Todenhöfers falscher Nusra-Kämpfer, ein Assad-Anhänger?

Todenhöfers "Prinzessin": Sheherazad Dschafari, die Tochter des syrischen UN-Botschafters Baschar Dschafari

„Trotz des publizistischen Erfolgs tauchten kurz nach der Veröffentlichung erste Zweifel über die Authentizität des Interviews auf, inzwischen haben international führende Syrien-Experten ihre Bedenken geäußert. Nun aber sind weitere, wesentlich brisantere Vorwürfe hinzugekommen. Am Freitag berichtete die bekannte syrische Online-Zeitung Zaman al-Wasl, dass der Interviewpartner Todenhöfers ‚fake‘ sei, also eine Fälschung. Abu al Ezz wäre weder Kommandeur der al-Qaida nahen Al-Nusra-Front, noch gehöre er zu ihrer Nachfolgeorganisation, Fateh al-Sham.

Der ehemalige CDU-Politiker soll stattdessen einem Vertreter des syrischen Regimes gegenüber gesessen haben. Das soll Ahmed Scheich al-Diaa gewesen sein, ein christlicher Abgeordneter im syrischen Parlament. Er stamme aus Haribel, dem Dorf südlich von Aleppo, in dessen Nähe das Interview Todenhöfers stattgefunden habe. Der Ort liege auch nicht im Niemandsland, wird im Artikel weiter behauptet, sondern wird von der syrischen Armee kontrolliert

Zaman al-Wasl berief sich bei ihrer Enthüllungsgeschichte auf Informationen syrischer Aktivisten. Sie hätten die wahre Identität des vermeintlichen Kommandeurs herausgefunden. Zudem war zu erfahren, mindestens einer der Aktivisten komme selbst aus dem Dorf Haribel. Scheich al-Diaa spiele dort die Rolle eines Führers, einer Art Bürgermeisters.

Den Bewohnern soll der Besuch des deutschen Fernsehteams nicht verborgen geblieben sein, war am Freitagnacht auf einer geheimen Facebook-Gruppe von syrischen Journalisten gepostet worden. Die Zeitung wies in ihrem Bericht auf die gute Beziehungen des christlichen Parlamentsmitglieds zum Machtzirkel von Präsident Assads hin. Dazu gehöre die Tochter des syrischen UN-Botschafters Baschar Dschafari.

Mit Sheherazad Dschafari ist Todenhöfer selbst seit langem in gutem Einvernehmen. ‚Meine Prinzessin‘, nannte sie der deutsche Publizist in einigen seiner E-Mails von 2011 und 2012. Als der Postverkehr letztes Jahr an die Öffentlichkeit kam, bestätigte Todenhöfer die Echtheit.“

(Alfred Hackensberger: „Interview mit Al-Nusra-Front Brisante neue Vorwürfe gegen Todenhöfer“)

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