Der Ansatz der Soft-Power-Diplomatie des Westens gegenüber dem Iran und seinen terroristischen Stellvertretern ist ausnahmslos gescheitert.
Jason Shvili
Am 16. Oktober tötete eine Patrouille der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) den Anführer der Terrorgruppe Hamas, Yahya Sinwar, in Rafah, der südlichsten Stadt im Gazastreifen, in die Israel auf Druck westlicher Nationen eigentlich nicht vordringen hätte sollen.
Sinwar war der Drahtzieher des Massakers vom 7. Oktober 2023, der schlimmsten Gräueltat gegen das jüdische Volk seit dem Holocaust. Seine mörderische Vergangenheit hielt Medien, soziale Plattformen und Terrororganisationen jedoch nicht davon ab, ihn als Helden zu feiern. Es überrascht auch nicht, dass die US-Regierung und andere westliche Staats- und Regierungschefs die Gelegenheit nutzten, erneut einen sofortigen Waffenstillstand zu fordern – in dem Versuch, den Schwung Israels zu stoppen und damit sein Ziel, die Hamas zu vernichten, zu torpedieren.
Yahya Sinwar war kein Held, er war ein völkermörderischer Terrorist, der nicht nur Juden, sondern auch andere Palästinenser brutal misshandelte. Er verbrachte mehr als zwei Jahrzehnte in einem israelischen Gefängnis. Nach seiner Freilassung beherrschte er rücksichtslos den Gazastreifen mit eiserner Faust. In den letzten Monaten versteckte sich Sinwar im riesigen Tunnelsystem der Hamas, während oberhalb der Erde die Bewohner des Gazastreifens unter den Schrecken des Kriegs litten. Der ehemals große Anführer wurde nicht im Kampf getötet, sondern auf der Flucht vor dem israelischen Militär. Kurz gesagt, er lebte als Feigling und starb als solcher.
Doch sein Tod ist in keinem Fall ein Grund für einen Waffenstillstand. Tatsächlich ist der Ansatz der Soft-Power-Diplomatie des Westens gegenüber dem Iran und seinen terroristischen Stellvertretern einschließlich der Hamas ausnahmslos gescheitert. Wie üblich lautet das Schlagwort der USA »regionale Stabilität«, was bedeutet, dass Israels Feinde am Leben bleiben dürfen, um nach einiger Zeit erneut angreifen zu können. Allerdings sind sich Israel und viele Militärexperten einig, dass die Zeit reifer denn je ist, die Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah im Libanon endgültig zu zerschlagen.
Da westliche Staats- und Regierungschefs, darunter auch US-Präsident Joe Biden, der Tötung Sinwars ihre Zustimmung gezollt haben, nutzen sie seinen Tod nun als Gelegenheit, Israel erneut unter Druck zu setzen, von seiner Militärstrategie abzuweichen und sich zurückzuziehen. Israel, das mehrere zentrale Teilsiege gegen den Iran und seine Stellvertreter errungen hat, ist aber natürlich geneigt, seinen Kurs beizubehalten. Als US-Außenminister Antony Blinken vergangene Woche in Jerusalem war, versuchte er erneut, die israelische Regierung zu bewegen, die Waffen niederzulegen, aber sie wies seine abgedroschenen Argumente rundheraus zurück. Tatsächlich ist es an der Zeit, dass die USA wieder auf die Gewinnerseite der Geschichte des Nahen Ostens zurückkehren.
Kaltblütiger Mörder
Yahya Sinwar war weder ein Held noch ein Freiheitskämpfer, und seinen Spitznamen »Schlächter von Khan Yunis« verdiente er sich nicht durch Kämpfe gegen Israel, sondern durch die brutale Folterung und Ermordung von Palästinensern, die der Kollaboration mit dem jüdischen Staat verdächtigt wurden. 1988 wurde er von Israel zu vier lebenslangen Haftstrafen verurteilt, weil er die Entführung und Tötung von zwei israelischen Soldaten und vier als Kollaborateure betrachteten Palästinensern inszeniert hatte.
Sinwar verbrachte 22 Jahre im Gefängnis und setzte dort seine Schreckensherrschaft fort, indem er Mithäftlinge folterte. Er war einer der tausend Gefangenen, die im Jahr 2010 im Austausch für den IDF-Soldaten Gilad Shalit, den die Hamas vier Jahre zuvor entführt hatte, freigelassen wurden. Sinwar kehrte anschließend in den Gazastreifen zurück, wo er wie andere arabische Diktatoren regierte und keine abweichenden Meinungen duldete. Wie andere Hamas-Führer bereicherte sich auch Sinwar an den verarmten Bewohnern des Gazastreifens; sein Nettovermögen wurde auf ein bis drei Milliarden Dollar geschätzt.
