignisse erinnern an das im Jahr 2021 nahe der iranischen Grenze zu Aserbaidschan abgehaltene Manöver namens Eroberer von Khaybar. Dieses war die erste Militärübung seit fast dreißig Jahren, als Aserbaidschan seine Unabhängigkeit von der ehemaligen Sowjetunion erlangte, die der Iran in seinem nordwestlichen Grenzgebiet abhielt. 

In seiner Kritik an der Übung fragte Präsident Ilham Alijew damals, warum diese ausgerechnet »jetzt und in der Nähe unserer Grenzen« stattfinde. Die Frage war natürlich rein rhetorisch gemeint, hat der Iran mit seiner Begründung doch selbst sein wahres Motiv offenbart. So erklärte der Sprecher des Teheraner Außenministeriums, Saeed Khatibzadeh, sein Land werde »die Anwesenheit des zionistischen Regimes in der Nähe unserer Grenzen nicht dulden«, wobei er sich auf die tiefen und vielfältigen Beziehungen zwischen Israel und Aserbaidschan seit dem Jahr 1992 bezog.

Obendrein war der Name des Manövers einer islamischen Erzählung über die jüdische Festung Khaybar in der arabischen Wüste entlehnt, die 628 n. Chr. in die Hände des Propheten Mohammed fiel. Das Militärmanöver war damit eine erneute Bestätigung des iranischen Ziels, das jüdische Volk zu vernichten. Der Iran macht immer wieder deutlich, keine Juden zu dulden, und die Übung war Teil derselben Erzählung, aus der sich auch die iranischen Drohungen speisen, Israel und die Juden durch sein Atomprogramm von der Landkarte zu tilgen.

Nur allzu instinktiv tun westliche Beobachter solche Entwicklungen – und sogar die häufigen »Tod für Amerika!« und »Tod für Israel!«-Sprechchöre, die von den iranischen Regimeanhängern ausgehen – als bloß oberflächliches Tamtam ab. Dabei handelt es sich keineswegs um Allerweltphänomene, sondern um echte Drohungen, die sich in konkreten Handlungen gegen die USA und ihre Verbündeten niederschlagen können, weswegen sie von den politischen Entscheidungsträgern genau im Auge behalten werden sollten, wenn sie Washingtons allgemeines Vorgehen gegenüber Teheran bewerten.

Erst diese Woche berichtete das Wall Street Journal, der Iran habe die russischen Streitkräfte in der Ukraine in den vergangenen sechs Monaten mit mehr als 300.000 Artilleriegranaten und einer Million Schuss anderer Munition beliefert und damit den Schauplatz seiner Aktivitäten weiter nach Osteuropa ausgedehnt.

Amerika, Israel und Aserbaidschan, vereint durch die wachsende Bedrohung, der sie ausgesetzt sind, hätten die Möglichkeit, gemeinsam als trilaterale Allianz gegen die iranische Aggression vorzugehen. In Anbetracht ihres Status als Weltmacht obliegt es den Vereinigten Staaten, dieses Bündnis anzuführen, bevor es zu spät ist.

Paul Miller ist Medien- und Politikberater und lebt in der Nähe von Chicago. Seine Kommentare wurden in USA Today, New York Daily News, New York Post, Newsweek und The Hill veröffentlicht.  (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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