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„The German Problem“: Völkermord, Libyen, Giftgas, Sigmar Gabriel und deutscher Frieden

Gefangene Herero in Ketten
Gefangene Herero in Ketten (Ullstein Bilderdienst, Gemeinfrei)

Statt Entschädigung für begangene Verbrechen zu zahlen, spielt man sich als deutscher Sozialdemokrat lieber als Obermoralist auf.

Ein besonders beliebter Zeitvertreib linksliberaler Zeitgenossen in Deutschland besteht darin, sich über das Unwissen von Amerikanern lustig zu machen. Nur 28% aller befragten US-Bürger finden den Iran richtig auf einer Karte? Herrje sind die dumm und führen dann auch noch Kriege.

Das alles findet statt in einem Land, in dem ein Ex-Außenminster stolz folgendes auf seinem Twitter Account verbreitet:

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Nachhilfe für Gabriel

Wenn, so bezöge sich deutsche Legitimität bestenfalls auf den ersten im 20. Jahrhundert verübten Völkermord an Herero und Nama (in der älteren Literatur: Hottentotten) in Deutsch-Südwestafrika, dass damals als Kolonie zum Reich gehörte, welches immerhin mit seinen afrikanischen und pazifischen Besitzungen bevölkerungsmäßig die drittgrößte und flächenmäßig die viertgrößte Kolonialmacht war.

Würde sich Sigmar Gabriel auch ein wenig besser in der Geschichte seiner Partei auskennen, die er so gekonnt half, unter 20% zu drücken, wüsste er vielleicht, dass es einige wenige aufrechte Sozialisten waren, die damals das blutige Vorgehen sowohl in Deutsch-Südwest als auch in Deutsch-Ostafrika (heute Tansania) heftig kritisierten.

Von allen Kolonialmächten im 19. und frühen 20. Jahrhundert dürfte das Deutsche Reich sich neben dem belgischen König, dem damals der Kongo gehörte, als brutalste aufgeführt haben.

Offenbar aber hat sich Gabriel, wie so viele andere Deutsche, nie mit diesem dunklen Kapitel der Vergangenheit beschäftigt. Warum auch? Er stand ja nur jenem Ministerium vor, das dafür hätte zuständig sein sollen und seiner Verantwortung nicht nachkam: „Rund 70.000* Herero oder Nama wurden damals in die Wüste getrieben oder in Konzentrationslager gesteckt. Viele verdursteten, andere wurden getötet – auf deutschen Befehl. Der erste Genozid des 20. Jahrhunderts. Seit Jahren wartet man in Namibia auf Entschädigung. Doch die kommt nicht.“

Statt Entschädigung für begangene Verbrechen zu zahlen, spielt man sich als deutscher Sozialdemokrat lieber als Obermoralist auf und bewirbt schamlos die eigene Interesselosigkeit in Libyen.

Dass ein Autokrat, nämlich Gaddafi – der, ginge es nach deutscher Außenpolitik, dort heute noch so fest im Sattel säße wie Saddam Hussein im Irak – in den 8oer Jahren mit deutscher Hilfe eines der größten Giftgasprogramme in der Region auflegte, scheint einen Ex-Außenminister ebenfalls nicht weiter zu stören. Als bekannt wurde, dass deutsche Firmen nicht nur Saddam Hussein, sondern auch den libyschen Diktator, der, wie Saddam Hussein auch, immer wieder die Vernichtung des jüdischen Staates forderte, solcherart beliefert hatten, erschien in der New York Times ein Artikel von William Safire unter dem Titel „The German Problem“.

Darin hieß es unter anderem:

Man könnte meinen, dass diese Generation von Deutschen, die sich der Schuld ihrer Väter an der Vergasung von Millionen Unschuldiger vor nicht allzu langer Zeit bewusst ist, heute besonders sensibel auf die Aussicht auf Komplizenschaft bei der Ermordung von Zivilisten mit Gas durch einen terroristischen Staat reagieren würde. Aber anscheinend wollen zu vielegute Deutsche einfach nichts davon wissen. (…)

Findet es der exportbegeisterte Außenminister Genscher gut, dass westdeutsche Raketenexperten die technischen Mittel für den Bau von Trägersystemen für Giftgaswaffen in der Dritten Welt bereitstellen? Hält es Kohl für rechtlich und moralisch vertretbar, dass Bonn einigen seiner gut vernetzten Staatsangehörigen erlaubt, an der Terrorisierung der Welt mitzuwirken?

Die guten Deutschen, von denen William Safire hier spricht, sind geblieben. Sie sind gut, weil sie ihre Amnesie inzwischen sogar so laut in die Welt hinausbrüllen können wie Sigmar Gabriel. Sie wollen nur Frieden und haben keine Interessen. Und das macht sie ebenso gefährlich wie jene, die um des Profits willens einst Saddam und Gaddafi belieferten oder die halbe Bevölkerung Südwestafrikas ausrotteten.

Gabriel allerdings hat Unrecht: Sie hatten und haben Waffen, Geld und ein ganz reines Gewissen, denn sie handeln ja nicht etwa aus schnödem Eigeninteresse, sondern immer nur für höhere Ziele, ganz besonders aber für den Frieden.

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