Am 6. Oktober zog sich Sinwar in seine luxuriösen Tunnel zurück, der mit Lebensmitteln und humanitärer Hilfe für die Zivilbevölkerung, Waffen und einem Vorrat von Millionen an Bargeld gefüllt war – und wartete solcherart geschützt auf die Reaktion Israels auf das Massaker, das am nächsten Tag stattfinden sollte. Der Hamas-Chef versteckte sich in seinem komfortablen Zufluchtsort und kümmerte sich nicht um das Grauen, das die Menschen im Gazastreifen oberhalb der Erde erleiden würden. Tatsächlich hielt er ihren Tod für notwendig, um Israel zu besiegen.
Nicht im Kampf gestorben
Nach seinem Tod postete das iranische Militär auf X: »Yahya Sinwar war ein Held mit einem jungen Herzen, der bis zu seinem letzten Atemzug und seiner letzten Kugel gegen das zionistische Regime kämpfte.« Falsch. Sinwar verbrachte den Krieg versteckt in Tunneln und benutzte israelische Geiseln als menschliche Schutzschilde. Nachdem diese Geiseln so lange ausgehungert worden waren, dass sie ihn nicht mehr begleiten konnten, ließ er sie ermorden. Schließlich musste Sinwar an die Oberfläche kommen, weil die IDF die Tunnel zerstörte, in denen er sich versteckt hielt.
Viele, die den Film von Sinwars letzten Momenten sahen, machten großes Aufheben um die Tatsache, dass seine finale Tat darin bestand, einen Stock auf die IDF-Drohne zu werfen, die ihn verfolgte. Dies war ein Akt der Verzweiflung, kein Heldentum. Als die IDF-Patrouille Sinwar fand, versteckte er sich unter drei Decken, wie ein kleines Kind, das sich unter seinem Bett vor Monstern versteckt.
»Er hatte den Tascheninhalt eines Gammlers bei sich: Eine Packung Mentos, Taschentücher, etwas Geld und einen gefälschten Pass, in dem als Beruf Angestellter der UNRWA, der Hilfs- und Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge, aufgeführt war«, berichtete Newsweek. Wie Yehuda Shlezinger von Israel Hayom schrieb, war Sinwar »kein großer Kämpfer, eher ein feiger Floh«.
Nun nutzt der Westen Sinwars Tod als Vorwand, um seine bankrotte Waffenstillstandslösung zu propagieren. Während die US-Regierung Israel für die Tötung Sinwars lobte, forderte sie gleichzeitig ein Ende des Kriegs. Israel solle »nach vorne schauen«, meinte Präsident Joe Biden, während Vizepräsidentin Kamala Harris bemerkte, »dieser Moment gibt uns die Gelegenheit, den Krieg endlich zu beenden«. Andere westliche Staats- und Regierungschefs wie der britische Premierminister Keir Starmer folgten dem Beispiel: »Die Antwort ist Diplomatie, und wir müssen das Beste aus diesem Moment machen.«
Jedoch ist das Gegenteil gerade der Fall, und die westlichen Nationen missverstehen Israels existenzielle Mission, nämlich die Bedrohung durch einen jahrzehntelangen Feind zu zerstören.
Waffenstillstand macht keinen Sinn
Die Forderungen der Hamas – Einstellung der israelischen Militäroperationen und vollständiger Abzug der IDF aus dem Gazastreifen sowie die Freilassung Hunderter palästinensischer Gefangener – haben sich trotz Sinwars Tod nicht geändert. Israel hat diesen Bedingungen nie zugestimmt und wird das auch nie tun. Und schlimmer noch als die ohnehin schon nicht erfüllbaren Forderungen, die sie stellt, hat die Hamas nie zugestimmt, alle israelischen Geiseln freizulassen.
Warum sollte Israel einem Waffenstillstand zustimmen, wenn es so kurz davorsteht, die Hamas im Gazastreifen endgültig zu vernichten? Das wäre so, als hätten die Alliierten bei Erreichen der Tore Berlins einem Waffenstillstand mit den Nationalsozialisten zugestimmt.
Die Eliminierung von Yahya Sinwar bedeutet nicht, dass der Krieg vorbei ist. Wie der Nationale Sicherheitskommunikationsberater des Weißen Hauses John Kirby sagte, existiert die Hamas »immer noch als terroristische Organisation. Sie sind immer noch im Gazastreifen. Sie halten immer noch Geiseln fest.« Daher ist es für Israel sinnvoller, den unerbittlichen militärischen Druck auf die Terrororganisation aufrechtzuerhalten und sie weiter zu schwächen.
Der Westen begeht einen Fehler, wenn er auf seiner gescheiterten Strategie der sanften Diplomatie im Nahen Osten beharrt. Die Situation würde sich weit besser entwickeln, würde der Westen seine gescheiterte Strategie der sanften Diplomatie aufgeben und Israels erfolgreiche Offensive gegen den globalen Dschihad unterstützen – oder zumindest Israel aus der Schusslinie gehen und es die Arbeit zu Ende bringen lassen würde.
Jason Shvili ist mitwirkender Redakteur bei Facts and Logic About the Middle East (FLAME), einer Organisation, die Aufklärungsmaterial veröffentlicht, um Unwahrheiten und falsche Vorstellungen über Israel und seine Beziehungen zu den Vereinigten Staaten zu korrigieren. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)