„Tod-für-Rohani“-Rufe am Jahrestag der iranischen Revolution

Motorrad-Demonstration zu Ehren des 42. Jahrestags der iranischen Revolution
Motorrad-Demonstration zu Ehren des 42. Jahrestags der iranischen Revolution (© Imago Images / Pacific Press Agency)

Während konservative Quellen von spontanen Unmutsäußerungen der Bevölkerung sprechen, spekulieren Rohani nahestehende Quellen über eine politisch geplante Aktion gegen den Präsidenten.

Iran International

In seiner Rede zum 42. Jahrestag der iranischen Revolution von 1979 sprach Präsident Hassan Rohani von seinem Stolz darauf, den Weg der Verhandlungen als „eine der Voraussetzungen für eine moderne Regierung und das Regieren in einer modernen Welt“ gewählt zu haben. Er entschuldigte sich aber auch für seine Versäumnisse in den vergangenen siebeneinhalb Jahren.

Aber die bleibenden Bilder, die von Medien und sozialen Medien diesbezüglich vermittelt wurden, waren Schwärme von Regimeanhängern auf Motorrädern, die auf den Straßen iranischer Städte – darunter Teheran und Esfahan – „Tod für Rohani“ skandierten. (…) In einem Video skandiert ein Anführer „Tod für Amerika“ und die Motorradfahrer antworten „Tod für Rohani“. Dann skandiert er: „Tod für Israel“ und sie antworten „Tod für Rohani“.

Einige Aufnahmen zeigen, wie die Todesdrohungen skandiert werden, während Rohanis Rede aus Lautsprechern übertragen wird, die an Bäumen und Masten angebracht sind. Die Sprechchöre waren laut und deutlich, und die jungen Männer, die auf den Motorrädern fuhren, zeigten keine Anzeichen von Scham oder Reue in ihren Gesichtern.

Innerhalb weniger Minuten äußerten sich viele Iraner, darunter Politiker und politische Analysten. Einige Social-Media-Nutzer erinnerten an „Tod für Rohani“-Parolen während der Proteste im Dezember 2017, als Demonstranten in Mashhad im Nordosten des Irans ihrer Wut und Frustration über steigende Preise Ausdruck verliehen. Was als Protest von Hardlinern gegen Rohani begonnen hatte, verwandelte sich in landesweite Unruhen, bei denen zahlreiche Menschen getötet und verletzt wurden, bis die Behörden die Proteste Anfang Januar 2018 gewaltsam unter Kontrolle bringen konnten.

Es ist nicht bekannt, ob die Sprechchöre vom Mittwoch eine echte, spontane Bewegung von wütenden jungen Männern waren oder von Machtzentren wie dem Büro des Obersten Führers Ali Khamenei oder den Revolutionsgarden orchestriert wurden.

Ein ehemaliger Minister unter Präsident Rohani, Abbas Akhondi, twitterte, die „hässlichen“ Todesgesänge seien das Ergebnis der Existenz „mehrerer Machtzentren“. Akhondi forderte die Mitglieder des iranischen Parlaments, insbesondere die in Isfahan, auf, die Tat der Motorradfahrer zu verurteilen. Alireza Moezi, ein Stellvertreter von Rohanis Stabschef, meinte, die Aktion der Motorradfahrer müsse inszeniert worden sein.

Die Nachrichtenagentur Fars, die mit den Revolutionsgraden (IRGC) verbunden ist, erinnerte die Leser daran, dass Khamenei die Iraner kürzlich dazu aufgerufen hatte, keine Staatsbeamten zu beleidigen. Aber einige Nutzer sozialer Medien schrieben die Drohungen gegen Rohani der IRGC und den Basij-Freiwilligen zu, die der IRGC unterstellt sind. Ehsan Soltani, ein im Ausland lebender Studentenaktivist, erklärte, die Motorräder gehörten zur IRGC und die Fahnen, die die Motorradfahrer trugen, seien eindeutig staatlichen Einrichtungen zuzuordnen.

Hesamoddn Ashna, der Kulturberater des Präsidenten, sah in dem Vorfall „einen organisierten Akt“ gegen die Regierung, der leicht zu Gewalt durch den Mob führen könne. Mostafa Faghihi, der Herausgeber von Entekhab, einer Rohani nahestehenden Nachrichten-Website, meinte, die Motorradfahrer hätten Rohani bedroht, aber „nicht den Mut gehabt, die Gesänge gegen andere zu richten.“

Mostafa Tajzadeh, ein ehemaliger Minister, erinnerte seine Leser daran, dass das (persische) Wort „Rohani“ „Kleriker“ bedeutet und der Gesang in Drohungen gegen alle Kleriker umschlagen könnte. (…)

Der konservative Aktivist Mahdi Khalili verwies auf die Frustration der Menschen über Rohanis „Untätigkeit und sein politisches und wirtschaftliches Versagen.“ Für Khalili sprachen die Motorradfahrer „für die unterdrückte Nation des Iran, die den Lügen zugehört und das arrogante Verhalten der älteren Politiker in Rohanis Partei beobachtet hat und wütend über Korruption und ungerecht verteilte Privilegien ist.“

(Aus dem Artikel „Chants Of ‘Death To Rouhani’ Fuel Frantic Speculation And Rival Theories“, der bei Iran International erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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